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Sweet Home: Stadtspaziergang durch Bern
Eiskaffee, kleine Läden und die schönste Toilette der Hauptstadt

Paradiesisch: Typische Berner Gärten, die vor den Altstadthäusern terrassenartig im steilen Hang angelegt sind.
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Die neue Sweet-Home-Serie «Stadtspaziergänge» führt in Schweizer Städte. Sie lädt Sie dazu ein, mit anderen Augen durch Gassen, Gärten, Geschäfte, Märkte, Museen und vieles mehr zu bummeln und dabei Neues zu entdecken, Bekanntes anders zu sehen oder sich den einen oder anderen Tipp für den nächsten Ausflug zu merken.

Die erste Folge der Serie führt nach Bern. Dort hat mir die Berner Interiordesignerin Stephanie Aebischer einige ihrer Lieblingsorte gezeigt und es geschafft, dass ich mich wieder in die Stadt verliebte. Es geht Ihnen bestimmt ebenso, wenn Sie diese Geschichte lesen.

Bereit für den Spaziergang: Die Berner Interiordesignerin Stephanie Aebischer und ihr junger Jack Russel Terrier auf dem Münsterplatz.

Stephanie Aebischer holte mich mit ihrem jungen, enthusiastischen Jack Russel Terrier Monti vom Bahnhof ab. Es war früher Nachmittag, heiss und sie führte mich zuerst Richtung Münsterplattform, einem traumhaft schönen Park, an dem sich Bern von seiner eindrücklichsten Seite zeigt. Kinder spielten im Schatten der vielen Bäume und auf den grossen, grün lackierten Holzbänken genossen viele noch den letzten Rest ihrer Mittagspause. Wir tranken einen Kaffee im «Einstein au jardin», dem Park-Café, in dem Stephanie jeweils am Samstagmorgen vor dem Marktbesuch einen Halt macht und ihren Frühstückskaffee mit Croissant geniesst.

Clubstimmung: Auf der Terrasse des Berner Casinos.

Auf dem Weg vom Bahnhof zur Münsterhofterrasse gingen wir noch kurz in das Casino, welches mit ausserordentlich gelungenem und einzigartigem Schweizer Interiordesign von «Atelier Zürich» ein Must-Besuch ist für alle, die sich für schöne Einrichtungen interessieren. Diese Tiger-Sessel mit einer Trommel als Couchtisch hätte ich am liebsten gleich mit nach Hause genommen. Sie gehören zu den typischen Einrichtungsideen von Claudia Silberschmidt, der Inhaberin von «Atelier Zürich», und verbinden auf gelungene Art grossartige Eleganz mit einem kleinen Augenzwinkern.

Das Restaurant im Berner Casino in grossartigen Räumlichkeiten.

«Atelier Zürich» hat es geschafft, die eindrücklichen, historischen Räume des Casinos in ihrer ganzen Pracht in die Moderne zu führen. Das Casino Bern wurde 1909 gebaut und zwischen 2017 und 2019 in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege umgebaut. Um genauer auf die vielen wunderbaren Details einzugehen, bedürfte es einer ganzen Geschichte. Aber einige Highlights sind zum Beispiel die grossen Sessel vom schottischen Architekten und Designer Charles Rennie Mackintosh (1868-1928), die mit Poufs kombiniert im Eingang stehen, die Wienerstühle im grossen Restaurant, die mit eleganten gepolsterten Bänken und Fransenleuchten kokettieren, die goldgelben Sesselchen, die im Salon d’0r dazu einladen, kleine Mahlzeiten oder Kaffee mit Patisserie zu geniessen, und die Toilette, die mit Saloncharakter, grossen Spiegel mit Peace-Zeichen und eleganten «Trompe l’oeil»-Effekten überrascht.

«Im Salon d’Or treffe ich mich gerne mit Freundinnen und es hat dort die allerschönste Toilette in ganz Bern.»

Stephanie Aebischer

Ein anderer grossartiger Ort, an dem sich Stephanie gerne mit Freundinnen trifft, ist das Grand Hotel Bellevue Palace. «Es ist perfekt für einen fantastischen Afternoon-Tea», schwärmt sie. Das Hotel strahlt die imposante Schönheit von entspanntem Luxus aus. Dieser ist einem auch zugänglich, wenn man kein Hotelgast ist. Im Hochsommer ist jedoch ein kühler Drink auf der schönen Terrasse eine bessere Idee als Tee. Wir wurden sehr freundlich empfangen und ein Mitarbeiter zeigte mir stolz all die schönen Ecken und eine Konsole, auf der Fotos von berühmten Gästen in silbernen Rahmen stehen.

