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Jungunternehmer im Porträt
Er brachte das Geschäft mit Luxusuhren ins Internet

Philipp Man ist Mitgründer und Chef des Uhrenhändlers Chronext, der am Freitag an die Börse geht.
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Wenn Philipp Man einmal loslegt, über Uhren und ihren Vertrieb zu sprechen, ist er nur noch schwer zu bremsen. Keine Frage, der 30-Jährige ist ein grosser Fan der Schweizer Uhrenbranche.

Der Begriff Pionier wird oft inflationär gebraucht, doch auf Schnellredner Man trifft das ohne Zweifel zu: Mit dem von ihm und seinem ehemaligen WG-Kumpel Ludwig Wurlitzer gegründeten Uhrenhändler Chronext haben ausgerechnet zwei Deutsche der Schweizer Uhrenindustrie gezeigt, dass der Onlinehandel mit Luxusuhren funktionieren kann.

Ursprünglich wollte Chronext am Freitag an die Schweizer Börse gehen und dabei dabei bis zu 230 Millionen Franken einsammeln. Am Mittwoch teilte das Unternehmen mit, den Börsengang wegen «ungünstiger Marktbedingungen für Wachstumsunternehmen» zu verschieben. An den Plänen selbst hält der Online-Uhrenhändler fest, der Börsengang soll dann durchgeführt werden, wenn sich das Marktumfeld stabilisiere.

Kunden erhalten Garantie auf Echtheit

Das Geld aus dem angestrebten Börsengang will Chronext nutzen, um das weitere Wachstum zu finanzieren. Der Online-Händler stellt nicht einfach gebrauchte und neue Uhren von Omega, Rolex und anderen Luxusmarken mit schicken Fotos ins Netz. Denn auch Bilder können lügen. Daher prüfen rund zwanzig angestellte Uhrmacher die Ware auf Echtheit und bestätigen diese der Käuferin oder dem Käufer mit einem Zertifikat. Zudem bietet Chronext zwei Jahre Garantie.

Chronext verkauft zum einen gebrauchte Uhren, die das Unternehmen entweder selbst ankauft oder auf Kommissionsbasis vertreibt. Zum anderen gibt es bei Chronext auch neue Uhren: Man und seine Mitstreitenden beziehen Uhren direkt von den Herstellern. Das ist zumindest in der Startphase für einen Onlinehändler ungewöhnlich. Mit welchen Marken Chronext kooperiert, legt das Unternehmen nicht offen.

Man ist es wichtig, dass Chronext ein Verbündeter und nicht der Gegner der Uhrenindustrie ist. Heute hat Chronext 7000 verschiedene Uhren von 49 Marken im Sortiment.

Noch schreibt das Unternehmen rote Zahlen

Das Geschäft brummt: Lag der Umsatz im Gründungsjahr 2013 bei rund einer Million Franken, sind es mittlerweile über 100 Millionen. Heute arbeiten rund 130 Menschen für das Start-up.

Noch schreibt Chronext rote Zahlen, weil das Start-up viel ins Marketing investiert, um Marktanteile zu gewinnen. Chronext ist dabei kein reiner Onlinehändler mehr. Denn viele Kundinnen und Kunden holen ihre Luxusuhren gern persönlich ab. Dazu betreibt das Unternehmen mittlerweile elf Läden, einen davon in der Schweiz, in Zug.

Die Idee zu Chronext kam Man und Wurlitzer während ihres Studiums in London. Man schrieb seine Abschlussarbeit an der Universität Cambridge über den Vertrieb von Luxusuhren. Die Praxis lernte er kennen, als er ein halbes Jahr in einem Luxusuhrengeschäft arbeitete.

Sein Lebenslauf enthält weitere kurze Stationen bei der Beratungsfirma Boston Consulting Group und beim Zuger Rohstoffriesen Glencore, wo er in der Abteilung Öl und Gas arbeitete. Einmal in der Innerschweiz blieb er gleich da und siedelte Chronext ebenfalls in Zug an – auch, weil ihm die Mieten in Zürich zu hoch waren.

Gründer bleiben an Bord

«Es war klar, dass wir in der Schweiz sein wollten, weil die Uhrenindustrie hier zu Hause ist», erklärte Man einmal in der «Luzerner Zeitung». Ein grosser Teil der Chronext-Mitarbeitenden arbeitet indes in Köln. Man selbst hat als Chef der Firma sein Büro aber weiterhin in Zug, wie ein Sprecher versichert.

Bisher hat sich Chronext über Risikokapitalgeber finanziert. Beim nun verschobenen Börsengang sollen alle Investorinnen und Investoren an Bord bleiben. Auch Man und Wurlitzer, die zusammen rund 20 Prozent des Kapitals von Chronext halten, wollen keine Kasse. Beim geplanten Börsengang sollen nur Aktien aus einer Kapitalerhöhung verkauft werden. Laut den ursprünglichen Planungen strebt Chronext eine Börsenbewertung von knapp 700 Millionen Franken an. Ob das Unternehmen nun Abstriche von seinen Preisvorstellungen macht, um den Börsengang doch noch über die Bühne bringen zu können, ist unklar.

Dies ist die aktualisierte Version eines Berichts vom 5. Oktober. Nach Veröffentlichung der Erstversion teilte Chronext mit, den für Freitag angestrebten Börsengang zu verschieben.