Fatoni spielt im ExilEr wurde so, wie er niemals werden wollte
Fatoni ist der Antiheld des Deutschrap, sein neues Album voller Selbstzweifel. Und trotzdem würde er nochmals alles gleich machen. Jetzt kommt er nach Zürich.
Er ist ein Meister der Ironie. Und einer der ironischen Ironie. In diesem Frühjahr erschien nach vier Jahren Fatonis neues Soloalbum, «Wunderbare Welt». Der Titel: nicht so gemeint. Oder doch?
Das Gefühl, noch nicht angekommen zu sein
Fatoni, der bürgerlich Anton Schneider heisst, ist mittlerweile seit 20 Jahren Teil der Deutschrapszene. Er ist Schulabbrecher, ausgebildeter Erzieher, studierter Schauspieler. Und doch ist er jetzt Rapper. Ob er dabei bleibt? Gegenüber dem Kultur- und Gesellschaftsmagazin «MYP» sagt er: «Ich glaube, was sich durch meine Texte zieht, weil ich oft darüber rede, ist das Ankommen. Oder besser: das Gefühl zu haben, noch nicht angekommen zu sein. Manchmal frage ich mich, ob diese Sphäre des Angekommenseins überhaupt existiert.»
«Eines Tages bist du tot und hast dein Leben lang gewartet.»
Dass Fatoni aber nicht stehen bleiben möchte, zeigt sich in «Du wartest», einem Song mit Popmusiker Tristan Brusch. Er handelt davon, dass das Ende vielleicht schneller kommt als erwartet: «Eines Tages bist du tot und hast dein Leben lang gewartet.»
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Und kaum beginnt man, über sein Leben zu sinnieren, ist das Stück zu Ende, und Fatoni rappt auf einem Trapbeat über das Gefühl, fröhlich zu sein in Zeiten, die alles andere als das sind.
Der innere Widerspruch
Der harte Beat wird aber durch ruhigere Klänge in «Danke, dass du mich verlassen hast» schon wieder abgelöst. Es ist ein Trennungslied, nah an der Realität, fern von Hollywood-Heartbreaks. Danger Dan, den meisten bekannt durch sein Soloprojekt mit Klavier, singt den Refrain. Der Song erinnert an Fatonis Kollabo-Album «Alles Liebe nachträglich» mit der Sängerin Mine. Das bezeichneten die beiden gar als Trennungsalbum.
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Trotz erwachsenem Herzschmerz scheint Fatoni noch an sich zu zweifeln, er gibt sich in dem Song mit Pianist und Komponist Lampert sogar gleich selbst den Titel «König der Zweifler». Zu dieser kritischen Selbstsicht führt vermutlich seine Selbstreflexion: «Du hörst Musik, die dich angesprochen hat, und siehst dir dann ein kapitalismuskritisches Theaterstück an. Aber dann bestellst du in der Nacht noch schnell auf Amazon.»
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Mit derartigen Aussagen nimmt Fatoni allen kritischen Stimmen den Wind aus den Segeln. «Wär doch schlimm, wenn ich nicht so geworden wäre, wie ich niemals werden wollte.» Wer das genau ist, scheint aber auch ihm nicht ganz klar zu sein. So sagt er gegenüber dem Musikmagazin «Laut»: «Ich habe nie den Masterplan entwickelt, wer dieser Fatoni ist oder wofür der steht.»
Das ist auch auf dem Album zu hören. Der rote Faden fehlt, aber die klassischen Elemente von Fatonis Musik sind da: ein Hauch Melancholie, ein Hauch Ironie und dazu Weltschmerz und persönliches Leiden.
Freitag 3.11. um 19.30 Uhr, Exil, Hardstr. 245
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