Von der Blumenriviera nach Bern: Mediterrane Kreationen von Melanie Jeanrichard.

Danach spazierten wir durch die typischen Altstadtgassen in die Richtung von Stephanies Wohnung. Wir machten aber noch einen kleinen Abstecher nach Ligurien. Genauer gesagt in Stephanies Lieblingsblumenladen der Floristin Melanie Jeanrichard. Die Blumen und Pflanzen für ihre floralen, mediterranen Kreationen kauft Melanie Jeanrichard jeweils in der italienischen Region Ligurien ein, deren westlicher Teil von San Remo bis Ventimiglia auch die Blumenriviera genannt wird. Da Stephanie dort erst gerade eine Ferienwohnung umgebaut und eingerichtet hat, teilen die beiden die Liebe zu dieser schönen Gegend.

Ein Blick ins Wohnzimmer von Stephanie Aebischers Altstadtwohnung.

Stephanie Aebischer und ich haben uns vor einigen Jahren über Social Media kennengelernt. Wir folgten uns gegenseitig und fanden viele gemeinsame Interessen. So produzierten wir denn auch vor sieben Jahren für Sweet Home eine Homestory bei ihr. Sie wohnte damals mit ihrem Freund Beat Brechbühl und dem Jack Russel Ernie in einer modernen Erdgeschosswohnung. Die beiden sind mittlerweile verheiratet und Ernie ist im Hundehimmel. Vor etwa vier Jahren fand das Paar eine betörend schöne Altstadtwohnung, die Stephanie mir natürlich bei unserem Berner Stadtspaziergang zeigte. Sie wäre auf jeden Fall eine neue Homestory wert, denn sie wirkt ganz anders als das vorherige Zuhause, wurde aber mit der gleichen Leidenschaft und der Liebe zu besonderen Dingen und schönen Details eingerichtet.

Im Schlafzimmer hat das Bett ein Bücherregal und als Nachttischen dienen zwei Componibili-Container von Kartell.

Beim Eintritt in das stattliche Altstadthaus vergass ich fast, dass wir in Bern sind, denn es wirkte auf mich wie ein altes, elegantes Haus in Mailand. Der Eingang, das Treppenhaus, der Innenhof und die gesamte Anmutung strahlten viel Eleganz aus. Natürlich hat das alte Haus keinen Lift und so bewunderte ich auf jeder Etage einzelne antike Möbelstücke und edle Blumenarrangements, die alles noch herrlicher machten. In Zürich war ich auf jeden Fall noch nie in einem solchen Haus. Das hat bestimmt auch damit zu tun, dass die Mieten in Bern tiefer sind und deshalb auch Menschen mit normalen Einkommen prächtige Wohnungen finden, auch – wie Stephanie – regulär über eine Immobilienplattform. Vor einem Jahr ist der Jack-Russel-Junge Monti eingezogen, der mir sofort alles zeigte.

«Die Altstadt ist der schönste Ort zum Wohnen. Man kennt alle Nachbarn und es fühlt sich an wie in einem Dorf.»

Stephanie Aebischer
Entzückender, terrassierter Stadtgarten vor dem Wohnhaus.

Die Wohnung von Stephanie und Beat geht auf die Altstadtgasse hinaus. Die Wohnungen auf der Sonnenseite haben zwar eine betörende Aussicht auf die Gärten und die Aare, aber zu den Gassenseiten-Wohnungen gehört jeweils ein Garten. In diesen führen mich Stephanie und Monti und dabei geht es noch einige Treppenstufen weiter nach unten: zuerst durch einen stattlichen Keller und dann hinaus durch ein Tor in die Sonne. Zur ersten Plattform meinte Stephanie: «Dieser Garten ist für alle Mieter». Dann gehen wir nochmals viele Treppenstufen hinab bis zum kleinen, privaten Garten, der zu ihrer Wohnung gehört. Er mutet, wie könnte es anders sein, mediterran an: mit antiken Gartenmöbeln, gestreiftem Baldachin und buntem Sonnenschirm. Hier verbringen die beiden ganze Tage mit Grillfesten und gemütlichem Zusammensein mit Freunden.

Geschirr und mehr im fantastischen Berner Küchenladen.

