ESC-Produzentin im Interview«Hazel Brugger spricht ganz anders als Sandra Studer»
Nicole Simmen legt den ESC-Moderatorinnen die Worte in den Mund. Sie verrät, worauf sie beim Skript-Schreiben achtet. Und was Michelle Hunziker kompliziert macht.

An der letzten grossen Pressekonferenz zum Eurovision Song Contest am Montagnachmittag war auch Nicole Simmen dabei. Sie erzählt mit funkelnden Augen vom Prozess des Skript-Schreibens und der Zusammenarbeit mit den Moderatorinnen Michelle Hunziker, Sandra Studer und Hazel Brugger. Am Rande des Medienevents hat sie dieser Redaktion einige Fragen beantwortet.
Frau Simmen, Sie legen den Moderatorinnen quasi Worte in den Mund. Wie entscheiden Sie, was gesagt werden soll?
Die Tonalität ergibt sich ganz von alleine durch die drei Moderatorinnen, die alle sehr unterschiedlich sind. Ich passe mich ihnen an und schreibe das Skript möglichst nah am Stil, den sie auch sonst auszeichnet.
Inwiefern unterscheidet sich die Zusammenarbeit von Moderatorin zu Moderatorin?
Da gibt es deutliche Unterschiede. Für Sandra Studer habe ich schon viel geschrieben im Rahmen von Shows fürs SRF, die sie moderiert hat. Hazel hingegen spricht ganz anders. Ein grosser Teil des Skripts entstand in Zusammenarbeit. Ich bin keine Comedy-Autorin und Hazel soll Hazel bleiben, so wie man sie kennt und liebt, auch auf der ESC-Bühne.
Wie oft verabreden Sie sich?
Wir sprechen uns in unregelmässigen Abständen. Zu viert hatten wir bisher drei oder vier solche Gespräche. Mit Sandra und Hazel bin ich etwas öfter im Austausch, manchmal auch nur zu zweit.
Ist Michelle Hunziker etwas schwieriger erreichbar?
Ja, weil sie in Italien gerade eine Sendung dreht. Es ist natürlich einfacher, sich auszutauschen, wenn man im selben Land ist. Alle drei Moderatorinnen haben einen vollen Terminkalender und nehmen sich aber trotzdem immer Zeit für die Vorbereitungen.
Auch Hazel Brugger ist gerade auf Tournee.
Genau. Mit Hazel habe ich einen sehr guten, engen und auch schnellen Austausch. Sie ist sehr engagiert und es ist ein Geschenk, mit ihr zusammenzuarbeiten.
«Weil die drei so unterschiedlich sind, fügt sich das ganz natürlich zusammen.»
Wie sollen die drei auf der grossen Bühne im Mai herüberkommen?
Authentisch und nachvollziehbar, man soll mit ihnen mitfühlen können und ihnen ihren Stolz, ihre Freude und auch ihre Aufregung anmerken dürfen.
Gibt es da manchmal Streitereien, wer einen Teil der Ansprache übernehmen darf?
Nein, weil die drei so unterschiedlich sind, fügt sich das ganz natürlich zusammen. Das merke ich schon beim Verfassen des Skripts.
Wann haben Sie mit dem Skript begonnen?
Diesen Januar. Der erste Eintrag in einem leeren Word-Dokument lautete damals «Hello Europe!» und liess mich für einen kurzen Moment daran zweifeln, ob daraus etwas Gutes entsteht.
Was hat in solchen Momenten geholfen?
Ich hatte einen wertvollen Austausch mit Edward af Sillén, der bereits ESC-Skripte für Petra Mede und Malin Åkerman geschrieben hat. Er wurde in den letzten Monaten zu einem regelrechten Mentor für mich.
Was hat er Ihnen geraten?
Er sagte, wir sollen uns unbedingt genug Zeit einplanen für die Probe des Votings. Gerade im Finale ist die Votingauflösung extrem kleinteilig und aufwendig. Es ist wichtig, dieses intensive Finale im Anschluss an drei Stunden Show ebenfalls sauber über die Bühne zu bringen.
Auf welchem Stand ist das Skript aktuell?
Wir sind inzwischen bei Version 15 angelangt. Nach einer ersten Phase des Alleinschreibens haben wir relativ früh damit begonnen, uns auszutauschen und die Inputs der Moderatorinnen ins Skript einfliessen zu lassen.
«Der Eurovision Song Contest wird gross und verrückt.»
Was ist die Schwierigkeit bei einem Skript für eine Sendung von dieser Grösse?
Ich schreibe zum ersten Mal für so ein grosses und internationales Publikum. Hierbei ist es wichtig, den Blick von aussen im Hinterkopf zu haben.
Was meinen Sie damit?
Es gibt keinen Common Sense, von dem man ausgehen kann. Nicht jeder im Saal und zu Hause weiss, dass gerade Bundesratswahlen waren – darum eignen sich diese nicht als Ausgangslage für einen Gag. Die Show muss alle Zuschauer abholen.
Sie haben erwähnt, dass am Anfang alles offenstand. Gab es beim ersten Brainstorming eine besonders wilde Idee, an die Sie sich noch erinnern können?
Ich dachte zu Beginn an alle möglichen weltbekannten Persönlichkeiten, die man auf die Bühne holen könnte. Oder dass man Leute den Rhein hinunterschwimmen lassen könnte. Weil aber der Wettbewerb im Zentrum stehen soll, setzte dann rasch ein gewisser Realismus ein.
Was dürfen Sie verraten, worauf können sich die Zuschauer freuen?
Der Eurovision Song Contest wird gross und verrückt. Und die Zuschauer werden vor allem in der Arena Plus, aber auch bei der Hauptshow ein unverzichtbarer Teil der Sendung. Wir brauchen sie, sie sind das A und O.
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