Kommentar zum Geld für die Frauen-EM 39:0 – diese Watsche für den Bundesrat ist berechtigt
Gratisskiabos für sich selbst, aber eine Minimalsumme für die Fussball-EM der Frauen. Weil man ja sparen muss. Für diesen Plan kassierte der Bundesrat eine verdiente Abreibung.
Der Ständerat als Frauenfussballförderer. Darauf hätten wohl die wenigsten eine Wette abgeschlossen. Aber am Donnerstag vervierfachte der Ständerat die Summe, die der Bundesrat für die Frauen-EM eingeplant hatte, die 2025 in der Schweiz ausgetragen wird. 15 statt 4 Millionen. Mit eindeutigem Resultat: 39:0. Bäm.
Als 2008 letztmals die Männer-EM in der Schweiz stattfand, plante der Bundesrat mehr als 20-mal so viel Geld ein wie jetzt für die Frauen. Nachdem die Fussballexpertin Kathrin Lehmann von den Plänen gehört hatte, sagte sie bei SRF: «Das ist eine Ohrfeige für den Sport.» Nun ist es der Bundesrat, der stattdessen die Wange hinhalten muss.
Es geht auch um eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Wenn man vor der Männer-EM Geld für eine riesige Werbekampagne und unzählige Vergünstigungen spricht, während man bei den Frauen auf Marketinggelder verzichtet, kann man sich nach dem Turnier selbstgefällig auf die Schulter klopfen und sagen: Wir haben es ja gewusst! Die Spiele ziehen wenig Leute an! Zum Glück haben wir kaum Geld investiert!
Der Ständerat zeigt nun mehr Verständnis für das Potenzial dieses Turniers. Das australische Fernsehen verzeichnete bei der letzten Frauen-WM einen Zuschauerrekord – und zwar gemessen an sämtlichen Sportevents (ja, auch denjenigen der Männer). In der Schweiz ist der Frauenfussball noch nicht gleich populär wie in Australien. Aber es ist die am schnellsten wachsende Sportart.
Es gibt gute Argumente dafür, nicht gleich 82 Millionen Franken zu sprechen wie zuletzt bei den Männern. Bei deren Spielen sind die Sicherheitskosten höher, weil sie mehr Leute anziehen – und vor allem mehr Hooligans. Zudem muss der Bund derzeit dringend sparen. Auf beides verwies der Bundesrat. Aber 20-mal weniger Geld für die Frauen als für die Männer? Das wäre lächerlich gewesen.
Spielt die Männer-Nati, finden unsere Bundesräte regelmässig den Weg ins Stadion. Auch wenn sie dafür nach Katar fliegen müssen. Im Sommer 2025 bleibt ihnen die weite Reise erspart. Vielleicht kann der Bundesrat ja in der nächsten Saison auf sein Gratisskiabo verzichten. Und sich dafür ein Ticket für ein Spiel der Frauen-Nati gönnen.
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