Kommentar zum SP-PräsidiumGebt den Parteichefs mehr Lohn
Für die Führung der SP verbleibt nur das Kandidatenduo Wermuth/Meyer. Gegen die verkümmernde Auswahl bei vakanten Parteipräsidien sollte etwas getan werden.
Cédric Wermuth und Mattea Meyer werden ab Herbst gemeinsam die SP Schweiz führen: Das steht seit diesem Montag so gut wie fest. Das Konkurrenzduo mit Priska Seiler Graf und Mathias Reynard gibt Forfait, und eine andere ernsthafte Alternative zu Meyer und Wermuth ist nicht auszumachen.
Der Rückzug von Seiler Graf und Reynard ist zu bedauern. Vor allem die 51-jährige Seiler Graf, langjährige Klotener Stadträtin und ausgebildete Lehrerin, verkörpert mit ihrem Pragmatismus das Erdverbundene innerhalb der Sozialdemokratie. Wermuth und Meyer dagegen entstammen dem Habitat der kämpferischen linken Jungakademiker, das globalen Bewegungen wie «Fridays fur Future» und «Black Lives Matter» nahesteht. Man hätte gespannt sein dürfen, welche Kultur in der SP tragfähiger ist. Doch Reynard zieht es in die Walliser Regierung, und Seiler Graf will die Kandidatur alleine nicht aufrechterhalten.
Am Ende ist man immer froh, irgendeine(r) machts.
Alternativlosigkeit statt Ausmarchung: Bei vakanten Parteipräsidien ist das leider längst die Regel geworden. Abgesehen von Grünen-Chefin Regula Rytz, die sich vor acht Jahren in einer Kampfwahl durchsetzte, sind alle gegenwärtigen Präsidentinnen und Präsidenten als Einerkandidaturen per Akklamation ins Amt gekommen. Der designierte Rytz-Nachfolger Balthasar Glättli hat ebenfalls keinen Gegenkandidaten. Am Ende ist man immer froh, irgendeine(r) machts.
Dieses Desinteresse steht symptomatisch für die abnehmende Attraktivität und Bedeutung der Parteien. Doch nach wie vor sind sie die wichtigsten Gestaltungskräfte unserer Demokratie – wenn ausgerechnet bei der Kür ihrer Führung immer weniger Demokratie herrscht, kann das nicht zum Guten sein. Die Parteien sollten darum dringend ihre Führungsämter aufwerten. Parteichef ist der anspruchsvollere Job als Regierungsrat (für den Interessierte jeweils Schlange stehen). Es gibt keinen Grund, Ersteren so viel schlechter zu bezahlen.
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