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Erste Regierungsrätin mit Wurzeln in Kosovo
«Für uns ist die Wahl von Ylfete Fanaj eine Art Genugtuung»

Mit ihr zieht erstmals eine Vertreterin der kosovarisch-stämmigen Schweiz in eine Kantonsregierung ein: Die neugewählte Luzerner SP-Regierungsrätin Ylfete Fanaj läuft mit Unterstützern zum Regierungsgebäude. 
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Noch nie besetzte eine Person mit kosovarischen Wurzeln ein so hohes politisches Amt in der Schweiz: Ylfete Fanaj eroberte gestern Sonntag für die SP einen Sitz in der Luzerner Kantonsregierung zurück. Nicht nur Parteigenossinnen feierten den Erfolg überschwänglich, sondern auch die kosovarische Gemeinschaft. 

In den sozialen Medien wird Fanaj mit Glückwünschen auf Albanisch überhäuft, kosovarische Medien berichten über die Wahl, und auch die kosovarische Präsidentin Vjosa Osmani gratulierte ihr. Auf Facebook schreibt sie, dass die Wahl beweise, dass junge Kosovarinnen «der europäischen Jugend nicht nur in Kultur und Kunst, im Sport und in der Wissenschaft, sondern auch im politischen und institutionellen Leben ebenbürtig sind».

Die Redaktion sprach mit Blerim Shabani, Chefredaktor des Onlinemediums «Albinfo», darüber, was die Wahl von Fanaj für die Albanerinnen und Kosovaren in der Schweiz bedeutet. «Albinfo» berichtet auf Albanisch, Deutsch und Französisch für die albanischsprachige Bevölkerung in der Schweiz.

Herr Shabani, was bedeutet die Wahl von Ylfete Fanaj für die albanisch-kosovarische Gemeinschaft in der Schweiz?

Für uns ist das eine Art «Genugtuung». Trotz unseres nicht immer guten und einfachen Rufs hat es eine von uns so weit gebracht. Zum Glück haben die Vorurteile in den letzten Jahren deutlich abgenommen. 

Warum hat es so lange gedauert, bis die erste kosovarisch-stämmige Politikerin in ein so hohes Amt gewählt wurde?

Ich denke, das hat einerseits damit zu tun, dass unsere Community ihr Wahlrecht nicht genügend wahrnimmt. Viele Kosovoalbaner mit Schweizer Pass sind eher jung. Und Junge gehen leider generell seltener an die Urne. Andererseits hilft uns das Bild, das gewisse Parteien und Medien von den Kosovoalbanern verbreiten, sicher auch nicht. 

Wieso hat es gerade Ylfete Fanaj geschafft?

Weil sie den stärksten Willen gezeigt und konsequent um das Amt gekämpft hat. Frau Fanaj hat sich über viele Jahre hinweg ein starkes Profil erarbeitet. Das eignet sie für das Amt in der Kantonsregierung von Luzern und sogar noch darüber hinaus. 

Was beschäftigt Kosovarinnen und Albaner in der Schweiz politisch?

Darauf kann man nur bedingt eine allgemeine Antwort geben. Je nach Parteizugehörigkeit unserer Landsleute ändern sich auch ihre Anliegen. Aber wir haben sicher alle ein Interesse daran, dass wir stärker Teil der hiesigen Politik sind. Dass es also mehr Fanajs gibt in der Schweiz. 

Hat die Community denn nicht genügend Teilhabe an der hiesigen Politik?

Nein, das hat sie leider nicht. Aber wer nicht wählt, hat kein Mitspracherecht und dessen Interessen werden auch nicht wirklich wahrgenommen. 

Im Herbst könnte mit Arber Bullakaj in St. Gallen der erste albanisch-stämmige Nationalrat gewählt werden. Was erhoffen Sie sich von Ihren Politikerinnen?

Dass sie uns zu mehr Akzeptanz verhelfen und dass unsere Gemeinschaft in Zukunft positiver wahrgenommen wird. Ausser Bullakaj sind mindestens noch sechs weitere Kosovoalbaner für den National- oder den Ständerat nominiert. Vier sind von der SP, je einer von den Grünen und aus der FDP. 

Was ist für die Kosovoalbaner in der Schweiz wichtiger? Parteizugehörigkeit oder Herkunft? 

Im aktuellen Stadium ist wohl die Herkunft noch etwas wichtiger. Mit der Zeit kann sich das aber sicher ändern.