Word, Excel und Powerpoint Es geht auch ohne KI und Cloud – die Alternativen zu Microsoft Office
Der Arbeitsstandard vieler Menschen ist Office, doch Microsoft denkt nur noch an künstliche Intelligenz. Das ist die Chance für kleine, feine und kostenlose Software.
Microsofts einstiges Paradeprogramm Office erleidet Liebesentzug: Die Neuauflage des Softwarepakets mit Word, Excel, Powerpoint und Outlook ist dem Konzern nur eine dürre Pressemeldung wert. In der steht, dass Office 2024 in der zweiten Hälfte des Jahres erscheinen und ein paar winzige Verbesserungen bringen wird. Zu den unscheinbaren Neuerungen gehören eine bessere Suche in Outlook und mehr Formeln in Excel.
Microsofts Gefühlskälte lässt sich leicht erklären: Office 2024 kommt ohne Cloud aus, hat keinerlei KI-Funktionen und wird für einen einmaligen Kaufpreis erworben. Microsoft 365 (ursprünglich Office 365) ist seit 2013 sein grosser hausinterner Rivale. Als Mietsoftware generiert es regelmässige Aboeinnahmen. Es befeuert das Cloud-Geschäft, weil es untrennbar mit Onedrive verknüpft ist. Und die extra zu bezahlenden KI-Funktionen eröffnen eine zusätzliche Einnahmequelle.
Ein Wunder, dass es noch lebt
Der Softwarekonzern würde das aus seiner Sicht anachronistische Produkt am liebsten beerdigen. Nach dem letzten Update (Office 2021) haben viele vermutet, das Ende sei gekommen. Auch die Schweizer Bundesverwaltung. Sie hat im Februar 2023 den Umstieg auf Microsoft 365 angekündigt und mitgeteilt, der Schritt sei notwendig, weil «Nachfolgeprodukte nur noch mit Public-Cloud-Anbindung» angeboten würden. Auf Nachfrage erklärt ein Mediensprecher, es gebe keine Pläne, das Projekt aufgrund von Office 2024 zu sistieren. Microsoft 365 wird derzeit bei den ersten zwei Pilot-Ämtern eingeführt, die restlichen Ämter folgen in diesem und im nächsten Jahr.
Office 2024 ist kein sonderlich gelungenes Softwareprodukt – aber ein positives Signal. Microsoft kommt nicht umhin, Rücksicht auf jene Nutzerinnen und Nutzer zu nehmen, die nur die Büroprogramme und nicht auch noch Onedrive kaufen wollen. Zu diesem Teil der Kundschaft zählen durchaus nicht nur die Cloud-Verweigerer. Es gibt auch Leute, die auf ihrer Wahlfreiheit bestehen und statt Onedrive lieber iCloud von Apple, Dropbox, Mycloud der Swisscom oder eine selbst betriebene Lösung wie Nextcloud verwenden möchten.
Microsofts Konkurrenz aus Deutschland
Und es gibt genügend Ausweichmöglichkeiten, falls Microsoft die Kundschaft zu sehr verprellt. So etwa die beiden Open-Source-Büroprogramme Libreoffice (libreoffice.org) und Openoffice (openoffice.org), die beide aus dem in Hamburg entwickelten Staroffice hervorgegangen sind. Oder, als weitere Büro-Alternative aus Deutschland, Softmaker Office aus Nürnberg.
Der Hersteller ist ein KMU, das es seit 1987 gibt. Das Büropaket umfasst eine Textverarbeitung (Textmaker), eine Tabellenkalkulation (Planmaker) und ein Präsentationsprogramm (Presentations). Nutzerinnen und Nutzer haben die Wahl, ob sie die Software kaufen oder mieten wollen. Zu haben ab 29.90 Franken pro Jahr oder 97 Franken einmalig.
Und eben ist eine kostenlose Variante erschienen: Freeoffice 2024 ist gratis unter freeoffice.com für Windows, den Mac und Linux erhältlich. Die Software hat eine aufgeräumte und frische Programmoberfläche, die Nutzerinnen und Nutzern von Microsoft Office sofort vertraut sein dürfte. Was bei der Gratisversion im Vergleich fehlt, sind unter anderem die Synonymwörterbücher, die Textbausteine und gewisse Tabellenfunktionen (den vollständigen Vergleich gibt es auf der Seite des Herstellers).
Leichtgewichtig
Bei akuter Microsoft-Müdigkeit ist Freeoffice eine wirksame Medizin. Mit Word, Excel und Powerpoint erstellte Dateien lassen sich problemlos öffnen. Der Funktionsumfang ist für die meisten privaten Zwecke ausreichend, und das reduzierte Angebot an Befehlsknöpfen lässt sich auch positiv sehen: Im Vergleich zu Word, Excel, Powerpoint oder aber auch Libreoffice sind die Freeoffice-Apps Leichtgewichte: Sie brauchen weniger Ressourcen und haben eine überschaubare Programmoberfläche.
Die Chancen für kleine Softwareanbieter stehen so gut wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Denn auch Microsofts grösster Konkurrent ist nicht mehr mit Inbrunst bei der Sache. Google hält mit Google Docs und den anderen Office-Anwendungen gemäss Statista inzwischen den grössten Marktanteil, nämlich 44 Prozent. Doch auch Google hat abgesehen von den hierzulande nicht verfügbaren KI-Funktionen seit Jahren keine nennenswerten neuen Funktionen mehr lanciert.
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