Nun im Paris-Final gegen ZverevAls Alcaraz endlich sein Lächeln findet, spielt er gross auf
Der Spanier schlägt Jannik Sinner in einem Duell voller Umschwünge 2:6, 6:3, 3:6, 6:4, 6:3. In seinem dritten Grand-Slam-Final trifft er am Sonntag (15 Uhr) auf Alexander Zverev.
Carlos Alcaraz war in seinem grossen Duell gegen Jannik Sinner so angespannt, dass er das Wichtigste vergass: zu lächeln. Fast drei Stunden dauerte es, bis er nach einem gelungenen Passierball erstmals seine Mundwinkel hochzog – so wie man das von ihm gewohnt ist. Das war mitten im vierten Satz. Prompt stürmte der Spanier danach zum Sieg. Er rang Jannik Sinner in einem Halbfinal voller Kehrtwenden in 4 Stunden und 9 Minuten 2:6, 6:3, 3:6, 6:4, 6:3 nieder.
Erstmals trafen sich Alcaraz und Sinner im Halbfinal eines Grand-Slam-Turniers. Die Partie bot viele hochklassige Ballwechsel, doch sie lebte vor allem vom Drama. Das Gros des Pariser Publikums, das ein Tennisfest sehen wollte, war hin- und hergerissen. Zuerst hatte es Mitleid mit Alcaraz, der von Sinner anfangs überrollt wurde. Dann wirkte der Italiener angeschlagen und wurde behandelt, also munterten die Zuschauer ihn auf. Sinner wurde wieder stärker, und natürlich wollte das Publikum einen fünften Satz sehen, also schwenkte es wieder zu Alcaraz hinüber – und erneut bekam es, was es wollte.
Sinner litt unter Krämpfen
Im fünften Satz war Alcaraz dann der fittere, selbstbewusstere Spieler. Sinner hatte sich im dritten Durchgang zuerst mehrmals an die Hüfte gefasst, dann schüttelte er sich immer wieder den rechten Arm. Er wurde von Krämpfen geplagt. Beim Seitenwechsel liess er sich zweimal massieren, zuerst den Arm, dann den Oberschenkel – und das wirkte Wunder.
Mit einer Willensleistung riss Sinner den dritten Satz an sich, doch dann übernahm Alcaraz in den Ballwechseln zusehends die Kontrolle. Sinner kämpfte, doch er wirkte leicht eingeschränkt – und das nützte der Spanier im Finish schonungslos aus.
Er habe wegen der Anspannung Krämpfe bekommen, sagte der Italiener später. Das sei ihm schon ein paarmal passiert. Aber er habe gelernt, damit umzugehen. Auf die Frage nach den Hüftproblemen – wegen der Hüfte war er vor Paris einen Monat ausgefallen – antwortete er ausweichend. Er habe in der linken Hüfte mehr Kraft als in der rechten, sagte er. Das äussere sich manchmal in einem intensiven Match. «Aber ich mache mir keine Sorgen mehr über die Hüfte.»
Sinners schlechte Fünfsatz-Bilanz
Sorgen dürfte ihm aber seine Fünfsatz-Statistik machen: Diese ist mit 6:8 negativ, während Alcaraz seine auf 10:1 verbesserte. Auch er habe im dritten Satz Krämpfe gehabt, sagte dieser. Aber seine letztjährige Erfahrung gegen Novak Djokovic, als ihn im Halbfinal Krämpfe gestoppt hatten, habe ihm geholfen.
In Paris stellte der 21-Jährige eine neue Bestmarke auf: Er hat als jüngster Spieler den Final an drei verschiedenen Grand-Slam-Turnieren erreicht. Am US Open 2022 war er ja schon mit 19 die jüngste Nummer 1 geworden.
Trotz seiner Niederlage wird Sinner am Montag erstmals die Ranglistenspitze übernehmen. Man darf gespannt sein auf die nächsten Begegnungen dieser zwei. Ihre Rivalität ist noch jung, die Erwartungen sind enorm. Ob sie diesen gerecht werden können, wird erst die Zeit weisen.
Diese Rivalität macht Spass!
Wunderbar ist jedenfalls, welche Atmosphäre bei ihren Duellen herrscht. Die beiden mögen und respektieren sich. Es gibt keine Mätzchen, aggressive Gesten oder Diskussionen um knappe Bälle. Sie spielen einfach Tennis, so gut wie möglich, und am Ende umarmen sie sich und schütteln sich die Hände.
Am Sonntag spielt Alcaraz gegen Alexander Zverev (ATP 4) erstmals um die Coupe des Mousquetaires. Der Deutsche profitierte im zweiten Halbfinal davon, dass Casper Ruud (7) unter Magenkrämpfen litt, und gewann in vier Sätzen. Seine ersten beiden Grand-Slam-Endspiele hat Alcaraz gewonnen: 2022 am US Open gegen Ruud und in Wimbledon 2023 gegen Novak Djokovic.
Zverev verlor sein bisher einziges am US Open 2020 gegen Dominic Thiem, im Corona-Jahr in einem leeren Stadion. Damals war er mental nicht auf der Höhe, doch mit 27 scheint er als Spieler gereift und so gut wie noch nie. Und da der Prozess seiner Ex-Partnerin Brenda Patea gegen ihn in Berlin eingestellt wurde, braucht ihn auch das nicht mehr zu belasten.
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