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Nach Gefangenen-Deal mit Russland
Diese Amerikaner bleiben zurück in Putins Kerkern

This grab from a handout footage taken and released by Sverdlovsk regional Court press service on June 20, 2024 shows US-Russian citizen Ksenia Karelina standing in a cage at the Sverdlovsk regional Court in Yekaterinburg. (Photo by HANDOUT / Sverdlovsk regional Court press / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / SVERDLOVSK DISTRICT COURT " - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS
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Sie können aufatmen. Sie umarmen ihre Familienangehörigen. Sie sind US-Präsident Joe Biden unendlich dankbar. Der Journalist Evan Gershkovich, der ehemalige Marinesoldat Paul Whelan und die Journalistin Alsu Kurmasheva, allesamt US-Bürger, sind endlich in Freiheit. (Lesen Sie auch den Artikel «Rührende Szenen auf dem Rollfeld, Biden zeigt sich bei Empfang emotional».)

Mindestens vier Amerikaner profitierten aber nicht vom historischen Deal zwischen den USA und Russland. Sie bleiben in Wladimir Putins Kerkern. Und ihre Angehörigen bangen um ihr Schicksal. Im Folgenden eine Übersicht der Amerikaner, die in Russland in Haft bleiben.

HANDOUT PHOTO:
This photo of Marc Fogel was taken by Irina Pigman, a friend of the Fogel family, during his trial in Moscow in June 2022.
(Photo by Irina Pigman)

Marc Fogel, Lehrer

Der Geschichtslehrer Marc Fogel wurde im August 2021 auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo verhaftet. Laut russischen Behörden hat der US-Bürger bei der Einreise «Drogenschmuggel in grossem Stil» betrieben. Fogel wies den Vorwurf vehement zurück. Er hatte elf Gramm Marihuana und acht Gramm Cannabisöl dabei, um Wirbelsäulenschmerzen zu behandeln. Das Präparat war ihm von einem Arzt verschrieben worden. Nach einem Schauprozess im Frühjahr 2022 erhielt Fogel 14 Jahre Gefängnis.

«Heute wurde Marc wieder zurückgelassen», teilte seine Familie am Donnerstag in einer Erklärung mit. Sie forderte die US-Regierung auf, sich für die Freilassung Fogels einzusetzen. «Marc ist schon viel zu lange zu Unrecht inhaftiert und muss bei allen Austauschverhandlungen mit Russland Vorrang haben, unabhängig von seinem Bekanntheitsgrad oder seiner Berühmtheit», schrieben seine Frau und seine Söhne laut «Washington Post». Der aus Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania stammende Mann unterrichtete an der Anglo-American School of Moscow. (Lesen Sie zum Gefangenenaustausch auch den Artikel «Russland lässt Journalisten frei, der Westen Mörder und Spione».)

This grab from a handout footage taken and released by Sverdlovsk regional Court press service on June 20, 2024 shows US-Russian citizen Ksenia Karelina siting in a cage at the Sverdlovsk regional Court in Yekaterinburg. A dual US-Russian citizen accused of donating around $50 to a pro-Ukrainian charity goes on trial for treason in the Russian city of Yekaterinburg. Ksenia Karelina, a 32-year-old ballerina living and working in Los Angeles, was detained by police in Yekaterinburg in late January while on a trip to visit her family in Russia. Prosecutors accuse her of "proactively transferring funds to a Ukrainian organisation, which the Ukrainian Armed Forces subsequently used to purchase tactical medicine, equipment, weapons and ammunition." She faces life in prison if found guilty. (Photo by HANDOUT / Sverdlovsk regional Court press / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / SVERDLOVSK DISTRICT COURT " - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS

Ksenia Karelina, Ballerina

Die in Los Angeles lebende Künstlerin Ksenia Karelina wurde Ende Januar in der Stadt Jekaterinburg festgenommen. Sie war aus den USA nach Russland gereist, um ihre Familie zu besuchen. Die gleichgeschaltete russische Justiz wirft der 33-jährigen Frau vor, in den USA «proaktiv» Gelder für die Ukraine gesammelt zu haben. Nach Angaben einer russischen Rechtsschutzorganisation soll Karelina am 24. Februar 2022, dem Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, umgerechnet 45 Franken von ihrem amerikanischen Konto an die Wohltätigkeitsstiftung «Razom for Ukraine» überwiesen haben.

Die russischen Behörden steckten sie zunächst wegen «Hooliganismus» ins Gefängnis. Kurz danach wurde ein Strafverfahren wegen «Staatsverrats» gegen die amerikanisch-russische Doppelbürgerin eröffnet. Ihr drohen 20 Jahre Haft. Der Prozess gegen Karelina begann Ende Juni in Jekaterinburg.

