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Weltcup-Final in Sun Valley
Die Schweizer Ski-Asse können schaffen, was nicht einmal der Generation Zurbriggen gelang

Justin Murisier und Marco Odermatt feiern im Swiss-Ski Stübli bei der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm 2025.
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Wo wird gefahren?

Die Wahl des Austragungsortes bietet Angriffsfläche: Zum Saisonabschluss fliegt der Ski-Tross nochmals in die USA, wo im Dezember fast alle schon einmal waren. Es passt nicht zu den schönen Worten aus dem internationalen Skiverband (FIS), wo man angeblich Klimaneutralität anstrebt.

Dass ausgerechnet der kleine Wintersportort Sun Valley das Schlussbouquet des Winters veranstalten darf, überrascht. Letztmals fanden im Bundesstaat Idaho 1977 Weltcuprennen statt, den Riesenslalom gewann Ingemar Stenmark vor den Brüdern Christian und Heini Hemmi. Die Rückkehr in den Kalender war ein Anliegen von FIS-Präsident Johan Eliasch, der in den USA das grösste Wachstumspotenzial sieht. Vor Jahresfrist kam es deswegen zum Streit zwischen Eliasch und Urs Lehmann. Der Swiss-Ski-Präsident kritisierte die wohl weitgehend in Eigenregie erfolgte Vergabe, von der er aus den Medien erfuhr – obwohl er damals Mitglied im FIS-Council war.

Etwas Gutes haben die Rennen in Übersee aber: Wegen der Zeitverschiebung finden sie in Europa zur Primetime statt. Abfahrten und Super-G beginnen um 18 und 19.30 Uhr, die zweiten Läufe der technischen Rennen um 19 und 20 Uhr. Am Samstag machen die Abfahrer und Abfahrerinnen den Auftakt, am Sonntag folgen die beiden Super-G, ehe am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag die Techniker und Technikerinnen um die letzten Siege kämpfen.

Welche Schweizerinnen und Schweizer sind dabei?

Die besten 25 der jeweiligen Disziplin sind am Finalrennen startberechtigt, dazu die Junioren-Weltmeister und -Weltmeisterinnen. Wobei Stefanie Grob (Abfahrt) und Jasmin Mathis (Super-G) nach ihren Titeln beim Nachwuchs auf die Reise in die USA verzichten, sie bestreiten Europacuprennen.

Marco Odermatt, Loic Meillard und Thomas Tumler auf dem Podium des Weltcup-Rennens im Riesenslalom der Männer in Hafjell. Odermatt links, Meillard in der Mitte, Tumler rechts.

Marco Odermatt, Franjo von Allmen, Stefan Rogentin, Alexis Monney und Justin Murisier bestreiten jeweils Abfahrt und Super-G, Lars Rösti nur die Abfahrt. Odermatt, Thomas Tumler, Luca Aerni und Loïc Meillard sind im Riesenslalom dabei, Meillard, Tanguy Nef und Daniel Yule im Slalom. 

Bei den Frauen ist das Team kleiner: Lara Gut-Behrami, Camille Rast und Wendy Holdener treten im Riesenslalom an, Rast, Holdener und Mélanie Meillard im Slalom. Für die Abfahrt und den Super-G haben sich Gut-Behrami, Corinne Suter, Malorie Blanc und Michelle Gisin qualifiziert. Joana Hählen schaffte es im Super-G.

Wer in dieser Saison mindestens 500 Punkte gewonnen hat, darf beim Final jedes Rennen bestreiten, so könnten etwa Holdener und Loïc Meillard auch in den Speed-Disziplinen starten. Punkte gibt es dabei jeweils nur für die Top 15.

Wie viele Kugeln können die Schweizer Männer holen?

Der Winter verläuft für die Mannschaft von Swiss-Ski verrückt erfolgreich. Wie verrückt, zeigt diese Tatsache: Erstmals überhaupt seit der Einführung des Weltcups 1967 können die Schweizer Männer sämtliche Kristallkugeln holen – das gelang nicht einmal der Generation Zurbriggen. Marco Odermatt hat seinen vierten Sieg im Gesamtweltcup in Serie auf sicher. Zudem ist er auch in der Riesenslalom- und Super-G-Wertung nicht mehr einzuholen.

Auch steht jetzt schon fest, dass die Abfahrtskugel in die Schweiz wandert. Odermatts letzter verbliebener Gegner ist Franjo von Allmen, der Weltmeister und Speed-Aufsteiger der Saison. Der Berner Oberländer müsste im letzten Rennen allerdings 83 Punkte gutmachen auf seinen Teamkollegen. Heisst: Er muss gewinnen, während Odermatt höchstens auf Rang 15 fährt. 

