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Mamablog: Vorbilder und Vorurteile
Gefangen im Schubladendenken

Zum Wohle unserer Kinder: Mütter müssen die Gleichberechtigung vorleben, nicht predigen.
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«Ich arbeite 80 Prozent», sage ich jeweils, wenn ich nach dem Pensum meiner Erwerbstätigkeit gefragt werde. «Ich arbeite 80 Prozent», antwortet mein Mann auf die gleiche Frage. Was ging Ihnen soeben durch den Kopf? Wenn Sie so denken, wie die meisten meiner Mitmenschen, dann vermutlich: «Ein eher hohes Pensum bei zwei Kindern» und bezogen auf sein Statement «Schön, dann hat er einen Papitag».

Die Gleichberechtigung kommt langsam

2019 konnten 42.7 Prozent der Frauen unter 35 Jahren einen Hochschulabschluss vorweisen, bei den Männern waren es 36.1 Prozent. Beste Voraussetzungen für Chancengleichheit also – oder etwa nicht? Obwohl Frauen bildungsmässig auf der Überholspur sind, herrscht in der Schweiz noch das klassische Familienmodell vor: Der Vater arbeitet ohne Unterbruch Vollzeit während die Mutter sich nach der Familiengründung für eine Teilzeitstelle entscheidet. Das Modell, das wir unseren Kindern vorleben, wird sie prägen.

Wir bemühen uns darum, unseren Töchtern und Söhnen die gleichen Möglichkeiten zu bieten. Wenn Mädchen Pilotinnen werden wollen und Buben Erzieher, warum nicht? Was unsere Kinder jedoch im Alltag und durch die Medien mitbekommen, hat grösseren Einfluss auf ihr Denken und Handeln als das Versprechen, dass beide Geschlechter die gleichen Chancen haben. Die Studie annajetzt zeigt auf, dass zwei Drittel der befragten Frauen unter 35 der Meinung sind, zu viel Zeit damit verschwendet zu haben, anderen gefallen zu wollen. Es ist anzunehmen, dass dieser Prozentsatz bei jungen Männern tiefer ist. Wie sehr wir noch in traditionellen Rollenmustern denken, zeigt dieses Video sehr eindrücklich:

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Wenn wir Personen intuitiv in Schubladen stecken oder wie im Beispiel oben ein 80-Prozent-Pensum bei Müttern anderes bewerten als bei Vätern, dann spricht man von sogenannten «Unconscious Biases». Das sind unbewusste Vorurteile oder Wahrnehmungsverzerrungen, die eine rationale Beurteilung erschweren. «Unconscious Biases» sind evolutionär bedingt: In der Steinzeit, als es um Entscheidungen wie «Kampf oder Flucht» ging, war es überlebensnotwendig, sehr rasch zu reagieren. Heute ist der negative Effekt, dass Individuen in Rollen gedrängt werden, in die sie eventuell gar nicht hineinpassen und wo sie ihr Potenzial nicht optimal entfalten können. Wer wissen möchte, ob sie oder er selbst dazu neigt, in die Falle der unbewussten Vorurteile zu tappen, kann das mit diesem Video oder einem Online-Test herausfinden.

Advance ist ein Netzwerk von über 110 Schweizer Firmen, die Diversität als wichtigen Wettbewerbsfaktor erachten. In der Kampagne «How I got here» berichten bekannte Schweizerinnen von Vorurteilen, denen sie im Lauf ihrer Karriere begegnet sind. Gudrun Sander erzählt: «Bei meiner ersten Statistik-Klausur an der Uni schnitt ich als Beste ab. Als der Professor uns die Klausuren zurückgab, rief er mich auf als «Herr Sander». Offensichtlich glaubte er, dass eine so gute Leistung nur von einem Mann erbracht werden konnte. Als ich aufstand, war er irritiert – und ich ebenfalls.» Ein anderer Professor erklärte ihr: «Vergessen Sie es – eine Frau kann nicht gleichzeitig Karriere machen und eine Familie haben.» Gudrun Sander bewies das Gegenteil: Die 56-jährige dreifache Mutter ist heute Professorin für Betriebswirtschaft und Direktorin des «Competence Center for Diversity & Inclusion» an der Universität St. Gallen.

Dass Gudrun Sander und ihr Mann sich Erwerbs- und Familienarbeit partnerschaftlich geteilt haben, hat ihre berufliche Laufbahn möglich gemacht. Solange Frauen jedoch das Bedürfnis haben, «nach oben» zu heiraten, beschäftigen sie sich zu wenig mit ihrer eigenen finanziellen Unabhängigkeit. Und je grösser der Einkommensunterschied, desto schwieriger wird es für Frauen, selbstbestimmt ihre Ziele zu verfolgen und bestehende Spielregeln zu ändern.