Welt ohne AtomwaffenFriedensnobelpreis ehrt Überlebende von Hiroshima und Nagasaki
Die japanische Friedensorganisation Nihon Hidankyo wird für ihr Engagement für eine atomwaffenfreie Welt ausgezeichnet und erhält den renommierten Friedensnobelpreis.
Die japanische Anti-Atomwaffenorganisation Nihon Hidankyo wird mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Gruppe von Überlebenden der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki im Jahr 1945 wird für ihren Kampf für eine atomwaffenfreie Welt geehrt, wie das Nobelkomitee am Freitag in Oslo verkündete.
Mit ihren Augenzeugenberichten verbreiteten die Überlebenden die Botschaft, «dass Atomwaffen nie wieder eingesetzt werden dürfen». Umso «alarmierender» sei es, dass das Tabu gegen einen neuerlichen Atomwaffeneinsatz derzeit «unter Druck geraten» sei, sagte der Komitee-Vorsitzende Jörgen Watne Frydnes in Oslo.
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Bis zur Gründung lebten die Mitglieder im Stillen
Am 6. August 1945 hatte ein Bomber der US-Armee eine Atombombe über Hiroshima abgeworfen. Unmittelbar danach und in den ersten Monaten nach dem Angriff starben etwa 140’000 Menschen, in den folgenden Jahren tötete die radioaktive Strahlung weitere 60’000 Menschen. Drei Tage nach dem Abwurf über Hiroshima tötete der Abwurf einer zweiten US-Atombombe auf die japanische Stadt Nagasaki mehr als 70’000 weitere Menschen.
Bis zur Gründung von Hidankyo lebten die Überlebenden der Atombombenabwürfe weitgehend im Stillen und hatten mit gesundheitlichen Problemen, Armut und sozialer Diskriminierung in Japan zu kämpfen. Sie wurden ermutigt, für ihre Rechte einzutreten, als die Anti-Atomkraft-Stimmung in der Öffentlichkeit in den 50er Jahren wieder aufflammte. Grund war ein US-Wasserstoffbombentest auf dem Bikini-Atoll auf den Marshall-Inseln im Jahr 1954, bei dem die örtliche Bevölkerung und die Besatzungsmitglieder eines japanischen Thunfischfängers radioaktivem Fallout ausgesetzt wurden.
Die Hibakusha werden nicht müde, den nachfolgenden Generationen über das Grauen von damals zu berichten, damit es nie wieder zum Krieg kommen möge.
Freudetränen bei Nihon Hidankyo
Die Verleihung des Friedensnobelpreises an die japanische Friedensorganisation Nihon Hidankyo hat bei den Überlebenden der Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki von 1945 Tränen der Freude ausgelöst. «Ein Traum von einem Traum. Es ist unglaublich», rief Tomoyuki Minomaki, Präsident der Organisation, vor Journalisten in Hiroshima und kniff sich vor Freude weinend in die Wange, als könne er die Nachricht nicht fassen.
Der Japaner hatte die Bekanntgabe des Friedensnobelpreises vom Rathaus in Hiroshima aus über das Internet verfolgt. «Es fühlt sich wirklich schon wie ein Traum an», sagte er tief bewegt. «Ich möchte weiterhin an die Menschen in der Welt appellieren, die Atomwaffen abzuschaffen und einen dauerhaften Frieden zu erreichen.»
Japans neugewählter Regierungschef Shigeru Ishiba zeigte sich ebenfalls erfreut über die Verleihung des Nobelpreises an die Organisation der Atombombenabwürfe. Sie sei «extrem bedeutsam», erklärte Ishiba.
Nobelpreisträger 2017 gratuliert
Der Friedensnobelpreisträger von 2017, die Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican), hat den diesjährigen Gewinnern aus Japan gratuliert. Die Anti-Atomwaffen-Organisation Nihon Hidankyo setzt sich für dasselbe Ziel ein. Dies sei eine sehr wichtige und absolut verdiente Auszeichnung, teilte Ican in Genf mit. Die Gefahr eines neuerlichen Einsatzes von Atomwaffen sei womöglich so hoch wie nie. Der Einsatz der Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki, sei für die Verabschiedung und das Inkrafttreten des UN-Vertrags über das Verbot von Atomwaffen (TPNW) 2021 entscheidend gewesen.
Selenski wurde als möglicher Preisträger vermutet
Nominiert wurden in diesem Jahr insgesamt 286 Kandidatinnen und Kandidaten, darunter 197 Persönlichkeiten und 89 Organisationen. Verglichen mit den Vorjahren ist das Kandidatenfeld damit deutlich geschrumpft. Wer unter den Nominierten ist, wird von den Nobel-Institutionen traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten. Bei einem Wettbüro lagen zuletzt der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski, der chinesisch-uigurische Regierungskritiker Ilham Tohti und die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja ganz vorne.
Seit der ersten Preisvergabe 1901 sind bislang 111 Einzelpersonen und 27 unterschiedliche Organisationen mit dem Friedensnobelpreis geehrt worden, das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR dabei gleich zweimal und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) sogar dreimal.
Im vergangenen Jahr war die Auszeichnung an die Frauenrechtsaktivistin Mohammadi gegangen, die in ihrer iranischen Heimat seit längerem im Gefängnis sitzt. Sie wurde damit «für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und ihren Kampf für die Förderung der Menschenrechte und der Freiheit für alle» geehrt.
In dieser Woche sind bereits die Nobelpreisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur bekanntgegeben worden. Am Montag folgt zum Abschluss noch die Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften.
DPA/sas
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