US Army soldier Gordon Black, who was detained on suspicion of theft, appears in court in the far eastern city of Vladivostok on June 6, 2024. (Photo by Pavel KOROLYOV / AFP)

Gordon Black, US-Soldat

Mitte Juni verurteilte ein Gericht in Wladiwostok im Fernen Osten Russlands den US-Soldaten Gordon Black zu knapp vier Jahren Gefängnis. Er soll seine russische Partnerin angegriffen und bestohlen haben. Der 34-Jährige wurde im Mai festgenommen. Laut US-Medien war der Soldat in Südkorea stationiert und reiste auf eigene Faust nach Russland. Dass er seiner Freundin mit dem Tod gedroht haben soll, stritt Black ab. Er habe sie nur am Nacken gefasst, um sie zu beruhigen, da sie stark alkoholisiert gewesen sei.

Die US-Behörden haben inzwischen die Lohnüberweisung an Black eingestellt, weil er ohne Genehmigung nach Russland gereist war. Seine Freundin lernte er in Südkorea kennen. Der Soldat war zuvor im Irak und in Afghanistan stationiert. Black zahlt für sein Draufgängertum einen hohen Preis.

In this grab from a handout footage released by the Moscow City Court press service on July 18, 2024, US citizen Michael Travis Leake, who was detained in June 2023 and accused of "organising a drug dealing business involving young people", stands inside a defendants' cage during his verdict hearing at the Khamovnitchesky district court. A former US paratrooper and rock musician detained in Russia more than a year ago on drugs charges was on July 18, 2024 sentenced to 13 years in jail, Moscow's courts service said. (Photo by Handout / MOSCOW CITY COURT PRESS SERVICE / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / Moscow City Court press service  handout" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS

Michael Travis Leake, Musiker

In einem russischen Gefängnis bleibt auch der amerikanische Musiker und Ex-Soldat Michael Travis Leake. Er wurde vor zwei Wochen zu 13 Jahren Haft verurteilt: Der Mann solle Drogen an Jugendliche verkauft haben, teilten die russischen Behörden mit. Nach Angaben der BBC lebte Leake seit vielen Jahren in Russland. Verhaftet wurde er im Juni 2023. Den Grund wisse er nicht, sagte Leake damals in einem im Internet verbreiteten Video.

Er war Mitglied einer US-Rockband in Moskau. 2014 trat Leake in der Dokuserie «Parts Unknown» des amerikanischen Starkochs Anthony Bourdain auf. Die Sendung wurde in Moskau und Sankt Petersburg gedreht. Die Produzentin beschrieb Leake als wortgewandten  Showman, der «Russland liebte».

French Laurent Vinatier, 47, an employee of Swiss NGO Centre for Humanitarian Dialogue, who was arrested in Russia in early June 2024 and accused of allegedly gathering military information, attends a court session in Moscow on July 31, 2024. A Moscow court on July 31, ordered the extension for a month of the pre-trial detention of Laurent Vinatier, a Frenchman working for a Swiss NGO who was arrested at the beginning of June and accused of collecting intelligence on the Russian army, as reported by AFP. (Photo by Alexander NEMENOV / AFP)

Fast 800 politische Gefangene in Russland

Nach Angaben der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial gibt es in Russland derzeit fast 800 politische Gefangene. Die Bürgerrechtsplattform OVD.info meldet, dass gegen mindestens 3000 Personen politisch motivierte Strafverfahren liefen. Bei den meisten handelt es sich um russische Staatsbürger. Im Juni bekamen die russischen Theaterkünstlerinnen Yevgenia Berkovich und Svetlana Petriychuk je sechs Jahre Gefängnis, weil sie Terrorismus verherrlicht haben sollen. (Lesen Sie dazu den Artikel «Dissidentin verteidigt sich in Versform».)

Im selben Monat inhaftierten die Behörden den Antikorruptionsjournalisten Artyom Krieger. Er arbeitete für die Stiftung des Kremlkritikers Alexei Nawalny, der Mitte Februar in einem russischen Straflager starb. Der russische Ingenieur Igor Baryschnikow erhielt im vergangenen Jahr siebeneinhalb Jahre Haft. Er habe den russischen Einmarsch in der Ukraine kritisiert und falsche Informationen über russische Truppen verbreitet, hiess es.

Nicht nur Russen und Amerikaner werden Opfer der russischen Willkürjustiz. Anfang Juni nahmen die Sicherheitskräfte den französischen Wissenschaftler Laurent Vinatier in einem Café in Moskau fest. Er arbeitet für das in Genf ansässige Zentrum für humanitären Dialog. Die Schweizer NGO versucht, zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln.

Vinatier wird von der russischen Justiz beschuldigt, Informationen über militärische Aktivitäten in Russland gesammelt zu haben. Zudem wäre er verpflichtet gewesen, sich als «ausländischer Agent» zu registrieren. Die Verhaftung von Vinatier erfolgte, kurz nachdem Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron den Einsatz französischer Truppen in der Ukraine ins Spiel gebracht hatte. Macron sprach von einer «Provokation» des Kreml.