Rechnung der Stadt ZürichRekordgewinn: Daniel Leupi präsentiert Plus von einer halben Milliarde Franken
Prognostiziert war ein Verlust, nun hat die Stadt über 500 Millionen Franken Gewinn verzeichnet. Der Finanzvorsteher erklärt den Überschuss mit vier Gründen.

- Die Stadt Zürich verzeichnet einen Rekordgewinn von 517,8 Millionen Franken im Jahr 2024.
- Steuererträge bleiben mit 3,72 Milliarden Franken auf einem konstant hohen Niveau.
- Bei den Grundstückgewinnsteuern erzielte die Stadt durch Hausverkäufe 507 Millionen Franken.
- Die städtischen Schulden stiegen trotz Gewinn um 1,1 Milliarden auf 6,49 Milliarden.
Eigentlich ist es nichts Aussergewöhnliches. Wenn Finanzvorsteher Daniel Leupi (Grüne) im Frühjahr vor die Medien tritt und den städtischen Rechnungsabschluss präsentiert, darf er jeweils über Gewinne sprechen. Am Dienstag durfte er es zum zehnten Mal in Folge tun.
Aussergewöhnlich ist aber der Betrag: Die Stadt machte 2024 einen Gewinn von 517,8 Millionen Franken. Ein Rekord in den letzten 20 Jahren. Gegenüber dem Vorjahr ist das mehr als eine Verdoppelung.
Ausgaben in der Höhe von 10,65 Milliarden Franken standen im vergangenen Jahr 11,17 Milliarden Einnahmen entgegen. Vor allem vier Gründe hätten das Ergebnis positiv beeinflusst, schreibt das Finanzdepartement in seiner Medienmitteilung:
hohe Steuererträge
geringere Personal- und Sachausgaben
eine positive Kursentwicklung bei den Flughafenaktien
höhere Rückforderungen aus Versorgertaxen
Steuereinnahmen sind weiter hoch
Die Steuereinnahmen sind deutlich höher als budgetiert. Sie verharren auf konstant hohem Niveau bei 3,72 Milliarden Franken.
Der Finanzvorsteher wertet das als Lob an die Stadt Zürich: «Die konstant hohen Steuererträge zeigen, dass die Stadt Zürich als Wohn- und Wirtschaftsstandort ungebremst attraktiv ist», sagt Leupi.
Stärker gestiegen als budgetiert seien vor allem die von der Bevölkerung bezahlten Steuern. Die Steuererträge der natürlichen Personen betrugen 2,24 Milliarden Franken. Ausschlaggebend seien höhere Einnahmen bei der Einkommens-, der Vermögens- und der Quellensteuer.
Bei den Firmen entsprachen die Einnahmen ziemlich genau dem Budget. «Mit 966,1 Millionen Franken liegt der Ertrag bei den juristischen Personen um 8 Millionen Franken über dem Budget, was hauptsächlich auf leicht angestiegene Erträge aus den Gewinn- und Kapitalsteuern der Vorjahre zurückzuführen ist», schreibt die Stadt in ihrer Medienmitteilung.
Einen weiteren Rekord erzielt die Stadt bei der Grundstückgewinnsteuer: 507 Millionen hat die Stadt aus Hausverkäufen eingenommen. Was fast dem Gewinn der Stadt Zürich entspricht.
Weniger Ausgaben, weniger Investitionen
Der überwiegende Teil der Dienstabteilungen hat gemäss Finanzdepartement besser abgeschlossen als budgetiert. So hätten viele die Budgetmittel nicht ausgeschöpft.
Zudem hat die Stadt Zürich rund 300 Millionen Franken weniger ins Verwaltungsvermögen investiert als geplant: vor allem im Strassenbau, bei der Beschaffung von Fahrzeugen für den öffentlichen Verkehr und im Bereich Software. Das lag daran, dass manche Projekte verschoben wurden oder günstiger waren als gedacht. Die Nettoinvestitionen der Stadt lagen im vergangenen Jahr bei 1,34 Milliarden Franken.
Diese Investitionen konnte die Stadt mit den laufenden Einnahmen decken (Selbstfinanzierungsgrad 105,6 Prozent). Die Stadt kaufte aber auch Liegenschaften und Grundstücke im Wert von 478,6 Millionen Franken (Nettoinvestitionen in das Finanzvermögen).
Ohne Schulden aufzunehmen, ging es auch im Jahr 2024 nicht. Die Summe der langfristigen Kredite stieg um 1,1 Milliarden Franken auf 6,49 Milliarden Franken an.
Die Flughafenaktie und Versorgertaxen
Die Stadt hält fünf Prozent der Flughafen Zürich AG. Deren Aktien werden an der Börse gehandelt, der Wert ist entsprechend volatil. Die Kursveränderung betrug 64,5 Millionen Franken. Eine entsprechende Budgetierung des Werts der Aktie ist für die Stadt schwierig vorherzusehen. Im Jahr 2024 ist der Wert der Aktie stärker gestiegen als angenommen.
Ein weiterer Effekt, der die Rechnung von Daniel Leupi positiv beeinflusst hat, sind die höheren Beträge aus der Rückforderung der sogenannten Versorgertaxen. Jahrzehntelang haben Zürcher Gemeinden zu viel für Heimkosten von Kindern und Jugendlichen bezahlt, der Kanton muss deshalb den Gemeinden Millionenbeträge zurückbezahlen. Die Stadt Zürich erhält 68,7 Millionen Franken zurück.
Der Finanzvorsteher ist glücklich mit seinem Jahresabschluss: «Der zehnte positive Rechnungsabschluss in Folge ist erfreulich.» Für ihn gebe es keinen Anlass, vom eingeschlagenen Weg abzukommen, sagt Leupi. Er wolle an seiner Finanzpolitik festhalten, die er so umreisst: Investitionen und Steuereinnahmen im Gleichgewicht halten, ein Augenmerk auf die Verschuldung werfen. Denn: «Das Bevölkerungswachstum, die geopolitischen Krisen, der Klimawandel, die Wohnungsknappheit, die Begehrlichkeiten des Kantons gegenüber den städtischen Fiskaleinnahmen und steigende Preise fordern den Finanzhaushalt weiter heraus.»
Das zweckfreie Eigenkapital der Stadt erhöht sich per Ende 2024 auf 2,86 Milliarden Franken.
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