Comeback des ZSC-VorkämpfersEr konnte nicht einmal mehr selber die Hosen anziehen
Chris Baltisberger kehrte nach 252 Tagen ins Team der ZSC Lions zurück. Die letzten Monate haben sein Leben verändert – auch zum Guten.
Als sich das Hallenstadion am Freitag nach dem 5:2 gegen Ajoie geleert hatte und er seine TV-Interviews absolviert, drehte Chris Baltisberger noch eine kleine Runde auf dem Eis. Nicht allein, sondern mit seinem sechsmonatigen Sohn Kian, der gut verpackt war in einen Baby-Overall. Seine Frau stand an der Bande und schoss Fotos von den beiden.
Von solchen Momenten hatte der 29-Jährige in den vergangenen Monaten oft geträumt. «Ich hatte mir immer wieder vorgestellt, wie dieser Abend sein würde», erzählt er. «Das trug mich durch diese mühsamen Zeiten.» Wie damals, als er zu Hause eine Hose anziehen wollte und dabei stürzte. «Ich lag im Zimmer am Boden und dachte: Ich kann nicht einmal selber eine Hose anziehen! Wie will ich jemals wieder Hockey spielen?»
Baltisberger hatte am 8. Januar im Heimspiel gegen Biel in einer scheinbar harmlosen Szene einen komplizierten Bruch erlitten. Er drehte instinktiv ab, als ein Gegenspieler heranbrauste, und beim Drehen blieb die Kufe des linken Schlittschuhs im Eis stecken. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn, sein Schienbein war gebrochen. Der Riss zog sich spiralförmig von oben nach unten, ein sogenannter Spiralbruch. Seine Saison war von einem Moment auf den anderen vorbei, sein Schienbein wurde mit einer 30 Zentimeter langen Platte mit zehn Schrauben fixiert.
252 Tage danach gab Baltisberger im fünften Meisterschaftsspiel der neuen Saison sein Comeback. «Am Mittwoch entschieden wir uns, dass ich einen Versuch starte», sagt er. «Wir wussten nicht, wie es sein würde mit der Belastung in den Zweikämpfen. Mein Spielstil bringt schon einen Verschleiss mit sich. Aber es lief besser, als ich erwartet hatte.» Zumal er in der 17. Minute das 3:0 beisteuerte: Sein erster Versuch landete am Pfosten, auf dem Eis liegend wischte Baltisberger den Puck noch ins Tor.
Seine kämpferische Art war bei ihm auch auf seinem Weg zurück gefragt. Die Platte am Schienbein schmerzte, im Sommertraining war er noch weit zurück im Vergleich zu seinen Kollegen. An Fussballspielen oder Joggen war nicht zu denken. Er schwitzte in einem Gym in Altstetten, unweit der neuen Arena, mit einem befreundeten Fitnesstrainer. Noch heute kann er nicht joggen, die Platte behindert ihn dabei, doch mit dem Eishockeyspielen klappt es wieder.
«Es war ein langer Sommer», sagt Baltisberger. Und ein ereignisreicher auch abseits des Sports. Am 4. März heiratete er seine Freundin Sabrina, am 19. jenes Monats kam Sohn Kian zur Welt. Fast vier Wochen zu früh. Bei diesem freudigen Ereignis war Baltisbergers Verletzung für einmal von Vorteil. «Ich konnte nach der Geburt gleich für vier Tage im Spital einziehen. Das wäre sonst nicht möglich gewesen.»
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Der Sohn entwickle schon in seinem jungen Alter eine gewisse Affinität zum Eishockey, erzählt er schmunzelnd. «Er wird immer so um 19.45 Uhr munter, also dann, wenn in den Stadien der Puck eingeworfen wird.» Baltisberger ist einer von mehreren Jungvätern in der ZSC-Garderobe. Und so führen die Hockey-Gladiatoren immer mal wieder Fachgespräche. Etwa darüber, wie man Babys am besten in den Schlaf wiegt. Ein Thema, komplizierter als jedes Spielsystem im Eishockey.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.