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Die verrückten Velo-Holländer
Erst wenn ihnen mächtig Wind ins Gesicht peitscht, fahren sie ihre Gegenwind-WM

Vollgas gegen 80 km/h ankämpfen: Der frühere Radprofi Laurens ten Dam (vorne) und Stefan Bolt.
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Die Finnen haben uns die WM im Frauentragen geschenkt (nein, es gibt kein Männertragen). Die Neuseeländer das Nacktrugby (Frauen inklusive) – und die Holländer das WM-Zeitfahren auf dem Velo. Das hört sich jetzt vielleicht nicht besonders spektakulär an, weil der entscheidende Zusatz fehlt: Gegenwind.

Denn erst wenn ihnen dieser mit mindestens 50 km/h ins Gesicht bläst, wagen jeweils 300 Leidwillige (Frauen natürlich inklusive), was so gut wie jede Velofahrerin und jeder Gümmeler sonst auf dem Planeten leidenschaftlich hasst: das Fahren im Gegenwind.

Geteiltes Leid: Vier Kämpen trotzen an der Zeitfahr-WM dem Gegenwind.

An der NK Tegenwindfietsen aber ist viel Wind unabdingbar. «We kriehen sturm» (ein Sturm bahnt sich an), informiert das Komitee die Gegenwind-Willigen jeweils ein paar Tage vor der WM, dann wird auf Eingängern ohne Schnickschnack und in Turnschuhen auf dem Oosterschelde-Sturmflutwehr über 8,7 km geradelt, mit viel Lust am Leiden – allein oder im Team, Männlein und/oder Weiblein, selten mit Helm, dafür auch mal im Kostüm. Denn an den NK Tegenwindfietsen ist der Luftwiderstand nun wirklich egal.

Mit Laurens ten Dam – dem Gesamtneunten der Tour de France von 2014 – war letzte Woche bei 80 km/h Gegenwind auch ein früherer Hochkaräter am Start. Der schillernde Ten Dam, der als Profi schon regelmässig auffiel, wagte sich auf einem Oldtimer-Tandem auf die Strecke. Er freute sich vor allem, dass sein Strampelpartner ebenfalls ordentlich in die Pedalen trat. Und doch wurde das Edelteam gar von einem Solisten bezwungen – einem Krebsforscher. Dessen Erfolgsmantra für Nachahmerinnen: «Denk nicht zu viel nach, häng dich so weit über den Lenker, dass dein Kinn fast das Vorderrad berührt, und tritt kräftig in die Pedalen.»