Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Mamablog: So geht es uns Eltern
«War das im Frühling bloss die Trockenübung?»

Zig Unsicherheiten und es wird dunkel draussen: Stimmungsmässig wird es für manche Eltern von Tag zu Tag schwieriger.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Der Winter steht vor der Tür und die zweite Welle rollt gerade in Form einer Dampfwalze über die Schweiz. Werden die verschärften Massnahmen greifen? Oder droht uns gar ein zweiter Lockdown? Müssen wir als Eltern wieder damit rechnen, zu Hause zu arbeiten und gleichzeitig unsere Kinder zu beschulen? Wir wollten von unseren Mama- und Papabloggern wissen, was sie derzeit gerade bewegt, besorgt und worauf sie hoffen.

Mirjam Oertli

«Eine Freundin hats, der Grossonkel ebenso, und auch an der Schule der Tochter gabs schon mehrere Fälle. Corona kommt näher. Russisches Roulette? Der Kinderhütetag der Grosseltern jedenfalls wurde uns wieder zu unheimlich. Obwohl wir froh sind, dass unsere Kinder (noch?) zur Schule dürfen: Unsere Ambivalenz und Unsicherheit wachsen. Und immer mehr auch das Gefühl: Das im Frühling war bloss die Trockenübung. Noch hoffe ich fest, dass heutige Kinder dereinst nicht deshalb das exponentielle Wachstum verstehen, weil wir den weiteren «Anschauungsunterricht» jetzt nicht stoppen können...»

Jean-Marc Nia

«Wenn sich die Massnahmen weiter verschärfen und uns vielleicht ein zweiter Lockdown droht, dann stellen sich mir als getrenntem Vater Fragen, von denen ich hoffe, dass ich sie nie werde beantworten müssen: Darf ich meine Kinder wie gewohnt an meinem Wochenende zu mir nehmen? Oder müssen sie dann bei der Mutter bleiben? Muss ich mich dazwischen entscheiden, die meiste Zeit alleine zu sein, dafür jedes zweite Woche meine Kinder zu sehen, oder entscheide ich mich dafür meine neue Partnerin und ihre Kinder als einzige in dieser Zeit zu sehen, dafür meine Kinder nicht?»

Nicole Gutschalk

«Neulich vor dem Supermarkt: Während eine ältere Dame versucht, ein Einkaufskörbchen aus dem Turm zu nesteln, nähert sich ihr von hinten eine dreiköpfige Familie, um sich ihrerseits einen Einkaufswagen zu schnappen. Allesamt tragen sie Maske. Daraufhin die Dame zum Vater: «Halten Sie gefälligst Abstand!» Ohne eine Reaktion abzuwarten, fährt sie fort: «Wahrscheinlich gehören Sie ja auch zu diesen Corona-Leugnern – ihr werdet die ersten sein, die im Spital um Sauerstoff betteln». Der Mann hinter der Maske erst sprachlos, dann giftig: «Höchste Zeit abzunehmen, gute Frau, dann wäre es auch einfacher, Abstand zu halten!» – Ich mag sie nicht, diese Stimmung, in der sich Menschen reihum zu Polizistinnen, Epidemiologen, Politikerinnen und Zensoren aufspielen und dabei jeglichen Respekt voreinander verlieren. Eine Welt im Wechselspiel zwischen Angst und Egozentrik, zwischen Intoleranz, erhobenen Mahnfingern, Perspektivenlosigkeit und eingeschränkter Meinungsfreiheit. Sieht so Solidarität aus? Wüsste ich wie, würde ich meine Kinder davor bewahren wollen.»

Daniel Gerhardt

«Obwohl Corona hier wieder sehr präsent ist – wir leben ja in Berlin-Neukölln, was derzeit zu den Hotspots der Pandemie in Deutschland gehört – würde ich gar nicht sagen, dass meine grösste Sorge ist, das Virus zu bekommen. Natürlich will ich das für meine Familie und mich unbedingt vermeiden, aber noch grösser ist für uns eigentlich die Sorge vor einer erneuten Kitaschliessung. Im Frühjahr war unsere Kita für sechs Wochen geschlossen, wir mussten uns also full time um die Kinder kümmern und weiterhin unseren Jobs nachgehen. Da wir beide selbstständig sind, würde nicht zu arbeiten für uns gleichzeitig bedeuten, nichts mehr zu verdienen. Ich will mich nicht beklagen: Es gab und gibt natürlich Familien, die von Corona und den Massnahmen unendlich viel härter getroffen wurden als wir. Wir haben das damals gut hingekriegt und würden es im Fall der Fälle auch noch einmal gut hinkriegen. Anstrengend und belastend war die Zeit im Frühjahr trotzdem, und ich hatte weder damals noch heute das Gefühl, dass es in Deutschland von Seiten der Politik gute Lösungen oder Hilfen für Familien gibt.»

