Friedensnobelpreis für JapanerEin Preis, der uns an die neue atomare Bedrohung erinnert
Eine Organisation von Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki erhält den Friedensnobelpreis. Eine politisch und zeitlich passende Wahl.
Während des Kalten Kriegs erfüllten Atomwaffen einen Zweck: Sie dienten der Abschreckung, ihre Existenz sollte einen grossen Landkrieg in Europa zwischen den Blöcken verhindern.
Heute ist das anders: Der Besitz von Atomwaffen ermöglicht es dem russischen Regime überhaupt erst, so Krieg gegen die Ukraine zu führen, wie es das tut. Wäre Russland kein Nuklearstaat, dann könnte der Kriegstreiber Wladimir Putin auch nicht ständig mit einer atomaren Eskalation drohen, und die Entscheidungen über die Lieferung und den Einsatz westlicher Waffen sähen anders aus.
Aber Russland ist eben Nuklearmacht, und das Risiko einer atomaren Eskalation des Ukraine-Kriegs besteht. Man kann darüber debattieren, wie gross es ist, wie ernst man es nehmen muss und ob man sich deswegen Putin vor die Füsse werfen sollte. Aber man kann dieses Risiko nicht einfach leugnen, es muss Teil der sicherheitspolitischen Abwägung bleiben.
Weltweite Abrüstung als Ziel
Insofern ist die Verleihung des Friedensnobelpreises an die japanische Organisation Nihon Hidankyo eine politisch und zeitlich passende Wahl. Nihon Hidankyo wurde 1956 von Überlebenden der Bombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki gegründet. Sie verfolgte von Anfang an primär zwei Ziele: Erstens setzt sie sich bei der japanischen Regierung dafür ein, die Opfer (die lange unter prekären Bedingungen leben mussten) angemessen zu unterstützen. Zweitens ist es ein vorrangiges Anliegen der Mitglieder, dass weltweit abgerüstet wird: Ziel ist letztlich die Abschaffung aller Atomwaffen in der Welt.
Die Entscheidung des Nobelpreiskomitees erinnert die Welt daran, was der Einsatz von Atomwaffen bedeutet. Und sie ist eine Mahnung, was der Menschheit droht, wenn sich immer mehr Länder diese ultimative Waffe beschaffen. Wer wüsste das besser, wer könnte glaubhafter davor warnen als die Augenzeugen von Nihon Hidankyo?
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