Kriminalstatistik des BundesMehr Vergewaltigungen, mehr Körperverletzungen, mehr Diebstähle: Die Kriminalität nahm 2024 stark zu
Insbesondere die häusliche Gewalt und die Cyberkriminalität sorgten 2024 für einen starken Anstieg der Straftaten. Es gibt aber auch positive Entwicklungen.

- Die Zahl schwerer Gewalttaten stieg schweizweit um zwanzig Prozent auf 2456 Fälle.
- Vermögensstraftaten nehmen durch digitale Betrugsmaschen stark zu.
- Der Anteil von ausländischen Straftätern ohne Aufenthaltsstatus hat zugenommen.
- Der neue Straftatbestand Identitätsmissbrauch führte 2024 bereits zu über 5000 Anzeigen.
Heute veröffentlichte der Bund die polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2024. Der Bericht gilt als Gradmesser für die Sicherheitslage in der Schweiz. Verglichen mit dem Bevölkerungswachstum ist die Kriminalität 2024 überproportional stark gestiegen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 8 Prozent mehr Straftaten registriert. Das sind die fünf wichtigsten Veränderungen und Trends:
Schwere Gewalttaten nehmen zu
Insgesamt registrierten die Polizeibehörden schweizweit 2456 Fälle von schwerer Gewalt. Das sind 399 mehr Straftaten als noch im Vorjahr und entspricht einer Zunahme von fast 20 Prozent. Über eine längere Zeitspanne betrachtet ist die Zahl der schweren Gewaltstraftaten seit 2009 nie mehr so hoch gewesen wie im vergangenen Jahr.
Gestiegen ist insbesondere die Zahl der Vergewaltigungen (+29,4 Prozent, +247 Straftaten), der schweren Körperverletzungen (+16,9 Prozent, +149 Straftaten) und der Fälle von schwerem Raub (+21,6 Prozent, +11 Straftaten). Auffällig ist auch, dass diese Taten immer häufiger zu Hause stattfinden. Die Fälle von häuslicher Gewalt sind 2024 um 6,1 Prozent gestiegen. Die eigenen vier Wände waren im vergangenen Jahr auch der wahrscheinlichste Ort, sein Leben gewaltsam zu verlieren: 26 der 45 polizeilich registrierten vollendeten Tötungsdelikte waren 2024 auf häusliche Gewalt zurückzuführen.
Bei den schweren Gewaltstraftaten sind die beschuldigten Personen meistens Männer (Anteil: 80 Prozent). In 54 Prozent der Fälle haben die Beschuldigten einen ausländischen Pass.
Trendumkehr bei Vermögensdelikten
Über lange Zeit waren Vermögensstraftaten in der Schweiz rückläufig. Nach 2022 und 2023 stieg die Zahl der Delikte nun zum dritten Mal in Folge an (+8 Prozent, +28’308 Straftaten). Insbesondere die neuen Betrugsmaschen im Internet spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die Cyber-Wirtschaftskriminalität machte im vergangenen Jahr fast 10 Prozent aller registrierten Straftaten aus und nahm insgesamt stark zu.
Auch die Zahl der Diebstähle ist 2024 erneut gestiegen (+5 Prozent, +7189 Straftaten). Am stärksten ist der Anstieg beim Fahrzeugeinbruchdiebstahl (+27 Prozent, + 1799 Straftaten), gefolgt von Einbruchdiebstahl (+15 Prozent, +4265 Straftaten) und Entreissdiebstahl (+11 Prozent, +125 Straftaten). Die Aufklärungsquote von Diebstählen bleibt mit 29,8 Prozent relativ gering, ist im Vergleich zum Vorjahr aber leicht gestiegen.
Mehr Straftäter ohne Aufenthaltsstatus
2024 wurden insgesamt 91’929 Personen beschuldigt, gegen das Strafgesetz verstossen zu haben. Der Anteil von beschuldigten Schweizer Staatsangehörigen ist im vergangenen Jahr von 44,3 auf 42,3 Prozent zurückgegangen. Bei ausländischen Staatsangehörigen mit Niederlassungsbewilligung (+0,2 Prozent) und der Asylbevölkerung (+0,1 Prozent) ist der Anteil relativ stabil geblieben.
Am stärksten ist die Zunahme bei Ausländerinnen und Ausländern ohne offiziellen Aufenthaltsstatus (+1,7 Prozent). Die beschuldigten Personen aus dieser Kategorie kommen vor allem aus Frankreich (2485 Personen), Rumänien (2445), Algerien (2120) und Marokko (1068).
Drogenkonsum geht zurück
In letzter Zeit sind Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz stark rückläufig. Wurden im Jahr 2020 noch 68’600 Fälle registriert, waren es 2024 nur noch 48’208. Das entspricht einem Rückgang von fast 30 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Auffällig sind insbesondere die starken Abnahmen von Drogendelikten im Kanton Basel-Stadt (–48,5 Prozent seit 2020) und in St. Gallen (–41 Prozent seit 2020).
Neue Straftatbestände, mehr Anzeigen
Die wachsende Kriminalität im digitalen Raum führte jüngst zu Neuerungen im Strafrecht. Seit September 2023 ist etwa der Identitätsmissbrauch strafbar. Bereits im ersten vollen Jahr zeigt sich, dass der neue Straftatbestand häufig zur Anwendung kommt. 5045 Fälle wurden 2024 bereits registriert. Dies führte dazu, dass die Zahl der Straftaten im Ehre-, Geheim- und Privatbereich insgesamt um 35 Prozent gestiegen ist.
Fehler gefunden?Jetzt melden.