Sabine Dermon

«Wenn ich zurzeit an meine grosse Tochter denke, muss ich schon etwas leer schlucken. Seraina ist in der zweiten Sek, drauf und dran, sich mit der Berufswahl auseinander zu setzen. Ebenfalls ist es wichtig, dass sie ein gutes Zeugnis in der Hand hat, für die Bewerbungen. Nun türmt sich eine Wand auf zwischen all den Vorstellungen und Vorhaben. Können wir an den Infoabend des BIZ, können wir an die Berufsmesse? Kann meine Tochter überhaupt irgendwo schnuppern gehen? Was wird noch auf uns zukommen? Gibt es wieder Fernunterricht und ein halbpatziges Zeugnis? Ausserdem ist weggehen und rumhängen mit Freunden immer mehr ein Thema, also ihr Lebenselixier. Aber wohin? Und mit wie vielen Leuten? Corona fühlt sich an wie Klebstoff zwischen ihren Flügeln, die sie gerne ausbreiten würde.

Sven Broder

«Ich sehe dem ganzen ziemlich gelassen entgegen. Oder besser: pragmatisch. Sorgen mache ich mir lediglich um meine Mutter, die wegen Vorerkrankungen definitiv nicht infiziert werden sollte. Aber sie schützt sich recht gut, verhält sich sehr eigenverantwortlich – jedoch ohne sich komplett einzuigeln; emotional und körperlich. Sie versucht, für sich einen guten Mittelweg zu finden. Optimistisch zu bleiben. Und ich auch.

Denn ich glaube nicht, dass sich dieses Virus so bald verflüchtigen wird, deshalb werden wir lernen müssen, mit ihm zu leben. Und zwar so, dass die Angst nicht alles Lebenswerte erdrückt. Ich vertraue auf die hiesige Gesundheitsversorgung und auf gute Schutzkonzepte, erwarte aber nicht, dass dadurch das Risiko einer Infektion oder einer schweren Erkrankung bis hin zum Tod auf Null gesenkt wird. Und ich hoffe, dass wir als Gesellschaft ebenfalls nicht diese Erwartung haben, sondern das Auftreten dieses Virus in gewisser Weise als natürlichen Bestandteil des Lebens sehen – in seiner ganzen Gefährlichkeit und Unberechenbarkeit. Wir müssen unser Bestes tun, um es zu bekämpfen. Und den Menschen, die direkt oder indirekt davon betroffen sind, unbürokratische Unterstützung bieten.»

Rahel Lüönd

«Wir haben uns bereits wieder etwas zurückgezogen, verbringen die Freizeit vermehrt draussen oder zu Hause und meiden Ansammlungen. Das weckt bei mir Erinnerungen an den Lockdown, sowohl die schönen – zum Beispiel unbeschwerte Naturerlebnisse mit den Kindern – aber auch das beklemmende Gefühl des Alleinseins. Grundsätzlich sind wir zuversichtlich. Der Schock wäre bei einem Mini-Lockdown, einer Quarantäne oder Isolation nicht mehr so gross wie im Frühling.»

Claudia Jucker

«Wir alle machen uns Sorgen um die Grosseltern. Es reichte für sie schon, als sie uns drei Jahre entbehren mussten, als wir in Berlin gewohnt haben – da sahen wir uns nur zweimal pro Jahr. Aber jetzt, wo wir wieder in der Nähe sind, ist die Vorstellung schon hart, wieder auf Distanz gehen zu müssen. Die unterschwellige Angst, das wir uns gerade überall und jederzeit mit dem Virus anstecken können, schwingt mit. Dieses Unsichtbare ist schwer zu fassen und einzuordnen. Falls es tatsächlich zu einem Mini-Lockdown kommen sollte, machen wir das Beste draus: Geniessen das Zusammensein, kochen, basteln, schreiben Karten und lesen. Und vielleicht ist da ja sogar noch Zeit für die seit Jahren aufgeschobenen Fotoalben.»

Sabine Sommer

«Seltsamerweise fällt mir bei einem drohenden Lockdown immer als erstes ein Nahrungsmittel ein. Doch war es im März noch das Bild einer isolierenden Raviolibüchse, zeigt sich mir diesmal eine Packung Zwieback. Aber nicht eine jener strammen Schachteln, die im Vorratsschrank geduldig auf die nächste Magendarmgrippe wartet. Sondern eine, die man nach dem Spielplatzbesuch aus der Tasche zu nehmen vergass, monatelang durch die Gegend schleppte und in der sich nun nur noch Krümel befinden. Und genauso wenig wie ich weiss, wie ich erneut zu Hause arbeiten und gleichzeitig Kinder betreuen oder sogar beschulen soll, weiss ich, wohin mit all meinen Fragezeichen.»

