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Meinung

SVP-Ständerat im Shitstorm
Er hätte lieber Handball geschaut als übers Sexualstrafrecht zu debattieren

Lieber jubeln als sitzen: SVP-Ständerat Hannes Germann ist auch Fan des Schaffhauser Handballteams.
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Hannes Germann ist 64 Jahre alt, Ständerat, SVP-Mitglied und Handballfan. Ein begnadeter Influencer ist er nicht. Auf Twitter folgen ihm 229 Personen. Ihnen (und dem Rest der Twittergemeinde) teilte er nach einem elend langen Sitzungstag mit: «Um ehrlich zu sein, hätte ich lieber den Titelgewinn unserer Kadetten Schaffhausen live erlebt, als im Ständerat schier endlos über das Sexualstrafrecht zu debattieren. Herzliche Gratulation zum 12. Meistertitel!»

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Das kann man als virtuellen Stossseufzer und Freudensprung eines glühenden Fans ansehen. Muss man aber nicht. Das zeigten die Reaktionen ganz schnell: «Ernsthaft, Hannes?», fragte ein Schaffhauser. «Irgendein Handballmatch ist dir wichtiger als ein Thema, das viele Menschen umtreibt und wo Verbesserungen dringend notwendig wären?»

Das war noch einer der reflektierteren Tweets. Ansonsten: Beschimpfungen, Beleidigungen, Ausfälligkeiten, Unflätigkeiten, grösstenteils anonym. @BinGanzBrav: «Ekelhaft! Pfui!» @PrettyDamnSwiss: «Sauerei.» @sisepan: «Grüseltweet.» @Age58663380: «Unangemessenes Machogetue.» @jussitussi1: «Schämen Sie sich für den widerlichen Tweet.» @Smitter1231: «Belohnt solches faules Pack mit der Abwahl.» @azehnder: «Noch so ein nutzloser Politikclown.» 

«Mit allem Respekt»

Twitter halt. Und damit Anlass genug, dass sich auch SP-Nationalrätin Tamara Funiciello in die Debatte einschaltete: «Herr Kollege, mit allem Respekt. Ich hätte mehr von Ihnen erwartet. Eine Entschuldigung wäre angebracht.» Mit allem Respekt, immerhin. Funiciello hat 10’200 Twitter-Follower.

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Schliesslich beteiligte sich auch die Basler Soziologin, Genderforscherin und Buchautorin Franziska Schutzbach (10’300 Follower). Und sie beförderte die Diskussion über Germanns unerhörte Meinungsäusserung in nochmals völlig neue Sphären. Ihre Tweet-Serie mündete in die Feststellung, dass sie «den heterosexuellen männerbündlerischen Androzentrismus von Cis-Männern» anprangere.

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Alles klar also? Den eigentlichen Kern der Sache verfehlte der Tweet. Denn Germann seufzte zwar über die Länge der Debatte. Sie dauerte mehr als vier Stunden, samt wiederholten Ermahnungen des Ratspräsidenten, sich doch bitte, bitte kurz zu halten. Doch der Schaffhauser Ständerat harrte trotzdem eisern im Ratssaal aus bis ganz zum Schluss – und sagte Ja zur Verschärfung des Sexualstrafrechts.

Dieses geht nun in der Version des Ständerats zwar nicht so weit, wie sich das viele Aktivistinnen erhofft hatten. Das «Ja ist Ja» blieb auf der Strecke. Aber gegen die Forderung hatten sich in der Debatte längst nicht nur androzentristische, männerbündlerische Cis-Männer wie Germann ausgesprochen. Auch Frauen wandten sich dagegen, unter anderen Bundesrätin Karin Keller-Sutter und auch Ständerätinnen der Mitte-Partei. Das nicht zuletzt, weil unklar ist, ob diese Regel Vergewaltigungsopfern, und zwar Frauen wie Männern, überhaupt etwas bringt.

Hannes Germanns etwas verschämt entschuldigender Tweet, dass er «der längst überfälligen Verschärfung des Sexualstrafrechts aus Überzeugung zugestimmt» habe – er verhallte so gut wie unkommentiert und ungehört im virtuellen Raum der eidgenössischen Twitter-Provinz.

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