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Alternativen für Wordpad
Windows braucht eine neue Schreib-App – unsere Tipps

Dieser Artikel wurde zumindest teilweise mit Wordpad unter Windows 95 geschrieben.
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In zwei Jahren wäre Wordpad dreissig geworden. Doch diesen runden Geburtstag wird das Programm nicht mehr erleben. Microsoft hat ihm den Stecker gezogen, und zwar maximal unzeremoniell: Es ist auf der Liste der «deprecated features» aufgetaucht. Dort stehen die Funktionen, die aus Windows verschwinden werden. Auch Cortana, die einstmals umjubelte digitale Assistentin, ist dort aufgeführt.

Wordpad hatte seinen Einstand mit Windows 95. Das Textprogramm löste damals Write ab, das der Softwarekonzern 1985 als Teil von Windows 1.0 lanciert hat. Mit dem Ende dieses Software-Klassikers gibt es erstmals keine eingebaute Textverarbeitung mehr – wenn man vom Editor (Notepad) absieht, der nur wenige Funktionen hat und keinerlei Formatierungen unterstützt.

So sieht Wordpad heute aus: Mit einem Facelifting ginge diese App als modern durch.

Das sei kein grosser Verlust, sagen manche: Wordpad sei nichts Halbes und nichts Ganzes, argumentieren die Kritiker. Denn natürlich wollte Microsoft mit der Gratis-App sein Office-Paket und Word nicht konkurrenzieren. Deshalb fehlen ihr wesentliche Funktionen, etwa die Rechtschreibkorrektur und eine Zeichenzählfunktion.

Das lasse ich nicht gelten: Ein Textprogramm gehört zur Standardausstattung, die bei einem Betriebssystem unverzichtbar ist. Computer müssen auch offline funktionieren, wenn Google Docs und der App-Store nicht erreichbar sind. Und so altertümlich Wordpad auch erscheint, Microsoft hat eine Chance verpasst: Es hätte nur eine Auffrischung gebraucht, und aus dem bald dreissigjährigen Oldie wäre ein modernes, zeitgemässes Schreibwerkzeug geworden.

Die Alternativen: iA Writer

Seit zehn Jahren sind die schlanken und unkomplizierten Apps im Trend. Das ist das massgebliche Verdienst eines Schweizers: Oliver Reichenstein hat 2010 mit iA Writer ein Programm geschaffen, das nicht mit Funktionen protzt, sondern beim ablenkungsfreien, konzentrierten Schreiben helfen will. Diese hätte sich Microsoft zum Vorbild nehmen müssen.

Wenige, aber die richtigen Funktionen: In iA Writer gibt es eine eingebaute Stilkontrolle, die automatisch Füllwörter markiert.

So drängt sich die Schweizer Schreib-App als Ersatz auf: iA Writer ist nicht nur für Windows, sondern auch für Mac, iPad und iPhone und für Android erhältlich; die Preise variieren zwischen 30 und 50 US-Dollar. Sie zeichnet sich durch den Fokusmodus aus, der die Ablenkung so weit minimiert, dass selbst die bereits geschriebenen Textpassagen gedimmt angezeigt werden. Das Programm enthält eine Stilprüfung und markiert auf Wunsch bestimmte Wörter farbig: Auf diese Weise stechen Füllwörter oder inhaltsleere Floskeln sofort ins Auge. Und falls Sie Ihren Text auf eine bestimmte Länge schreiben müssen, lassen Sie sich anzeigen, wie weit Sie noch vom Ziel entfernt sind.

Typora

Typora ist eine der von iA Writer inspirierten Apps. Ihre Stärke ist die optische Wandlungsfähigkeit: Über das «Themen»-Menü lässt sich zwischen den Vorlagen umschalten und die Gestaltung des Dokuments anpassen – und zwar jederzeit, auch während des Schreibens. Weitere solcher «Themen» gibt es im Netz, und sie lassen sich auch selbst erstellen. Typora hat das Konvertierungsmodul von Pandoc.org integriert, sodass diese App auch Dokumente in vielen Formaten von Drittherstellern importieren und exportieren kann – allerdings mit grösseren Abweichungen zum Original-Layout. Typora ist für 15 US-Dollar unter typora.io erhältlich.

Typora zeichnet sich durch eine gefällige Optik und einfach umschaltbare Vorlagen aus.

Focus Writer

Focus Writer ist ein kostenloser Wordpad-Ersatz (gottcode.org/focuswriter). Er startet im Vollbildmodus und ohne Menüleiste. Diese Leiste wird sichtbar, wenn Sie mit der Maus an den oberen Bildschirmrand fahren. Sie legen in den Einstellungen bei «Allgemein > Benutzeroberfläche» fest, dass sie immer zu sehen ist. Gewöhnungsbedürftig ist die Optik mit der weissen Schreibfläche und dem virtuellen Holzpult. Auch davon lassen Sie sich bitte nicht abschrecken: Über «Einstellungen > Designs» wählen Sie ein dezenteres Erscheinungsbild.

Focus Writer hat eine extravagante Oberfläche, die sich aber zähmen lässt.

Papyrus Autor

Neben den universellen Schreib-Apps gibt es einige Kreativ-Spezialisten, die auf die Bedürfnisse von Autoren zugeschnitten sind, die lange Werke schreiben – gleichgültig, ob es sich um Belletristik oder Sachliteratur handelt. Mit Papyrus Autor schreibt Andreas Eschbach seine Bestseller, und er hat sein Werkzeug auch ausführlich besprochen: Er schätzt etwa das «Klemmbrett», in dem sich Textpassagen zwischenlagern lassen, und das «Mumifizieren» von Wörtern. Sie verschwinden, können aber, falls sie sich als unverzichtbar erweisen, wiederbelebt werden. 199 Euro, erhältlich auf papyrus.de.

Neben den universellen Schreibprogrammen gibt es auch Schreibprogramme für Autoren, die auf lange Werke ausgelegt sind.

Und drei weitere Autoren-Tools

Im englischsprachigen Raum ist Scrivener populär (60 Franken auf literatureandlatte.com), und für Filmdrehbücher kommt häufig Final Draft zum Einsatz (200 US-Dollar auf finaldraft.com). Ein Open-Source-Vertreter im Kreativbereich ist Manuskript (theologeek.ch/manuskript).