Unsicherer Autopilot«Experimente auf offener Strasse»: Tesla-Whistleblower warnt vor autonomen Fahrzeugen
Elon Musk inszeniert den Tesla-Cybertruck als «neue Zukunft». Bei der Software zum automatisierten Fahren soll es jedoch noch gewaltig hapern, warnt ein Whistleblower.
Es war wieder einmal eine grosse Woche für Tesla-Chef Elon Musk: Am Donnerstag lieferte der Elektroauto-Hersteller am Firmensitz in Austin, Texas, die ersten Modelle des Cybertrucks aus. Ein gut gelaunter Musk liess sein neues 60’000 Dollar-Auto bei der Vorstellung mit Basebällen bewerfen und sprach danach von «der neuen Zukunft».
Weniger Freude dürfte dem E-Auto-Hersteller ein neuer Whistleblower-Bericht machen, der am Dienstag von der BBC publiziert wurde. Lucasz Krupski, ein Ex-Angestellter, hält die Autopilot-Technologie von Tesla für noch nicht sicher genug für den öffentlichen Verkehr.
«Wir sind im Grunde Experimente auf öffentlichen Strassen.»
«Ich glaube, dass weder Hardware noch Software so weit sind», wird Krupski zitiert. Er habe in internen Daten Hinweise darauf gefunden, dass die Anforderungen an den sicheren Betrieb von autonomen Fahrzeugen nicht eingehalten worden seien.
Zudem soll das Problem der «Phantombremsungen» immer noch bestehen, sollen ihm Tesla-Mitarbeiter gesagt haben. Dabei bremst das System plötzlich und unerwartet ab, weil es ein nicht vorhandenes Hindernis registriert.
«Es betrifft uns alle, denn wir sind im Grunde genommen Experimente auf öffentlichen Strassen. Auch wenn Sie keinen Tesla haben, laufen Ihre Kinder auf dem Gehweg», warnt Krupski.
Autonomer Verkehr noch weit entfernt
Der ehemalige Tesla-Servicetechnicker hatte im Mai dem «Handelsblatt» 100 Gigabyte interner Daten zugespielt, welche unter dem Namen Tesla Files veröffentlicht wurden. Darunter auch persönliche Daten von Angestellten und vor allem Unfall-Reports. An die meisten davon hätte er als einfacher Angestellter gar nicht gelangen dürfen.
Die Informationen sind zudem auch bei der U.S. National Highway Traffic Safety Administration gelandet. Diese untersucht, ob der Autopilot eine Rolle bei Unfällen spielte.
Auf Schweizer Strassen werden die Hände unabhängig von der Untersuchung vorerst noch am Lenkrad gelassen. Eine entsprechende Vernehmlassung wurde zwar vom Bundesrat im Oktober eröffnet, läuft aber noch bis im Februar.
Um komplett in den selbstfahrenden Modus schalten zu können, braucht es technisch noch viele Weiterentwicklungen. Eigenständig operierende Systeme müssten die Verkehrssituation auf einige Hundert Meter erkennen können, so das Bundesamt für Strassen (Astra). Dies sei aber «mit den heute verfügbaren Sensoren und ohne Vernetzung mit anderen Fahrzeugen oder der Infrastruktur kaum möglich.»
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