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Sanktionen wegen Ukraine-Krieg
Fast 200’000 Angestellte in Russland stehen noch auf Lohnlisten von internationalen Firmen

Internationale Firmen, wie McDonald’s oder Ikea, bezahlen ihre Angestellten in Russland trotz verhängter Sanktionen weiterhin. 
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Fast 200’000 Angestellte in Russland stehen auf den Lohnlisten von internationalen Firmen, die aufgrund der Sanktionen versprochen haben, ihre Aktivitäten in dem Land auszusetzen oder zu beenden. Zahlreiche Unternehmen, wie McDonald's oder Autohersteller Renault, hatten sich verpflichtet, die Löhne Tausender Mitarbeitenden weiter zu zahlen, als sie im vergangenen Monat ihre Geschäftstätigkeiten in Russland einstellten.

Wie eine Analyse der «Financial Times» ergeben hat, stehen immer noch mindestens 188’000 Angestellte auf den Lohnlisten von multinationalen Konzernen. Die effektive Zahl dürfte aber noch viel höher sein, da grosse Arbeitgeber wie der KFC-Eigentümer Yum Brands oder Getränkehersteller Coca-Cola nicht bestätigt haben, ob sie ihre Mitarbeiter noch bezahlen.

Der Moskauer Bürgermeister Sergei Sobjanin warnte am Montag, dass in der russischen Hauptstadt 200’000 Angestellte ausländischer Unternehmen vom Verlust ihres Arbeitsplatzes bedroht seien. Die russische Regierung habe deswegen einen Unterstützungsplan im Wert von umgerechnet 41,4 Millionen Dollar genehmigt.

Angestellte in Produktion und Logistik betroffen

Angestellte von Arbeitgebern wie der Boston Consulting Group oder McKinsey wurden in andere Länder versetzt. Für Arbeitnehmende in den Bereichen Produktion, Einzelhandel und Konsum ist aber eine Verlegung nicht möglich, und deren Jobs drohen nun verloren zu gehen, vor allem wenn keine Aussicht auf eine baldige Wiedereröffnung besteht.  

Der Konzernchef vom US-Jeanshersteller Levi Strauss, Chip Bergh, sagte, dass Levi’s ihre mehr als 800 Mitarbeitenden in Russland weiterhin bezahlen werde. Doch: «So wie die Dinge jetzt laufen, bin ich nicht optimistisch, dass wir in absehbarer Zeit wieder voll einsatzfähig sein werden.»

Unternehmen, die ihre Betriebe eingestellt haben, sind nach russischem Recht weiterhin verpflichtet, ihre Mitarbeitenden zu bezahlen. Zu den Optionen gehören die weiterhin normale Bezahlung der Mitarbeitenden, die Zahlung von bis zu sechs Monatsgehältern in Form von kombinierten Entlassungs- und Abfindungspaketen oder die Versetzung von Mitarbeitenden in Geschäftsbereiche, die nicht von den Aussetzungen betroffen sind. 

Der schwedische Möbelhersteller Ikea hat sich beispielsweise verpflichtet, seine russischen Mitarbeitenden noch drei Monate lang zu bezahlen, also einen Monat mehr als die nach russischem Recht vorgeschriebenen zweimonatigen Abfindungszahlungen. Ikea wollte keine Angaben dazu machen, ob es zu Entlassungen kommen wird. 

Betriebe könnten verstaatlicht werden 

Eine Umfrage der Boston Consulting Group hat ergeben, dass die meisten Investoren damit rechnen, dass es zwei bis fünf Jahre dauern werde, bis sie ihre Geschäftstätigkeiten in Russland wieder aufnehmen können. Viele westliche Unternehmen haben jetzt bereits Schwierigkeiten, Geld in die von den Sanktionen betroffene Wirtschaft zu überweisen, und können so auch keine Einnahmen erzielen, solange der Betrieb eingestellt ist. Es steht auch die Befürchtung im Raum, es könnte zu einer Verstaatlichung der Betriebe kommen. 

«Die russische Regierung hat diese Gesetze verabschiedet, die besagen, dass sie ein Unternehmen verstaatlichen können, wenn es das Land verlässt», sagte Bergh von Levi’s. «Sie könnten uns buchstäblich unser Markenzeichen wegnehmen.» Unternehmen wie der Tabakhersteller British American Tobacco haben bereits reagiert: Sie haben ihre Geschäfte an russische Partner übertragen, damit die Arbeitsplätze nach ihrem Weggang weiter erhalten bleiben.