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Meinung

Kolumne «Miniatur des Alltags
Es stinkt auf der Fähre

Zuverlässiges Verkehrsmittel: Die Zürichseefähre bringt Auto-, Zweiradfahrer und Fussgänger täglich von Meilen nach Horgen – und umgekehrt.
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Zuerst fiel mir das rote Absperrband auf. An vier schmalen Eisenpfosten war es in einem kleinen Viereck auf dem Fährenboden aufgespannt worden. Unmittelbar daneben, wie es mir der Mitarbeiter gedeutet hatte, parkierte ich mein Motorrad. Den unangenehmen Geruch, der mir sogleich in die Nase stieg, ignorierte ich.

Es folgte das übliche Prozedere: Helm und Handschuhe ab, Fährenpass raus. Währenddessen beobachtete ich, wie der Fährenmitarbeiter im abgesperrten Bereich eine Bodenluke öffnete, sogleich durch den kleinen Durchschlupf verschwand und «Cazzo! Alles voller Öl!» rief. Im selben Moment legte die Fähre am Steg in Meilen ab.

Öl, ja genau! Die ganze Zeit hatte ich überlegt, was denn hier so stark roch. Jetzt fiel der Zwanziger.

Mittlerweile war ein zweiter Fährenmitarbeiter an die Luke getreten: «So chömer nüme fahre», lautete sein Fazit nach einem schnellen Blick in die Öffnung. Eiligen Schrittes trat er an den Lautsprecher, welcher an beiden Fährenenden für eine allfällige Kommunikation mit dem Kapitän angebracht ist. «Es hät en Schluuch putzt», lautete seine Einschätzung.

Etwas verunsichert schaute ich mich um. Ausser einer Velofahrerin und einer älteren Dame, die als Fussgängerin auf der Fähre war, schien niemand etwas von der Sache mitbekommen zu haben. Schulterzuckend ergaben wir uns der Situation.

So schlimm konnte es nicht sein, die Mitarbeiter jedenfalls erschienen erstaunlich gelassen, und die Fähre fuhr schliesslich auch…

Stillstand! Aus heiterem Himmel und sprichwörtlich mitten auf dem See erstarben die Motorengeräusche.

Fast gleichzeitig regte sich etwas in mir. Doch es war keine Angst. Viel eher eine freudige Aufregung. Ich hatte in den Journalistenmodus gewechselt. Ich muss die Kollegen informieren, Bild – nein, ein Video – wäre auch nicht schlecht, ging es mir durch den Kopf.

Doch noch bevor ich handeln konnte, setzte sich die Fähre bereits wieder in Gang. Zwar nur sehr langsam, aber immerhin. Mit dem Tempo eines Segelbootes bei lauem Wind schipperten wir gen Horgen zu.

Und wieder regte sich etwas in mir: Ungeduld. Normalerweise wäre ich längst im Büro, bestätigte mir ein kurzer Blick auf die Uhr. Den Gang zum Bäcker musste ich mir heute wohl verkneifen. Keine Geschichte und kein Gipfeli, hmpf.