Wegen Krankheitsfällen und QuarantäneErste Schweizer Firmen drosseln die Produktion
Viele Covid- und Quarantänefälle bringen Firmen in Not. Betroffen sind Industriefirmen wie Meyer Burger, Aebi Schmidt, Hamilton und Stadler Rail.

Statt zwei Produktionsstrassen läuft nur noch eine: Der Solartechnikhersteller Meyer Burger aus Thun hat in seinem Werk in Sachsen (D) die Produktion vorübergehend verringern müssen. Der Grund: zu viele Krankheits- und Quarantänefälle. «In der Solarmodul-Fertigung sind die Ausfälle schwer zu kompensieren», sagt Anne Schneider, Kommunikationschefin von Meyer Burger.
Meyer Burger betreibt in Deutschland drei Werke. Alle liegen in Gebieten, in denen die Covid-Fälle in den letzten Tagen stark angestiegen sind. Am Standort Freiberg in Sachsen arbeiten knapp 200 Mitarbeitende. Trotz Automatisierung können gewisse Arbeiten nur manuell vor Ort erfolgen. «Diese Positionen müssen in einem 5-Schicht-System durchgängig durch Personal besetzt sein, was in der aktuellen Lage nicht möglich ist», sagt Schneider.
«Wir setzen die behördlichen Anweisungen selbstverständlich um», sagt Schneider. So würden die Ausfälle unter anderem auch Eltern betreffen, die ihre infizierten Kinder daheim in Quarantäne betreuen müssen.
Damit hat das Unternehmen mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie die Stadt Winterthur. Dort fallen so viele Buschauffeure aufgrund von Krankheit oder Quarantäneanordnungen aus, dass der Fahrplan reduziert werden muss. Die Stadt schreibt von einer «Notsituation».
Angespannte Lage im Ausland
Auch Aebi Schmidt spürt die angespannte Lage. Der in Burgdorf BE ansässige Spezialfahrzeug-Hersteller musste in den USA drei Produktionslinien wegen Covid-Fällen und Quarantäne herunterfahren. Dort beschäftigt das Unternehmen insgesamt 500 Menschen. «In der Schweiz haben wir bislang keine Ausfälle», sagt ein Sprecher. Über alle Werke hinweg gebe es aber vereinzelte Ausfälle wegen Corona-Erkrankungen von Mitarbeitenden, «und das drückt auf die Produktivität». Insgesamt beschäftigt das Unternehmen, das zum Beispiel Kehrfahrzeuge oder Schneeräumfahrzeuge herstellt, 2000 Mitarbeitende.
Als weiteres Problem hat Aebi Schmidt mit Corona-bedingten Ausfällen bei Lieferanten zu kämpfen. Aebi Schmidt arbeitet mit 10’000 Zulieferbetrieben zusammen. «Wir haben bei Zulieferern bereits Ausfälle verzeichnet, die zur Folge haben, dass wir Fahrzeuge den Kunden nicht ausliefern konnten, weil ein Teil fehlt», so der Sprecher weiter. Dies sei umso ärgerlicher, weil die Orderbücher sehr gut gefüllt seien.
Bühler testet das Personal regelmässig
Beim Medizinaltechnik-Unternehmen Hamilton in Bonaduz GR sind ebenfalls einige Mitarbeitende in Quarantäne. Sie arbeiten vorübergehend im Homeoffice. «Es gibt deswegen keine Produktionsausfälle», sagt Noémi Deák, Sprecherin von Hamilton. Kranke und Quarantäne auch bei Stadler Rail, auch in der Schweiz: «Die Auswirkungen auf unsere Betriebstätigkeit sind bisher überschaubar», sagt Fabian Vettori, Sprecher von Stadler Rail.
Bislang kein Problem mit Covid-bedingten Produktionsausfällen verzeichnet Bühler mit Sitz in der Ostschweiz. Der Technologiekonzern testet seit Frühling 2021 wöchentlich die ganze Belegschaft an den Standorten Uzwil und Appenzell – Geimpfte einmal, Ungeimpfte dreimal. Aktuell lassen sich 2800 Mitarbeitende wöchentlich testen. So können Infektionsketten erkannt und früh durchbrochen werden. Das kommt bei der Belegschaft besser an als die Maskenpflicht.
Und: «Seit wir systematisch testen, ist uns keine Ansteckung innerhalb der Firma bekannt», sagt Personalchef Christof Oswald gegenüber dem «St. Galler Tagblatt». «In mehreren Fällen wissen wir auch, dass die Tests verhindert haben, dass positiv getestete Mitarbeitende zur Arbeit kamen, wo sie mit hoher Wahrscheinlichkeit andere angesteckt hätten.»
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