Mein Wein«Er schmeckte wie vergärter Eistee mit Kohlensäure»
Slampoetin, Autorin und Musikerin Lara Stoll spricht über ihre ersten Erfahrungen mit Naturwein und andere weinselige Erlebnisse.
Ich mag dunkle, schwere Rotweine. Und orange auch sehr gern. Bier trinke ich selten, höchstens mal ein Panache. Vor und während meiner Kleinkunstauftritte trinke ich nie, das wäre fatal. Lippen und Zunge müssen schnell sein, mein Kopf muss fit sein. Mit meiner Band «Stefanie Stauffacher» ist es etwas anderes, da trinke ich schon meistens ein, zwei Gläser Rotwein während des Gigs.
Ich habe viele Freunde, die in der Gastronomie tätig sind, sich also gut auskennen. Das ist natürlich perfekt, weil man so immer qualitativ tolle Weine vorgesetzt bekommt. Leider hat sich bei mir deshalb aber auch eine gewisse Faulheit eingestellt. Ich verlasse mich auf den Goût der anderen. Letztes Jahr allerdings bin ich kurz entschlossen allein nach Bordeaux gefahren. Um Wein zu trinken und zu lesen. Das kann ich nur weiterempfehlen. Ich habe mich zwar oft verfahren, mit dem ÖV, ich weiss aber nicht, ob wegen des Weines oder des Lesens.
Seit kurzem trinke ich auch ab und zu Naturweine. Dabei war mein erstes Naturweinerlebnis ein geschmackliches Abenteuer. Wir waren beim Znacht, öffneten so eine Flasche mit ultra-fetziger Etikette. Shit, er schmeckte wie vergärter Eistee mit Kohlensäure! Wir liessen ihn also stehen, so zwei Stunden lang; als wir dann erneut probierten, war der Wein nicht wiederzuerkennen. Ein bisschen Luft, und der Wein entwickelte sich komplett. Diese Erfahrungen hatten zur Folge, dass ich normale Weine mittlerweile fast langweilig finde.
Ein Kollege meinte: «Mach doch einfach ein Shirt!» Ein paar Tage später hatte ich einen Prototypen, und alle wollten auch eines.
Naturweine kaufe ich zum Beispiel bei More than Wine oder www.wein-punkt.ch; die verschicken derzeit Packages mit einer Auswahl, das machten ja viele kleine Weinhändler während des Lockdown. Ich finde das extrem sympathisch – man kann ihnen etwas Gutes tun und sich selber auch.
Ich würde sagen, ich habe in den letzten Wochen eher weniger getrunken. Wohl, weil Bars und Restaurants geschlossen waren. Normalerweise arbeite ich an drei bis vier Projekten gleichzeitig, durch Corona konnte und kann ich mich nun aber auf das Schreiben von meinem neuen Soloprogramm konzentrieren – immerhin.
Mein T-Shirt «Nur die Weinkarte bitte» gibt es, weil es oftmals so ist, dass ich irgendwo dazustosse, zu spät bin oder mehrere Verabredungen nacheinander habe und dann im Restaurant eigentlich nur noch an der Weinkarte interessiert bin. Ein Kollege meinte schliesslich irgendwann genervt: «Mach doch ein Shirt, wo ‘Nur die Weinkarte bitte’ draufsteht!» Ein paar Tage später hatte ich einen Prototyp, und alle wollten auch eines. Mittlerweile gibt es sogar diverse Nachahmer in Deutschland. Das nervt zwar, aber dagegen kann man leider nicht viel machen.
Viel Wein steht nicht bei mir herum, im Moment sind es ein paar Flaschen, die übrig geblieben sind aus den Lockdown-Bestellungen. Einen Weinkeller habe ich nicht; aber es ist schon gut, etwas zu Hause zu haben, wenn jemand Geburtstag hat oder so, damit man nicht in den Migrolino muss, um dann irgendwas zu kaufen. Was Lieblingsweine angeht: Diese «Le Coste»-Weine finde ich zum Beispiel sehr läss.
In der Rubrik «Mein Wein» verraten prominente Personen ihre Lieblingsweine und andere weinselige Geschichten.
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