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Neuer Chef der Finanzaufsicht
Er soll bald UBS und CS zähmen

Neuer Chefüberwacher am Finanzplatz: Urban Angehrn.
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Zahlreiche Namen wurden in den letzten Wochen für den vakanten Posten des Finma-Chefs ins Spiel gebracht. Doch auf Urban Angehrn kam niemand. Bei den Banken ist der 56-jährige Anlagechef des Versicherers Zurich noch weitgehend unbekannt.

Das dürfte sich aber bald ändern: Am 1. November wird der Ostschweizer der neue Chef der Finanzmarktaufsicht (Finma). Dann übernimmt er einen der wichtigsten Jobs des Finanzplatzes.

Angehrn wird damit zum Chef-Aufpasser über Banken und Versicherungen. Beide Bereiche sind für die Aufsicht gleich wichtig, für die schlagzeilenträchtigen Unfälle sorgen aber meist die Banken – zuletzt besonders die Credit Suisse. Auch sind es meist die Grossbanken, die sich lautstark gegen strengere Auflagen wehren.

Bei Banken unbekannt

In Schweizer Bankenkreisen ist die Berufung eine Überraschung. «Von seinen Qualifikationen ist Angehrn aber jemand, der überzeugt», sagt eine Bankenquelle. «Er kennt sich mit Regulierung aus und ist ein Investmentprofi.» Welche Politik der neue Finma-Chef verfolgen wird, darüber herrscht bei den Bankern noch Rätselraten.

Laut einer anderen Quelle ist es für Angehrn von Vorteil, dass er in der Geschäftsleitung von Zurich sass, wie die beiden Grossbanken ist der Versicherer ein Weltkonzern. Damit bringe er die Ranghöhe mit, um sich mit den Grossbanken UBS und CS anzulegen.

Das Durchschnittssalär in der Zurich-Geschäftsleitung beträgt über 3 Millionen Franken – Angehrn kommt auf 550’000 Franken.

Angehrn kommt zwar von einer Versicherung, kennt aber auch die Welt der Banken. Vor seiner Karriere bei Zurich arbeitete er bei den Finanzhäusern Credit Suisse First Boston und JP Morgan. Er weiss, wie das Geschäft mit komplexen Finanzprodukten oder dem Asset-Management, also der Vermögensverwaltung für professionelle Kunden, funktioniert. Davor hat Angehrn an der ETH Zürich Physik studiert und in Harvard in Mathematik doktoriert. Dass Angehrn auch bei Themen wie Digitalisierung und dem nachhaltigen Investieren Erfahrungen vorweisen kann, wurde ihm offenbar bei der Wahl als Bonus angerechnet.

Ein Wegbegleiter bei der Zurich lobt ihn als «integer und hochprofessionell». Als Leiter Asset Management habe Angehrn ein sehr gutes Verständnis der Kapitalmärkte und der Risiken. «Und das ist etwas, auf das es im Nachgang zur Finanzkrise zur Kontrolle der Banken ankommt.»

Angehrn nimmt für seinen neuen Job eine deutliche Lohneinbusse in Kauf. Das durchschnittliche Salär eines Mitglieds der Zurich-Geschäftsleitung liegt bei über 3 Millionen Franken. Laut dem Geschäftsbericht des Versicherers besass er zum Ende des letzten Jahres zudem Zurich-Wertpapiere im Wert von rund 9 Millionen Franken. Zum Vergleich: Der Finma-Chef kommt gerade einmal auf ein Jahressalär von 550’000 Franken.

Finma-Präsidentin Marlene Amstad.

Dafür bietet der Finma-Chef jede Menge Aufmerksamkeit, sowohl von den Medien, als auch von der Politik. Der Finma-Job bietet viel Angriffsfläche, aber auch Prestige. Bisher blieb Angehrn trotz seines Topjobs bei der Zurich weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit. Immerhin setzte ihn das Finanzportal Finews einmal auf die Liste der «heissesten Swiss Banker». Dabei kann als sicher gelten, dass sein Aussehen für den Finma-Verwaltungsrat als Entscheidungskriterium keine Rolle gespielt haben wird.

Spannend wird sein, wie sich Finma-Chef Angehrn und Finma-Präsidentin Marlene Amstad verstehen. Denn beim Abgang seines Vorgängers Mark Branson habe auch das angespannte Verhältnis mit seiner Vorgesetzten eine Rolle gespielt. Amstad nimmt offenbar deutlich mehr Einfluss auf die Führung der Aufsicht als ihr Vorgänger Thomas Bauer. Das kam bei Branson offenbar schlecht an. Angehrn weiss nun, auf was er sich einlässt.