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Schweizer Kriminalstatistik
Sexualdelikte nehmen zu – jedes dritte Opfer ist ein Teenager

Frau hebt Hand hoch, um Gesicht vor Kamera zu verdecken, vor grauer Steinwand.
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In Kürze:
  • 2024 war jedes dritte Opfer sexueller Gewalt ein Teenager.
  • Die Zahl der sexuellen Übergriffe ist bei Teenagern seit 2014 um 70 Prozent angestiegen.
  • Fast die Hälfte aller gemeldeten Sexualdelikte betrifft Menschen unter 25 Jahren.
  • Rund ein Drittel der Täter ist unter 25 Jahre alt, etwa die Hälfte davon sind Ausländer.

Die Zahl der Vergewaltigungen sowie sexuellen Übergriffe und Nötigungen sind in der Schweiz in den letzten Jahren angestiegen. Das zeigt ein Blick auf die Kriminalstatistik des Bundes, welche Anfang Woche veröffentlicht wurde.

Zugenommen haben insbesondere die Übergriffe auf Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 10 und 19 Jahren – seit 2020 um 36 Prozent, seit 2014 gar um ganze 70 Prozent. Damit war 2024 jedes dritte Opfer sexueller Gewalt ein Teenager, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Keine andere Altersgruppe verzeichnet einen höheren Anstieg.

Insgesamt wurden letztes Jahr 309 sexuelle Vergehen zur Anzeige gebracht. Fast die Hälfte der Fälle betreffen junge Menschen unter 25. Auch die Täter sind jung. Rund ein Drittel ist unter 25 Jahre alt, etwa die Hälfte davon sind Ausländer.

Gab es mehr Anzeigen oder mehr Fälle?

Doch was ist der Grund für die Zunahme? Gab es seit #MeToo mehr Anzeigen? Milena Brüni von der Fachstelle «OKey» – Opferberatung und Kinderschutz – verneint. Teenager hätten heute allerdings ein besseres Gespür für körperliche Grenzverletzungen als noch vor ein paar Jahren. Ein verändertes Anzeigeverfahren stellt sie nicht fest.

«Ein Strafverfahren bleibt für die Betroffenen herausfordernd. Für manche ist die lange Dauer eines solchen Verfahrens und das ‹Wiedererleben› der erlittenen Tat zu schmerzhaft. Andere wollen nicht, dass die Eltern etwas erfahren.»

Dass die gestiegenen Fallzahlen durch mehr Anzeigen und damit eine Verkleinerung der Dunkelziffer erklärt werden können, bezweifelt auch Brigitte Kämpf, Medienbeauftragte der Zürcher Frauenberatung sexuelle Gewalt. Sie verzeichnet jedoch einen Zuwachs an Beratungen. «Die Hoffnung der Frauen, mit dem neuen Sexualstrafrecht ernster genommen zu werden und vor Gericht grössere Chancen zu haben, ist gross», sagt sie gegenüber der «NZZ am Sonntag».

Sexuelle Gewalt im schulischen Umfeld

Untermauert werden die Aussagen der beiden Expertinnen von der grössten und längsten Dunkelfeldstudie der Schweiz, die seit 1999 in Oberstufenklassen der Kantone Zürich und seit 2014 der Waadt erhoben wird. Rund 15 Prozent der 15- beziehungsweise 19-Jährigen geben an, schon einmal «durch Gewalt oder Androhung solcher zu sexuellen Handlungen oder deren Duldung» gezwungen worden zu sein. Das sind doppelt so viele wie noch 2014.

Die Daten aus der repräsentativen Jugendbefragung zeigen auch, dass fast die Hälfte der Täter gleichaltrig sind. Auch die Übergriffe in Gruppen haben in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen. Zu den Delikten kommt demnach hauptsächlich im schulischen Umfeld oder öffentlichen Raum.

Hingegen ist die Anzahl der Opfer, welche angeben, den Vorfall der Polizei gemeldet zu haben, von 12,3 im Jahr 2014 auf 6,7 Prozent im Jahr 2021 gesunken. «Wenn meine Daten stimmen, dann ist die strafrechtlich relevante sexuelle Gewalt an Teenager im Dunkelfeld sogar noch stärker angestiegen als in der Polizeistatistik», so Studienleiter Denis Ribeaud zur Zeitung.

Die Gründe für den Anstieg jugendlicher Opfer kann Ribeaud nur vermuten. Seiner Meinung nach könnte etwa der gestiegene Konsum von Gewaltpornos eine Rolle spielen – und die Tatsache, dass Teenager immer seltener in Paarbeziehungen sind.