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Interview mit Schweizer Botschafter in Thailand
«Die meisten Menschen hier haben noch nie ein Erdbeben erlebt»

Thai Rettungsteams leisten Hilfe nach einem Gebäudeeinsturz in Bangkoks Chatuchak-Gebiet durch das Erdbeben am 28. März 2025.
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Bangkok, bekannt als Tourismushochburg, ist zur Katastrophenzone erklärt worden. Es kursieren Bilder eines eingestürzten Hochhauses, 70 Bauarbeiter werden vermisst. Thailand war letztes Jahr die beliebteste Destination für Individualreisen von Schweizerinnen und Schweizern. Aktuell sind laut dem Schweizer Aussendepartement (EDA) für das Land 470 Reisende auf der Schweizer App Travel Admin registriert. Es dürfte aber auch viele Schweizer Touristen geben, die sich nicht eingetragen haben. Daneben gibt es eine grosse Auslandschweizergemeinschaft im Land: Aktuell sind 13’372 Personen gemeldet. Der Schweizer Botschafter Pedro Zwahlen berichtet von der aktuellen Lage.

Herr Zwahlen, wie stark hat das Erdbeben Bangkok getroffen?

Das Erdbeben war eine grosse Überraschung, die meisten Menschen hier haben noch nie ein Erdbeben erlebt. Es war ein starkes Beben, das macht den Menschen Angst – vor allem, wenn man sich in einem hohen Gebäude befindet. Ein Hochhaus, das sich im Bau befand, ist eingestürzt. In der Stadt herrscht ein grosses Verkehrschaos. Der öffentliche Schienenverkehr ist geschlossen, die Strassen verstopft und viele Menschen, die in den Vororten von Bangkok leben, können nicht zurück nach Hause.

Pedro Zwahlen, Schweizer Botschafter in Thailand, spricht bei einer Konferenz mit einer Schweizer Flagge auf dem Tisch.

Auf der Baustelle dieses Hochhauses gibt es offenbar Todesopfer. Wissen Sie von verletzten Schweizerinnen und Schweizern?

Nein, wir haben zum Glück keine Kenntnis von Schweizer Bürgerinnen oder Bürgern, die beeinträchtigt wären durch das Erdbeben. Ich habe auch zweimal mit dem Präsidenten der Swiss Society in Bangkok telefoniert, er weiss ebenfalls nichts von Schweizern, die ein gravierendes Problem hätten. Wir kontaktierten auch Personen in anderen Regionen des Landes, etwa in Phuket oder Koh Samui, wo sich viele Schweizerinnen und Schweizer aufhalten. Dort war das Erdbeben offenbar nicht spürbar. Aber unsere Gedanken sind natürlich bei all jenen Menschen, die Angehörige oder Bekannte verloren haben oder deren Häuser zerstört wurden.

Das Video des Hochhauses sieht beängstigend aus: Ist die Zerstörung in der ganzen Stadt so gross?

Nein, es scheint so, dass die Zerstörungen eher lokal begrenzt sind. Die Botschaft ist auch von hohen Hochhäusern umgeben. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn diese einstürzen würden. Aber es sind von aussen keine Schäden sichtbar. Es gibt zum Glück auch keinen Stromausfall, und das Mobilfunknetz funktioniert. Aber gerade bei Baustellen oder älteren Gebäuden muss man jetzt sehr vorsichtig sein. Man sollte sie erst wieder betreten, wenn Expertenteams abgeklärt haben, ob sie einsturzgefährdet sind.

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Wie haben Sie und Ihr Team reagiert, als das Erdbeben begann?

Ich sass auf einem Stuhl, als das Beben anfing. Sie müssen sich vorstellen, das ist, wie wenn Sie auf einem Brett sitzen und ein paar starke Leute von zwei Seiten das Brett schnell hin- und herziehen. Ich habe in Zentralamerika schon zwei ähnliche Erdbeben erlebt. Jede und jeder Einzelne muss sich sofort in Sicherheit bringen. Am besten unter einem Türsturz. Wenn man in der Nähe eines Ausgangs ist, sollte man direkt ins Freie rennen. Wir haben auf der Botschaft ein grosses Team von über 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, und alle haben sich vorbildlich verhalten. Unsere Büros befinden sich glücklicherweise im Erdgeschoss. Da aber ein Gebäude renoviert wird, ist ein Teil unseres Teams derzeit auswärtig untergebracht. Diese Mitarbeitenden können nicht zurück in ihre Büros, weil zuerst geprüft werden muss, ob das Hochhaus einsturzgefährdet ist. Das kann lange dauern, denn es gibt sehr viele Häuser, bei denen nun solche Überprüfungen stattfinden müssen.

Retter arbeiten an der Stelle eines Hochhauses im Bau, das nach einem Erdbeben der Stärke 7,7 in Bangkok, Thailand, am Freitag, den 28. März 2025, eingestürzt ist.

Wie funktioniert das Krisenmanagement einer Botschaft in einer solchen Situation?

Als alle im Freien waren, haben wir das Krisenmanagement-Team bestimmt und als Erstes abgeklärt, ob es allen gut geht. Dazu schicken wir jeder einzelnen Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter gleichzeitig ein spezielles SMS, auf das sie antworten müssen. Das ist ein Standardvorgehen, das sehr hilfreich ist, wenn die Leute weit verteilt sind. Als Nächstes haben die Mitarbeitenden abgeklärt, wie es ihren Familien geht und ob ihre Häuser beschädigt wurden. Daneben haben wir Kontakt mit Bern aufgenommen. Wir sind gut erreichbar per Telefon, Mail usw. Normalerweise melden sich Schweizer schnell bei der Botschaft, wenn sie von einem Unglück selbst betroffen sind oder von Betroffenen wissen.

Es wird bereits Nacht in Bangkok, wie geht es nun weiter?

Das Krisenmanagement-Team beobachtet die Lage. Es wurden für Bangkok mehrere Nachbeben gemeldet, von denen wir bisher nichts gespürt haben. Aber viele Menschen müssen nun schauen, wo sie unterkommen, weil ihre Häuser beschädigt sind. Wir melden Bern laufend, wie die Lage ist. Nach diesem Telefonat kläre ich ab, ob inzwischen alle Mitarbeitenden nach Hause konnten oder ob einzelne von ihnen hier in der Botschaft bleiben müssen.

Betroffene Schweizer Staatsangehörige können sich an die schweizerischen Botschaften vor Ort oder an die Helpline des EDA in Bern wenden (24 Stunden am Tag unter +41 800 24 7 365 / 0 800 24 7 365 oder per E-Mail an helpline@eda.admin.ch).