Fenix 8 im TestGarmin hat von Apple und Samsung gelernt
Die Vorzeige-Sportleruhr ist in ihrer neusten Ausführung eine deutlich bessere Smartwatch geworden. Aber die langjährigen Fans hat Garmin auch nicht ganz vergessen.
- Garmin bietet mit der neuen Fenix die Wahl zwischen Oled- und MIP-Bildschirm.
- Neu bei der Fenix 8 sind Mikrofone und Lautsprecher für Anrufe.
- Sprachsteuerung erleichtert die Bedienung komplexer Menüs erheblich.
- Die Akkulaufzeit bleibt auch mit Oled-Display beeindruckend lang.
Die Diskussionen erinnern schon fast an die einstigen Debatten, ob nun das Blackberry mit Tastatur oder das iPhone ganz ohne Tasten die Zukunft sei. Fans von Android- oder Apple-Smartwatches und Anhänger der Garmin-Sportuhren geraten sich in Onlineforen immer wieder in die Haare. «Eure Uhren sind Spielzeug!» – «Eure können zu wenig!»
Am häufigsten entzündete sich in den letzten Jahren der Streit um die Bildschirmtechnologie. Während Samsung, Apple und Co. auf bunte Oled-Displays setzen, nutzt Garmin in ihrer berühmtesten Sportuhr, der Fenix, MIP-Sparbildschirme. Letztere sind nicht so bunt, aber sparen dafür Strom. Welche Technologie im Sonnenlicht besser ablesbar ist, konnte bei all den Onlinedebatten bis heute nicht abschliessend geklärt werden.
Display-Optionen statt Debatten
Aber nun nimmt Garmin der Diskussion den Wind aus den Segeln. Bei der neuen Fenix 8 (ab 1000 Franken), kann man nämlich wählen, ob man lieber den schöneren Oled-Bildschirm oder den pragmatischeren MIP-Bildschirm hätte. Damit gibt es die Fenix nun in drei Grössen, zwei Bildschirmvarianten und noch zahlreichen Gehäusematerialien und -farben.
Für den Test habe ich mir die mittlere Grösse (47 mm) mit einem Oled-Display angeschaut. Selbst bin ich nämlich ein grosser Fan dieser Art von Displays. Selbst im Sonnenlicht haben mir die immer schon besser gefallen. Mit ein Grund, warum ich bei Garmin die Epix-Reihe lieber mochte, da sie bereits diese Art von Display hatte. Nun, da das Oled-Display bei der Fenix angekommen ist, ist die Zukunft der Epix-Reihe ungewiss. Ein neues Modell gab es dieses Mal schon mal nicht.
Aber zurück zur neuen Fenix, die bringt nämlich noch eine andere Funktion, die Smartwatches der Konkurrenz schon lange haben: Mikrofone und Lautsprecher. Jetzt kann man mit der Fenix auch Anrufe entgegennehmen, wenn das Smartphone irgendwo im Wanderrucksack liegt. Das ist ausgesprochen praktisch.
Was aber noch fehlt, ist die Möglichkeit, das Handynetz ganz ohne verbundenes Smartphone zu nutzen. Das wäre gerade auf Wanderungen grossartig, wenn man ohne Smartphone und die damit verbundenen Ablenkungen unterwegs sein möchte.
Sprachbefehle statt verschachtelte Menüs
In der Vergangenheit habe ich auch häufig die etwas verschachtelten und komplexen Menüs von Garmin kritisiert. Bei keiner anderen Uhr muss ich so oft im Handbuch oder bei Google nachschauen, wo eine bestimmte Funktion versteckt ist. Hier hat Garmin nun auch eine elegante Lösung: Sprachsteuerung.
Statt mit x Tastendrücken im Untermenü den Wecker zu stellen, sagt man das nun einfach mit der Stimme. Die Sprachsteuerung findet auch jede der unzähligen Sportarten, die man tracken kann. Meistens. Am Anfang des Tests war die Sprachsteuerung noch eher Glücksache. Doch ständig gibt es Updates für die Uhr und alles wird besser.
Inzwischen klappt es so gut, dass ich mich kaum mehr in die Menüs wagen muss. Aber apropos Updates: Die kommen gelegentlich zur Unzeit. Neulich begann die Garmin während des Familienfrühstücks zu piepsen, nur um mitzuteilen, dass sie mal eben ein Update macht.
Alte Stärken der Garmin-Uhren bleiben
Abgesehen von diesen sehr willkommenen Neuerungen ist bei der Fenix 8 alles beim guten Alten geblieben. Sie bietet alle erdenklichen Trackingfunktionen, die beste Taschenlampe von allen Computer-Uhren, die beste Kompatibilität mit sowohl iPhones wie Android und natürlich grossartige Akkulaufzeit. Aber das bieten auch die Vorjahresmodelle, die deutlich weniger kosten.
Das getestete Modell mit Oled-Display hielt mit wenigen Trainings über eine Woche durch. Wer regelmässig trainiert (und damit den Stromfresser GPS nutzt), muss natürlich öfter laden.
Fazit: Mit der Fenix 8 zeigt Garmin, dass dem Unternehmen der Erfolg der Apple Watch nicht entgangen ist. Eine reine Sportuhr für Trainings wird künftig nicht mehr reichen. Eine Uhr muss alles bieten: Sportfunktionen und Smartwatch-Komfort für den Alltag.
Hier stellt sich längerfristig die Frage, ob Garmin beim eigenen Betriebssystem bleiben wird oder – um noch mehr Smartwatch-Funktionen zu bieten – auf das offene wearOS von Google umsteigen wird. Hier steht Garmin vor demselben Dilemma wie viele Autohersteller: Kunden wollen die beste Software, Hersteller wollen die Kontrolle behalten. Aber in Sachen Software und Betriebssysteme haben die Techgiganten einen fast uneinholbaren Vorsprung.
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