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Freestyle-Weltmeister Noé Roth
Dieser Schweizer springt, damit der Schmerz nicht zu stark wird

Noe Roth aus Team Schweiz führt in Livigno, Italien, am 13. März 2025 während des FIS Weltcups einen Luftsprung im Ski-Akrobatik-Bereich aus.
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In Kürze:
  • Vor der Heim-WM trainiert Noé Roth in Airolo, der Basis der Schweizer Aerials-Athleten.
  • Der 24-jährige Zuger sorgt sich etwas um den Nachwuchs in seinem Sport.
  • An der Weltspitze springen alle Athleten denselben Sprung. Roth erklärt, welcher neue Sprung vielleicht bald machbar wäre.

Die Sonne scheint über Airolo. Die Aerials-Athleten tummeln sich am Hang. Einer nach dem anderen setzt zur Flugshow an. Was atemberaubend aussieht, ist für die Profis nur das Aufwärmen. Zwischendrin rutscht Noé Roth den Hang hinunter, nimmt sich Zeit für einen kurzen Austausch.

Der amtierende Weltmeister im Aerials wirkt sehr entspannt. Der Europacup-Wettkampf im Tessin hilft ihm, im Rhythmus zu bleiben – und das hilft primär seiner lädierten Patellasehne. Vergeht zwischen den Sprüngen zu viel Zeit, schmerzt das Knie, und so nutzt Roth dieses Wochenende, um im Tessin ein paar «risikofreie Sprünge» zu tätigen, wie er sagt.

Airolo ist die Basis der Schweizer Athletinnen und Athleten im Winter. Die im Dezember eröffnete Raiffeisen-Freestyle-Arena beherbergt vier unterschiedlich grosse Schanzen für die Skiakrobaten, wie sie früher hiessen; nebenan befindet sich noch eine Buckelpiste.

Noé Roth ist nicht nervös – aber er freut sich

Bevor die Weltmeisterschaft in St. Moritz ansteht, kehren die Schweizer Aerials-Cracks noch einmal ins Tessin zurück, um sich optimal für das «einmalige Erlebnis» vorzubereiten. Am 27. März stehen die ersten Aerials-Wettkämpfe an, Nervosität kommt bei Roth einige Wochen zuvor noch nicht auf, vielmehr ist es die Vorfreude.

Ebenso bei seinem Vater Michel Roth, der als Cheftrainer ein sehr gewichtiger Bestandteil des Schweizer Teams ist. Seit 34 Jahren ist er Nationaltrainer in dieser Disziplin, in der erstmals 1994 Olympiamedaillen vergeben wurden. Mit Colette Roth-Brand, Bronze­medaillen­gewinnerin bei den Aerials an Olympia 1998 in Nagano, ist auch seine Frau, Noés Mutter, mit dem Sport bestens vertraut.

Noe Roth und sein Vater Michel Roth in roten Jacken und Mützen mit ’SUI’-Aufschrift, sitzen auf einer Bank, beide lächelnd.

Ab und zu werde zu Hause schon auch über den Sport gesprochen – aber natürlich nicht nur, sagt Noé Roth schmunzelnd. Es wäre auch schwierig, die Haupttätigkeit zweier Familienmitglieder völlig unter den Tisch zu kehren. Vater und Sohn reisen seit mehreren Jahren zusammen durch die Welt und verbringen in den Wintern nur noch wenig Zeit zu Hause. «Es ist sehr schön, mit dem Vater so viele Erinnerungen teilen zu dürfen», sagt der 24-Jährige.

Sieg an der WM-Hauptprobe

Die Zusammenarbeit des Duos ist nicht nur «sehr schön», sie ist auch sehr erfolgreich: Gesamtweltcupsieg, Weltmeistertitel, 22 Weltcup-Podestplätze und vier Siege umfasst das Palmarès von Noé Roth, der auch bei der WM in St. Moritz zu den Favoriten gehört. Die Form stimmt, bei der Hauptprobe im italienischen Livigno springt Roth zum ersten Saisonsieg.

Sein Sprung da: «Back double full-double full-full». Eingedeutscht: drei Rückwärtssaltos, fünf Schrauben. Aktuell der Königssprung im Aerial, die Besten des Fachs springen ihn allesamt, zum Ende entscheidet die Ausführung über den Sieg.

Bedeutet dieser Sprung das Ende des Machbaren? «Für mich aktuell schon. Das Risiko lohnt sich noch nicht», schmunzelt Noé Roth. Der Vater aber ist überzeugt, dass sein Filius, der im Kindesalter als Kunstturner erste Erfahrungen in der Akrobatik sammelte, in Zukunft auch eine sechste Drehung einbauen kann. Diesen Sprung geschafft hat bisher einzig ein russischer Athlet, nicht auf Schnee, sondern mit der Landung im Wasser.

Es fehlen die Frauen im Aerials-Sport

Im zürcherischen Mettmenstetten steht eine solche Anlage, auf der die Athletinnen und Athleten im Sommer trainieren können. Dort werden in ein paar Monaten auch die Familie Roth und Pirmin Werner, der in Livigno auf den dritten Rang sprang, anzutreffen sein. Die beiden Weltklasse-Athleten sind zurzeit die einzigen Schweizer, die vom Sport leben können. Es komme Nachwuchs nach, «doch vor allem bei den Frauen haben wir zu wenige Athletinnen», sagt Michel Roth. «Wir würden uns freuen über mehr Kunstturnerinnen und Kunstturner, die zu unserem Sport kommen.»

Noé Roth zeigt auf einen ganz jungen, wohl rund zehnjährigen Athleten, der Anlauf nimmt, über die kleinste Schanze fährt und einen Rückwärtssalto in den Schnee zaubert. «Es gibt noch immer ganz junge Leute, die sehr viel Freude an diesem Sport haben.»

Dann packt er seine Ski, kraxelt den Hügel hinauf und wartet auf das Handzeichen seines Vaters. Kurz darauf fliegt er wieder durch die Lüfte, dreht Saltos und Schrauben, als gäbe es nichts Leichteres im Leben.