Franjo von Allmen (SUI) zeigt ein Peace-Zeichen bei der Alpine Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm, gekleidet in rote Skibekleidung mit Sponsorenlogos.

Einen grossen Coup könnte Loïc Meillard schaffen. Der Neuenburger kämpft im Slalom noch um den Sieg in der Disziplinenwertung. Mit seinem Triumph zuletzt in Hafjell hat er die Konkurrenz unter Druck gesetzt. Seinen Rückstand auf Leader Henrik Kristoffersen hat der 28-Jährige auf 47 Punkte reduziert, Clément Noël auf Rang 3 liegt schon 86 Punkte hinter dem Norweger.

Gewinnt Meillard in Sun Valley und wird Kristoffersen nicht mindestens Dritter, hat der Schweizer die Kugel auf sicher. Wird er Zweiter, muss Kristoffersen Siebter werden, bei Rang 3 reicht dem Norweger Platz 15. Scheidet Kristoffersen aus, hätte Meillard mit Rang 4 gewonnen. Er könnte zum erst zweiten Schweizer werden, der sich zum besten Slalomfahrer des Winters krönt. Bislang ist das erst Dumeng Giovanoli gelungen, der 1968, in der zweiten Weltcupsaison überhaupt, triumphierte.

Sind auch Schweizerinnen in Entscheidungen involviert?

Bei den Frauen mischen noch in zwei Sparten Schweizerinnen mit um den Disziplinensieg. Lara Gut-Behrami kann zum sechsten Mal in ihrer Karriere die Super-G-Kugel gewinnen. Nach den beiden vierten Rängen zuletzt in La Thuile reist sie mit dem Mini-Rückstand von fünf Punkten auf Federica Brignone in die USA. Es gibt zahlreiche Szenarien, nach denen die Tessinerin das Duell für sich entscheidet. Das einfachste: wenn sie auf dem Podest steht und Brignone hinter ihr klassiert ist.

Auch die Trophäe für die beste Slalomfahrerin könnte erstmals seit 1995 und Vreni Schneider in die Schweiz gehen. Camille Rast und Wendy Holdener sind noch in den Vierkampf involviert. Die Kroatin Zrinka Ljutic führt mit 41 Punkten vor Rast. Dritte ist die Österreicherin Katharina Liensberger mit 51 Punkten Rückstand, Holdener auf Rang 4 liegt schon 96 Punkte zurück. Die Rechnung bei ihr ist einfach: Die Schwyzerin muss gewinnen, was 100 Punkte einbringt, und die Gegnerinnen dürfen es nicht in die Top 15 schaffen.

Camille Rast aus der Schweiz jubelt beim FIS Weltcup Ski Alpin Slalom der Frauen in Flachau am 14. Januar 2025.

Wo ist es sonst noch spannend?

Federica Brignone ist in diesem Winter bei den Frauen das Pendant zu Marco Odermatt. Die Italienerin hat den Sieg im Gesamtweltcup auf sicher und kämpft nicht nur im Super-G gegen Gut-Behrami, sondern auch in der Abfahrt und im Riesenslalom um den Triumph. In der Abfahrt sind die Österreicherin Cornelia Hütter mit 16 Punkten Rückstand und Brignones Landsfrau Sofia Goggia (34 Punkte) als einzige Gegnerinnen übrig geblieben.

Im Riesenslalom kommt es zum Duell mit der Neuseeländerin Alice Robinson, die 20 Punkte voraus liegt. Es könnte zum Gleichstand kommen, etwa wenn Brignone gewinnt und Robinson Zweite wird, oder bei den Rängen 2 und 3. Trifft dieses Szenario ein, wäre die Italienerin die Siegerin. Denn während Robinson in dieser Saison erst einen Riesenslalom gewann, hat die 34-Jährige gleich fünfmal triumphiert, was bei einem Patt entscheidend wäre.

Welche Niederlage könnte Swiss-Ski einstecken?

Es ist ein Schweizer Gejammere auf hohem Niveau. Aber bei den Frauen läuft nicht alles rund. Hinter Gut-Behrami, Rast und Holdener klafft eine Lücke, diverse Athletinnen sind nicht in Bestform. So droht Swiss-Ski zumindest im Nationencup bei den Frauen eine Niederlage, Italien ist zuletzt in La Thuile deutlich vorbeigezogen. Der Rückstand der Schweizerinnen beträgt 212 Punkte und wird nur schwer aufzuholen sein.