Jeanette Kuster

«Eigentlich glaube ich von mir selber, zwar Respekt vor dem Coronavirus zu haben, aber nicht von Angst getrieben zu sein. Und doch habe ich mich vor Kurzem dabei erwischt, wie ich sofort zurückgewichen bin, als ein Nachbar beim Gespräch im Treppenhaus die 1,5m-Grenze unterschritten hat. Offenbar bin ich doch sehr vorsichtig geworden.

Meinen Optimismus habe ich aber nicht verloren und so hoffe ich, dass die Dauermaskierung wirkt und es ohne zweiten Lockdown geht. Mein grösster Alptraum wäre, dass die Schulen erneut geschlossen werden. Homeschooling neben arbeiten im Homeoffice, das funktioniert schlicht nicht und hat mich – und vermutlich auch andere Eltern – im Frühling völlig überfordert. Und da Kinder, wie wir unterdessen wissen, keine Virenschleudern sein sollen, wäre der durch eine Schulschliessung angerichtete Schaden vermutlich grösser als der Nutzen.»

Claudia Schmid

«Seit Montag sind wir wieder zurück im Homeoffice. Ich habe mich aber bereits zweimal – mit Erlaubnis – auf die Redaktion geschlichen, weil ich mich zu Hause nicht konzentrieren kann. Das hat nicht nur damit zu tun, dass ich ein Kind habe, das noch Betreuung braucht und ich beim Schreiben ständig an nicht erledigte Hausarbeiten und Telefonate denke. Mir fehlt auch der Stehtisch aus dem Büro – ich bin es schlichtweg nicht mehr gewohnt, den ganzen Tag zu sitzen.

Stimmungsmässig wird es von Tag zu Tag schwieriger. Wir hatten eine sehr ähnliche Situation schon mal. Und jetzt kommt sie wieder. Ich denke, es könnte strenger werden als im Frühjahr. Auch wenn nicht ein totaler Lockdown eintrifft – es ist kalt, es wird früher dunkel und das soziale Leben, das den ganzen Sommer über schon sehr wackelig war (stornierte Feiern, immer wieder Absagen von Leuten, die sich nicht wohl fühlen), wird wohl noch mehr zum Erliegen kommen. Ich kann meine Wohnung schon jetzt nicht mehr sehen; Kochen langweilt mich, es gibt grad irgendwie nichts, worauf ich mich freue. Nicht mal die geplanten Weihnachten mit den Schwiegereltern in Deutschland sind sicher. Ich werde wohl die nächsten Monate von meinen Reisen nach Venedig und in die Toskana zehren. Das Beste, was ich dieses Jahr gemacht habe.»

Ellen Girod

«Die Musik auf den Balkonen ist verklungen, die Toleranz gesunken. Die Ungeduld ist dafür gestiegen, die Lust mit dem Finger auf den Anderen zu zeigen leider auch. So nehme ich die zweite Pre-Lockdown-Stimmung im Vergleich zum Frühling wahr. Und ich frage mich: Wie komme ich mit diesen Zeiten am besten klar? Denn ich würde das meinen Töchtern echt gerne vorleben. Meine derzeitige Antwort: Selbstmitgefühl. Das heisst, bei mir selbst beginnen. Lernen, mit mir selbst nett und emphatisch umzugehen. Und zwar auch dann, wenn ich gescheitert bin oder einfach alles gerade richtig schief läuft. Das heisst auch, richtig gut mir selbst Sorge zu tragen. Denn wie im Flugzeug gilt auch im Familienalltag: «Bitte setzen Sie die Sauerstoffmaske erst selbst auf, bevor Sie Ihren Kindern helfen, sie anzulegen!» (Mehr zum Thema)

Susanne Schild

«Wenn ich an den Lockdown im März denke, dann fällt mir gutes Wetter ein. Der schöne Frühling hat die Einschränkungen für mich erträglicher gemacht. Wir haben viel Zeit draussen verbracht und das Frühlingserwachen intensiver wahrgenommen als sonst. Jetzt im Herbst ist das anders: Was das Rausgehen anbelangt, gewinnt der innere Schweinehund wieder an Macht, da es draussen kalt und nach der Arbeit bereits dunkel ist. Auch die Aussicht auf die Weihnachtszeit ist normalerweise nichts, was meine Novemberstimmung hebt. So hoffe ich, dass jeder in der Familie für sich etwas findet, das ihn die Zeit vergessen lässt und vor einem Lagerkoller bewahrt, wie zum Beispiel die Programmierung des Lego-Roboters, ein neues Zeichenprogramm oder Gesellschaftsspiel ausprobieren, schreiben, lesen….»

Weitere interessante Beiträge aus dem Mamablog:

Mein absoluter Lieblingsdoktor

In Corona-Quarantäne mit der Familie

Braucht mein Kind eine Grippeimpfung?