Gegen das Logistik-ChaosESC und Euro: Die Grossevents fordern von den SBB Höchstleistungen
Für Musik- und Fussballfans wird es eng auf den Gleisen. Mit spezieller Planung und einer Vielzahl an Extrazügen wollen die SBB dafür sorgen, dass alle nach Hause kommen.

- Das Traffic Control Center der SBB überwacht täglich 9700 Züge auf dem dichten Schweizer Schienennetz.
- Die SBB setzen für den Eurovision Song Contest (ESC) 115 Extrazüge ein.
- Für die Planung der ESC-Transporte analysieren die SBB Ticketverkäufe ähnlicher Grossanlässe.
- Bei Spielverlängerungen während der Fussball-EM der Frauen warten die Züge.
Tausende wollen im Mai den Eurovision Song Contest (ESC) in Basel verfolgen – und im Juli reisen Fussballbegeisterte zu den Spielen der Euro der Frauen. Den SBB stehen Monate mit Extrembelastungen bevor. Das sind die grössten Knackpunkte:
Warum ist 2025 für die SBB ein Jahr der Superlative?
In der Datenbank der SBB stehen dieses Jahr 1400 Events. Mehr als 1600 Extrazüge werden sie dieses Jahr einsetzen. Zum Vergleich: In einem durchschnittlichen Jahr sind es rund halb so viele. Für den ESC allein kommen 115 Extrazüge und zahlreiche verlängerte Züge zum Einsatz, für die Frauen-Euro sind momentan 400 geplant.
Warum bereitet der ESC den SBB besondere Schwierigkeiten?
Die SBB rechnen mit 250’000 Besucherinnen und Besuchern. Im Normalfall haben sie zwei bis drei Jahre Zeit für die Planung der Extrazüge bei einem solchen Grossevent. Beim ESC sind es nur wenige Monate: «Wir wussten erst mit dem Entscheid im August, dass Basel den Zuschlag kriegt», sagt Florian Kurt, Leiter Eventverkehr SBB. Zudem haben die SBB keine Erfahrungswerte, auf die sie für die Planung zurückgreifen können. Der letzte ESC in der Schweiz fand 1989 in Lausanne statt.
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Wie wird die Anzahl Extrazüge bestimmt, und was hat Taylor Swift damit zu tun?
Die SBB müssen wissen, wie viele Züge sie auf welchen Strecken einsetzen sollen. Für den ESC arbeiteten sie mit Ticketcorner zusammen: «Wir wissen, wo die Tickets gekauft wurden», sagt Kurt an einer Pressekonferenz am Donnerstag. «Wir wissen aber nicht, ob diese Leute auch tatsächlich mit dem öffentlichen Verkehr anreisen.»

Deshalb würden die SBB die Anzahl der Passagiere schätzen. Diese Schätzungen beruhen auf vergangenen gleichartigen Events – wie zum Beispiel dem Taylor-Swift-Konzert im letzten Sommer in Zürich. «Da kamen auch viele Kundinnen und Kunden aus dem Ausland», sagt Kurt. Bei diesen sei es schwierig, abzuschätzen, wo sie übernachten. Und dadurch auch, wo und wie viele Züge zur Verfügung gestellt werden müssen.
Angesichts der vielen Unwägbarkeiten ist für die SBB die Zusammenarbeit mit anderen wichtig. Sie müssten eng mit den Veranstaltern und den anderen Transportunternehmen kooperieren. Dies habe sich etwa bei der Planung der Euro der Frauen gezeigt. Dabei habe die Zahl der Extrazüge von 300 auf 400 erhöht werden müssen, nachdem die SBB die Ticketzahlen der Uefa erhalten hätten.
Was passiert, wenn ein Event länger dauert, die Passagiere aber den Zug erwischen müssen?
Gerade bei den Finalrunden der Frauen-Euro im Sommer kann dies vorkommen. «Wenn es eine Verlängerung gibt, schaut das Traffic Control Center, dass die Züge noch etwas warten», sagt Kurt. Auch dafür arbeiten die SBB mit den Veranstaltern zusammen.
Was ist das Traffic Control Center, und was tut es im Falle einer Störung?
Das Traffic Control Center (TCC) leitet und koordiniert den Bahnverkehr in Echtzeit. Das Hauptziel des TCC ist, Störungen einzugrenzen – sodass möglichst wenige Passagiere davon betroffen sind. Dafür gibt es an jedem Bahnhof vorbereitete Störungskonzepte. Eine Schwierigkeit sei, dass die Schweiz ein sehr dichtes Eisenbahnnetz habe. «Wir probieren, möglichst viele Züge auf die wenigen Gleise reinzudrücken», sagt Carlo Fasciati, Leiter TCC Mitte. Wenn eine Störung auftrete, habe dies schnell grosse Auswirkungen. «Da sind wir gefordert, zu zaubern.»

Rund 9700 Züge überwacht das TCC pro Tag. Die Extrazüge an Grossevents würden wie jeder andere Zug behandelt. Eine Ausnahme bilden die letzten Verbindungen nach Mitternacht. Falls der letzte Zug ausfällt, schaut das TCC, dass die Passagiere doch noch nach Hause kommen.
Welche Extrazüge fahren am ESC?
Nach den Shows bringen Shuttlezüge die Besucherinnen und Besucher von Basel St. Jakob nach Basel SBB. Von dort besteht Anschluss an die letzten Verbindungen nach Zürich, Bern und Luzern sowie die letzten S-Bahnen der Region. In der Woche des ESC verkehren in der ganzen Region Basel täglich Nachtzüge – und in der Stadt Basel auch nachts Trams und Busse. Wer weiter reisen muss, sollte den Onlinefahrplan konsultieren.
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