Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Euro 2025 in der Schweiz
Nur 4 Millionen Franken: Bund streicht Ausgaben für Frauen-EM zusammen

The Swiss team looks disappointed during an international friendly test match between the national soccer team of Switzerland and England, at the Letzigrund stadium in Zurich, Switzerland, Thursday, June 30, 2022. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die Worte sind gross. Die Zahl dazu eher weniger. Mit vier Millionen Franken will der Bundesrat die Fussball-Europameisterschaft der Frauen 2025 in der Schweiz unterstützen. Er setze damit «ein wichtiges Zeichen für den Mädchen- und Frauensport in der Schweiz», schreibt Viola Amherd auf Instagram. Auf dem Foto ist die Bundesrätin passend zu ihrer Partei in der Mitte einer Gruppe von Schweizer Fussball-Nationalspielerinnen zu sehen.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Vier Millionen Franken für die «grösste frauenspezifische Sportveranstaltung Europas», wie der Bundesrat selber schreibt? Als Corina Gredig am Mittwoch die Summe liest, fragt sie sich spontan: «Wo ist denn der Rest?» Die Fraktionspräsidentin der GLP im Nationalrat verweist auf die Europameisterschaft der Männer 2008, für die der Bund rund 82 Millionen Franken gesprochen hat.

Von bis zu 15 auf 4 Millionen runter

«Natürlich braucht die Frauen-Euro nicht gleich viel Geld für die Sicherheit», sagt Gredig. Für diesen Bereich wurden 2008 rund 37 Millionen budgetiert. Aber sie verweist auf die internationale Strahlkraft der letzten Frauen-EM, deren Liveübertragungen 2022 weltweit von zusammengerechnet 365 Millionen Menschen gesehen worden sind. «Das ist kein Grümpelturnier», sagt Gredig, «wir müssen schon schauen, dass es für die Schweiz nicht peinlich wird.»

Gemäss Informationen dieser Redaktion waren zunächst vier Bereiche definiert, für die Bundesgelder hätten gesprochen werden sollen: Sicherheit, Standortmarketing mit Schweiz Tourismus, öffentlicher Verkehr und ein Vermächtnis für den Frauen- und Mädchenfussball in der Schweiz. Im Raum standen zunächst 10 bis 15 Millionen an Bundesunterstützung.

01.12.2023; Luzern; FUSSBALL WOMENS NATIONS LEAGUE; Schweiz - Schweden; 
Bundesraetin Viola Amherd und Ana-Maria Crnogorcevic (SUI) 
 (Martin Meienberger/freshfocus)

Jetzt aber hat der Bundesrat die geplanten Ausgaben unter dem allgemeinen Spardruck rigoros zusammengestrichen. Die Sicherheit fiel sowieso weg, weil es an der Frauen-EM keinen Militäreinsatz braucht. Beim öffentlichen Verkehr mag der Bund nichts an Kombitickets zahlen, bei denen die Anreise für Matchbesucherinnen inbegriffen wäre. Und die angedachte Tourismus-Offensive kommt in den Plänen des Bundesrats auch nicht mehr vor.

Der Bundesrat werde dem Parlament keine weiteren Beträge beantragen, schreibt das Bundesamt für Sport auf Anfrage. Als Grund für den grossen Unterschied zu den Geldern für die Männer-EM nennt es nicht nur die tieferen Sicherheitskosten. So seien auch keine Investitionen in Infrastrukturen nötig, wie 2008 ins Stadion Letzigrund.

Übrig geblieben ist somit einzig Punkt vier: die Sportfördermassnahmen. Und selbst für die will der Bundesrat kein zusätzliches Geld ausgeben. Die vier Millionen sollen beim Bundesamt für Sport an anderer Stelle eingespart werden.

«Das ist ein absolutes No-go», sagt Gredig, «es kann nicht sein, dass Angebote wie die Sportförderung für Kinder und Jugendliche zusammengestrichen werden.» Sie erhält dabei Unterstützung von Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger (Mitte), die gegenüber «20 Minuten» sagt: «Der Bund müsste mindestens vier Millionen sprechen, die nicht intern kompensiert werden.»

Nationalraetin Corina Gredig, GLP-ZH, zweite-rechts, in Aktion neben Nationalraetin Priska Wiesmer-Felder, Mitte-LU, zweite-links, in einem Fussballspiel zwischen dem FC Helvetia, ein Team bestehend aus Parlamentarierinnen des National- und Staenderats, gegen ein Team der Axpo, am Dienstag, 14. Maerz 2023 in Ostermundigen. (KEYSTONE/Anthony Anex)

Auch der Schweizerische Fussballverband (SFV) zeigt sich in seiner Stellungnahme zum Vorschlag des Bundesrats auffällig reserviert. Er dankt der Regierung zwar für das gesprochene Geld. Er hofft aber gleichzeitig, «dass dieses Thema in der weiteren politischen Diskussion nochmals aufgenommen wird». Sprich: Der SFV wünscht sich, dass das Parlament die Unterstützung noch erhöht.

Die Chancen dazu scheinen intakt. Neben Gredig und Gmür-Schönenberger sitzen in der parlamentarischen Sport-Gruppe noch über 120 andere Parlamentarierinnen und Parlamentarier. Bislang hat sich die Gruppe sehr positiv zur EM 2025 geäussert.

Spendabler sind die Städte

Ausserdem ist Gredig Mitglied der Finanzkommission des Nationalrats. Dort will sie sich «mit aller Vehemenz» für eine Erhöhung der Unterstützungsgelder einsetzen: «Wir müssen das Turnier auch für Standortmarketing nutzen.»

Die Argumente dazu könnte sie ausgerechnet bei Sportministerin Viola Amherd abschreiben. Die heutige Bundesrätin schrieb 2005 als Nationalrätin in einer Interpellation zur Männer-EM: «Um eine nachhaltige Wirkung aus dem Anlass zu erzielen, muss man investieren.» Damals stellte der Bund zehn Millionen Franken für das Standortmarketing zur Verfügung.

Spendabler als der Bund zeigen sich die meisten der acht Austragungsorte. Auch hier fliessen öffentliche Gelder für die EM. Die Stadt Zürich hat 18,5 Millionen Franken budgetiert, der Kanton 3,5 Millionen. Basel-Stadt wird den Anlass mit 12,9 Millionen Franken unterstützen. Und die Stadt Bern hat 6,1 Millionen gesprochen.