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Südafrikanische Veränderung
Forscher entdecken Mutation der britischen Variante

In Bellinzona werden Mutationen aufgespürt. Eine spontane Veränderung wie nun in Grossbritannien wäre auch in der Schweiz denkbar. 
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Britische Wissenschaftler haben eine Mutation der zunächst in England entdeckten Variante des Coronavirus entdeckt und mit Sorge auf die Nachricht reagiert. Ein Bericht der Gesundheitsbehörde Public Health England habe ergeben, dass die E484K genannte südafrikanische Mutation spontan in einer Handvoll Fälle aufgetaucht sei, meldet die Nachrichtenagentur PA. «Dies deutet darauf hin, dass die britische Variante nun selbstständig die E484K-Änderung entwickelt», sagt Jonathan Stoye vom Francis Crick Institute.

Nach Informationen des Senders BBC waren 11 von 214’000 Proben aus London und dem Südwesten Englands betroffen. Zudem wurden auch in Liverpool 32 dieser E484K-Mutationen gefunden. Dort wurde allerdings noch nicht genauer untersucht, ob diese mit Fällen aus Südafrika im Zusammenhang stehen oder ob es sich ebenfalls um spontane Veränderungen handelt.

Wirken die Impfstoffe?

Die Veränderung E484K ist neben der südafrikanischen Variante B.1.351/501Y.V2 auch in der brasilianischen Mutation B.1.1.28/P1/P2 nachgewiesen worden. Die Kombination verschiedener Mutationen könnte nun aus zwei Gründen gefährlich sein.

Einerseits zeigen einige Impfstoffe leichte Schwächen im Kampf gegen die südafrikanische Variante. In einer Untersuchung hatten die Impfstoffproduzenten Pfizer und Biontech beispielsweise festgestellt, dass Geimpfte gegen diese Mutation offenbar eine etwas schwächere Immunantwort aufbauen. Dies führe aber «vermutlich nicht zu einer signifikant verringerten Wirksamkeit des Impfstoffs».

Ähnliches berichtete auch Moderna oder das Unternehmen Novovax, welches seinen Impfstoff auch in Südafrika testete. Der Impfstoff von Johnson & Johnson, der schwere Covid-Verläufe reduziert, soll auch gegen die Mutationen einen guten Schutz bieten. Noch ausstehend ist ein Test des britischen Impfstoffs AstraZeneca, der in Südafrika durchgeführt wurde. Die Ergebnisse werden diese Woche erwartet und könnten mehr Antworten zu Wirksamkeit und Schutz der aktuellen Impfstoffe vor der E484K-Veränderung liefern.

In Grossbritannien wird mit Hochdruck geimpft, um allfällige weitere Mutationen zu verhindern. Dazu sollen gemäss Experten auch die Lockdown-Massnahmen möglichst lange eingehalten werden. 

Andererseits ist noch nicht bekannt, ob die Kombi-Mutation nun nochmals ansteckender oder gar tödlicher ist als die bisher bekannten Varianten. Wissenschaftler Stoye sagt, es sei nicht überraschend, dass neue Varianten auftreten. «Es bleibt abzuwarten, ob diese Mutation dem neuen Virus einen Wachstumsvorteil verschaffen wird.» In Grossbritannien ist man besonders vorsichtig, nachdem die dortige Variante im Dezember für einen steilen Anstieg der Fälle gesorgt hatte.

Auch in der Schweiz wären spontane Veränderungen möglich. Stoye sagt, dass Grenzschliessungen wohl nur beschränkten Nutzen hätten, wenn in einem Land bereits eine hohe Virusaktivität herrsche. Da sich die Mutation offenbar spontan entwickle, sei es nur eine Frage der Zeit, dass dies auch in einer hermetisch abgeschirmten Region passieren würde. Man könne das Auftauchen der Varianten mit Grenzschliessungen höchstens verzögern. Wichtiger sei deshalb, die Fallzahlen rasch zu senken.

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Lichtblick: Ähnliche Mutationen

Der Virologe Julian Tang von der Universität von Leicester spricht von einer «besorgniserregenden Entwicklung», die allerdings «nicht völlig unerwartet» komme. Tang hält es für wahrscheinlich, dass die Veränderungen in mehreren Ländern parallel passierten. Der Virologe sagte, es sei umso wichtiger, sich an die Corona-Regeln zu halten und die Ausbreitung des Virus zu stoppen, damit es keine Möglichkeit habe, neue Varianten zu entwickeln.

Ein Lichtblick könnte sein, dass die Varianten in ähnlicher Weise mutieren, anstatt voneinander abzuweichen. Professor Ravi Gupta von der Cambridge-Universität sagt, das sei ein Zeichen dafür, dass es «bestimmte bevorzugte Wege» für die Veränderungen gibt. Das erleichtere es den Impfstoffherstellern, ihre Mittel an die Mutation anzupassen. Sofern dies überhaupt notwendig wird.

In London werden Menschen auf die südafrikanische Variante getestet. Die Ausbreitung der Mutation soll mit mobilen Teststationen aufgehalten werden. 

Devi Sridhar, Professorin für öffentliche Gesundheit an der Universität Edinburgh, warnt allerdings, dass 2021 das «Jahr der Varianten» werden könnte. «Immer mehr Varianten werden auftauchen, vielleicht eine, die länger asymptomatisch ansteckend ist», sagt Sridhar gegenüber dem deutschen Sender ZDF. Im schlimmsten Fall könne das auch dazu führen, dass die aktuellen Impfstoffe ihre Wirksamkeit verlieren.

Sridhar ist optimistisch, dass die Coronakrise in den reichen Ländern dank den Impfungen in den nächsten sechs bis acht Monaten überwunden werden kann – sofern keine zu frühen Lockerungen beschlossen und die Varianten eingedämmt werden. Für die ärmeren Länder sehe es aber weniger gut aus, diese müssen sich möglicherweise noch jahrelang mit Covid-19 herumschlagen, weil sie beim Impfen vergessen würden.

SDA/anf