Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Abo statt Faktenprüfung
Elon Musk streicht das Verifikations­häkchen der «New York Times»

Persönlicher Feldzug gegen Medien: Twitter-CEO Elon Musk liess das Verifikationszeichen der «New York Times» entfernen, nachdem diese angekündigt hatte, nicht auf die neue Bezahlverifikation «Twitter Blue» eingehen zu wollen.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Twitter hat mit der Neuerung bei den Verifikationssymbolen den Nutzen der einst hilfreichen Zeichen weiter entwertet. Der Unterschied zwischen den früher nach einer Prüfung an prominente Nutzer vergebenen Häkchen und den neuen Bezahlsymbolen ohne eine echte Verifizierung ist in der Nacht auf Montag komplett verwischt worden.

Twitter-Besitzer Elon Musk hatte vor kurzem noch angekündigt, dass die früheren Symbole vom 1. April an entfernt werden sollen. Viele bekannte Nutzer, darunter auch Zeitungen wie die «New York Times» oder die «Washington Post», machten in den vergangenen Tagen deutlich, dass sie kein Abo abschliessen werden, um in ihren Profilen das weisse Häkchen auf blauem Hintergrund zu behalten. Das neue Bezahlabo «Twitter Blue», das einem verifizierten Account gleichstehen soll, kostet für Unternehmen 1000 US-Dollar pro Monat, für Privatpersonen 8 US-Dollar. 

«O. k., dann nehmen wir es weg»

Am Montag hatten zahlreiche früher verifizierte Accounts weiterhin das Symbol – doch der Erklärtext wurde zu beiden Arten der Häkchen angeglichen. Bisher bekamen die Nutzer bei einem Klick auf das Symbol angezeigt, ob es einst kostenlos vergeben oder jetzt mit einer Abo-Zahlung erkauft wurde. Jetzt heisst es zu allen Häkchen, dass der Account entweder ein Abo abgeschlossen hat oder früher verifiziert war.

Eine Ausnahme traf das Profil der «New York Times», das seit dem Wochenende kein Verifikationshäkchen mehr hat. Zuvor hatte ein Twitter-Nutzer Musk darauf hingewiesen, dass die Zeitung angekündigt habe, nicht für ein Abo mit dem Symbol bezahlen zu wollen.

«O. k., dann nehmen wir es weg», antwortete Musk. Danach griff er die Zeitung in weiteren Tweets an. Er schrieb unter anderem, die «New York Times» verbreite «Propaganda, die nicht einmal interessant ist». Die Tweets der Zeitung nannte er «Durchfall». Die «Times» hatte am Donnerstag noch darüber berichtet, dass es laut einem internen Dokument eine Ausnahme für die 10’000 Organisationen mit den meisten Followern geben solle. Der Account der «New York Times» ist mit fast 55 Millionen Followern laut dem Social-Media-Analyseportal Social Blade auf Platz 25 der Twitter-Benutzer mit den meisten Anhängern. 

Gefälschte Tweets im Umlauf

Auch wenn Musk noch am Freitag verlauten liess, er wolle «Twitter zum vertrauenswürdigsten Ort im Internet» machen, sehen die Aussichten für das Social-Media-Portal, was die Integrität der Accounts anbelangt, nicht sehr vielversprechend aus: Das Wegfallen eines richtigen Faktenchecks der User wird es den Twitter-Nutzern schwerer machen, zwischen echten und gefälschten Accounts zu unterscheiden. Trolle haben bereits damit begonnen, ihre Namen und Fotos zu ändern, um Prominente, Unternehmen und Politiker zu imitieren, wie die «Washington Post» berichtete

Ein Konto, das den Namen und das Foto der «New York Times» verwendete, twitterte: «Quellen innerhalb von Twitter sagen, dass Elon Musk kleinlich ist», zusammen mit einer Reihe von Schimpfwörtern.

Musk wirft Medien schon lange vor, unfair über ihn zu berichten. Vor kurzem schrieb er, dass sie «rassistisch» gegenüber Weissen seien. Twitter beantwortet aufgrund einer von ihm erlassenen Unternehmenspolitik keine Fragen von Journalisten mehr. Vergangenen Dezember wurden mehrere Journalisten auf Twitter gesperrt, weil sie über die Blockierung von Konten berichtet hatten, die öffentliche Daten über die Flüge von Musks Privatjet publik gemacht hatten. 

Musk hatte Twitter im vergangenen Oktober für rund 44 Milliarden Dollar gekauft. Darauf folgte ein Einbruch der Werbeeinnahmen. Ein durchgesickertes Memo von Musk enthüllte letzte Woche, dass Twitter inzwischen weniger als 20 Milliarden US-Dollar wert ist, also nicht einmal die Hälfte dessen, was er ursprünglich dafür bezahlt hat. 

SDA/sme