Ergebnisse des Basler Pharmakonzerns17 Millionen Franken Bonus: Das Salär des Novartis-Chefs wird noch zu reden geben
Der Pharma-Konzern Novartis hat 2024 kräftig zugelegt. Das zahlt sich auch für Firmenchef Vas Narasimhan aus. Sein Salär steigt deutlich. Die Kritik daran wächst.
- Novartis läuft es gut. Die Pharmafirma verzeichnet ein Umsatzplus von 11 Prozent und einen Gewinnanstieg um 40 Prozent.
- Konzernchef Vas Narasimhan erhält für das Jahr 2024 daher ein Salär von 19 Millionen Franken. Das ist deutlich mehr als im letzten Jahr.
- Das heizt die Kritik an den trotz Minder-Initiative steigenden Managerlöhnen an.
Die Geschäfte des Basler Pharmakonzerns Novartis laufen gut. Er hat im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von 11 Prozent erzielt. Der Gewinn stieg um fast 40 Prozent auf knapp 12 Milliarden. Auch im laufenden Jahr will der Konzern kräftig weiterwachsen.
Das zahlt sich für das Management aus. Das Einkommen von Konzernchef Vas Narasimhan wächst deutlich: Für das Jahr 2024 erhält er 19,165 Millionen Franken. Schon im Vorjahr hatte der US-Amerikaner mit einem Salär von 16,2 Millionen Franken zu den bestbezahlten Managern der Schweiz gehört.
Für Narasimhan ist das Salär gerechtfertigt
Novartis begründet die Lohnerhöhung für Narasimhan mit dem Vergleich mit den hohen Löhnen von US-Managern. «Obwohl der Hauptsitz des Konzerns in der Schweiz ist, macht er ein Drittel seines Umsatzes auf dem US-Markt, und die USA stellen einen wesentlichen Talentpool für die Einstellung von Managern dar», heisst es im Geschäftsbericht von Novartis.
Narasimhan selbst weist darauf hin, dass 60 Prozent der Konzernchefs in den USA einen höheren Lohn erhalten. «Das zeigt, dass unser Ansatz ausgewogen ist», betont der Novartis-Chef.
Was diese Begründung allerdings ein Stück weit relativiert: Roche, der andere grosse Basler Pharmakonzern, erwirtschaftet noch einen deutlich höheren Umsatzanteil in den USA und hat in seinem Topmanagement ebenso US-Amerikaner. Roche-Chef Thomas Schinecker erhält fürs vergangene Geschäftsjahr jedoch lediglich 10 Millionen Franken.
Der grösste Teil des Einkommens des Novartis-Chefs setzt sich aus Boni respektive Aktienanteilen zusammen. Das Basisgehalt beträgt 1,9 Millionen Franken.
Der Hauptteil von Narasimhans Bonus – 12.5 Millionen Franken – basiert auf der Entwicklung des Konzerns zwischen 2022 und 2024. Die Vorgaben für Umsatz, Betriebsgewinn, neue Medikamente sowie Aktionärsgewinne: Sämtliche Ziele hat Narasimhan – oder besser gesagt: Novartis – mehr als erfüllt.
Dennoch stellt sich angesichts des starken Lohn-Anstiegs von Narasimhan die Frage: Sind, 12 Jahre nach der Minder-Initiative, die Abzocker zurück?
Minder-Intiative hat nichts gebracht
Als 2013 die Abzockerinitiative des damaligen Schaffhauser Ständerats Thomas Minder mit 68 Prozent Ja-Stimmen angenommen wurde, glaubten viele, damit wäre die Zeit der Lohnexzesse vorbei. Doch schon im letzten Jahr zeigte sich nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen durch die Firmen: Fast alle Chefs verdienen deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Im Vergleich mit 2013, dem Geschäftsjahr nach Annahme der Minder-Initiative, stiegen die Löhne in den Teppichetagen um knapp 37 Prozent an.
Es gebe leider eine Rückkehr zu einem viel zu hohen Vergütungsniveau, kritisiert Vincent Kaufmann von der Anlagestiftung Ethos diese Entwicklung. Die Stiftung hatte 2024 in einer Analyse unter anderem die Entwicklung der Vergütungen genauer unter die Lupe genommen.
Die Analyse zeichnet ein klares Bild: Seit Inkrafttreten der Initiative im Jahr 2014 sind die Gehälter der Chefs der grössten börsenkotierten Schweizer Firmen (SMI-Titel) mit Ausnahme des Corona-Jahrs 2020 deutlich angestiegen – sie werden einfach anders ausbezahlt als zuvor.
Konkret sind die Fixlöhne seit 2014 im Schnitt von 1,85 Millionen Franken auf 1,59 Millionen sogar leicht gesunken. Die durchschnittliche Gesamtvergütung aber, also die Entlöhnung samt Pensionskassenbeiträgen, Aktienanteilen und Bonusprogrammen beispielsweise, die auf das Grundsalär obendrauf kommen, ist seit 2017 um rund eine Million Franken gestiegen. Damit sind sie heute wieder genauso hoch wie vor der Initiative.
Zwar ist Narasimhan immer noch weit entfernt von den Salären, die Daniel Vasella als Chef von Novartis einstrich. Vasella verdiente in seinen besten Zeiten mehr als 40 Millionen Franken pro Jahr.
Dennoch wird der gewaltige Lohnanstieg des heutigen Novartis-Chefs an der kommenden Generalversammlung mit Sicherheit zu reden geben. Die Aktionäre müssen den Lohn noch genehmigen und schon vergangenes Jahr hatte es deshalb Diskussionen gegeben. Novartis-Präsident Jörg Reinhardt hatte damals Narasimhans Entschädigung bereits als an der «Grenze zu dem, was noch als akzeptabel empfunden wird», bezeichnet.
Jörg Reinhardt muss die Erhöhung dieses Jahr zum letzten Mal verteidigen. Denn er tritt ab. Der US-Italiener Giovanni Caforio soll neuer Präsident des Verwaltungsrats werden. Er war bislang Chef des Pharmariesen Bristol Myers Squibb, wo er 19,7 Millionen Dollar verdiente.
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