Amerikanisierung des Basler KonzernsNovartis holt Präsidenten aus den USA – Managerlöhne dürften steigen
Die Basler Pharmafirma will Giovanni Caforio von einem US-Konkurrenten holen. Damit wird der Konzern weiter amerikanisiert – mit Folgen für das Lohnniveau.

Der Pharmakonzern Novartis richtet sich noch stärker auf die USA aus: Der US-Italiener Giovanni Caforio soll neuer Präsident des Verwaltungsrats werden. Er war bislang Chef des Pharmariesen Bristol Myers Squibb (BMS).
«Wir sind eine weltweit operierende Firma und schauen nach den besten Leuten», sagte Novartis-Finanzchef Harry Kirsch am Dienstag. Er stellte mit den Novartis-Quartalszahlen und der Erhöhung der Umsatzprognose fürs laufende Jahr auch Caforio an. Er soll an der Generalversammlung nächstes Frühjahr zum neuen Präsidenten gewählt werden. Bristol Myers Squibb erzielt ähnlich wie Novartis einen Umsatz von über 45 Milliarden Dollar.
Mit der Wahl Caforios wird Novartis zwei US-Amerikaner an der Spitze haben: Konzernchef Vas Narasimhan kommt ebenfalls aus den USA.
Mit Caforios Zuzug dürfen sich bei Novartis auch die Gehälter weiter amerikanisieren. Der 59-Jährige hatte bei BMS zuletzt 19,7 Millionen Dollar verdient. Novartis-Chef Vas Narasimhan hat letztes Jahr 16,2 Millionen Franken bezogen und damit vor der Abstimmung über die 13. AHV-Rente Diskussionen über Einkommensgerechtigkeit ausgelöst.
Novartis-Chef Narasimhan erneut absent
Narasimhan war bei der Medienpräsentation per Telefon erneut nicht dabei, sondern überliess dies seinem Finanzchef. Interviews gibt er nur noch höchst selten und dann meist US-Finanzmedien wie CNBC oder Bloomberg.
Was die Geschäftsstrategie betrifft, dürfte Caforio den bisherigen Pfad von Novartis fortsetzen. Bei BMS hatte der studierte Mediziner die Forschung und Entwicklung deutlich beschleunigt. Den Fokus hatte er auf neue Immuntherapien gegen Krebs gelegt. Durch einen Riesenzukauf hat er BMS zum Grosskonzern gemacht: Unter ihm fand die Übernahme von Celgene für 74 Milliarden Dollar statt. Novartis ist dagegen nicht auf Grossübernahmen aus. Finanzchef Harry Kirsch betonte, der neue Präsident solle keinen Strategiewechsel bedeuten.
Der jetzige Präsident bei den Baslern, der Deutsche Jörg Reinhardt, muss 2025 nach zwölf Jahren wegen Amtszeitbegrenzung aus dem Verwaltungsrat ausscheiden. Reinhardt bezog vergangenes Jahr 3,8 Millionen Franken als Novartis-Präsident.
Amerikaner dominieren bei Novartis
Das operative Geschäft von Novartis ist von Amerikanern dominiert: In der Geschäftsleitung sind fünf von elf Mitgliedern US-Bürger. Mit dem neuen Pharmachef Patrick Hober sitzt dort noch ein Schweizer.
Das Standbein von Novartis in der Schweiz ist allerdings gross: Der Konzern hat nicht nur seinen Hauptsitz in Basel, sondern auch einen wichtigen Teil seiner Forschung und Entwicklung wie auch der Produktion. Von den 76’000 Angestellten arbeiten rund 10’000 in der Schweiz.
Doch verlagert Novartis immer wieder Stellen ins Ausland: Anfang April teilte der Konzern mit, dass er rund 400 Jobs in der Medikamentenentwicklung abzieht. «Wir müssen flexibel sein und unsere Prozesse optimieren», sagte Kirsch. An günstigeren Standorten in Indien oder Slowenien.
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