Zurück in den Altstadtgassen gehts auf eine kleine Tour durch hübsche und interessante Läden. Das erste Geschäft ist eines, das es schon sehr lange gibt: der Küchenladen. Ich habe gar Jugenderinnerung an den wunderschönen Shop. Denn mein erster Job nach der Schule führte mich als Textildesignerin in die Nähe von Bern und im Küchenladen kaufte ich einige meiner ersten und schönsten Utensilien für den Haushalt. Es ist genau der Laden, der mir in Zürich fehlt. Voll mit fantastischem Geschirr, klassischen und farbigen Gläsern, Krügen, Suppenschüsseln, Körben, Puddingförmchen, Rattansesseln, Gartenstühlen und gar Teppichklopfern, Besen, Bürsten oder Staubwedeln. Das Geschäft ist auch architektonisch eine Freude mit Winkeln und Ecken, Oberlicht und sehr viel Charme. Für all das ist die Inhaberin Maya Manz verantwortlich, die in Mailand studierte, Designerin ist und ihre Produkte unter anderem im Corso Como 10 verkaufte.

Zeitgemässes im Concept Store «Studio Hus» unter den alten Berner Bögen.

Ein anderes Lieblingsgeschäft von Stephanie ist der Concept Store «Studio Hus». Hier findet man coole, trendige und besondere Dinge von kleinen Brands für das Zuhause und die Küche. Zum Beispiel 3D-Druck-Vasen in grellen Farben aus Polen, Decken, Tabletts und andere Wohnaccessoires vom Schweizer Brand Sula, marokkanische Berber-Plaids, Berner Küchentücher, geflochtene Korbtaschen für den Markt oder die Badi und vieles mehr.

Das Studio und der Shop von «Linck Keramik» im Berner Marzili-Quartier.

Mit dem Marzilibähnchen gings dann runter ins Marzilli-Quartier, wo Stephanies enge Freundin Regina Rüfenacht für «Linck Keramik» arbeitet. In einer sehr attraktiven Location befinden sich das Studio und der Shop der legendären Schweizer Keramikmarke, die in den Dreissigerjahren von der Keramikkünstlerin Margrit Linck gegründet wurde. Als wir da waren, kamen gerade zwei amerikanische Touristinnen rein und fragten, ob denn Margrit Linck (1897-1983) da sei.

Eiskaffeepause in der Bistro-Bar Viktor.

Wo Stephanie immer Freunde und Bekannte trifft, ist die Viktor Bistro-Bar im Breitenrain. Für Stephanie ist sie auch ein toller Ort zum Frühstücken. Als wir uns dort am späteren Nachmittag einen kühlen Drink gönnten, sass gerade die Sängerin der Berner Band Sirens of Lesbos neben uns und danach eine junge Familie. Beide kannten Stephanie und schwärmten auch von Viktor. Es ist, wie die Bar auf ihrer Webseite beschreibt, ein Treffpunkt für Quartier-Katzen und Quartier-Kater. Sie bietet auf jeden Fall einen lockeren Zugang zur Stadt, weitab von Sommertouristen und Geschäftigkeit.

Einblick in das Traditionsrestaurant Commerce.

Als ein wichtiges Lieblingsrestaurant bezeichnet Stephanie Aebischer das Restaurant Commerce in der Altstadt. Sie schwärmt von den frischen Fischen und Meeresfrüchten und war ganz glücklich, dass es am frühen Abend öffnete und ich noch einen Schnappschuss von dem charmanten, traditionellen Ort machen konnte.

Zum Abschluss unseres Stadtspaziergangs durch Bern stiegen wir in die Höhe, genauer gesagt auf das Dach vom Hotel Schweizerhof. Dort ist die «Sky Terrace» mit dem Pop-up-Restaurant «Kasiyahan» und einer wunderbaren Aussicht auf die Stadt. Kasiyahan ist ein philippinisches Wort und bedeutet Glück und Zufriedenheit. Und da sind wir schon mitten in der philippinischen Kulinarik. Denn bis Mitte September wird auf der «Sky Terrace» authentische philippinische Street-Food-Küche aufgetischt. Die Idee kommt vom neuen Exekutive-Chef Manuel Bänziger, der für die gesamte Küchenbrigade des «Hotel Schweizerhof Bern & Spa» verantwortlich ist. Dank seiner jahrelangen Berufserfahrung in Asien, die ihn auch nach Manila führte, kennt er die köstlichen Kreationen der philippinischen Küche.

Ein typisch philippinischer Abend beginnt mit einem fruchtigen Cocktail. Ich bestellte einen «Calamansi Sour» mit Zitrusfrüchten und Gin, Stephanie einen süss-scharfen «Manila Sunshine» mit Rum und Mango. Danach wurden die Vorspeisen aufgetischt: kleine, aromatische Streetfoodhäppchen wie mit Rindfleisch gefüllte Empanadas, Kartoffeln und Erbsli, knusprige Frühlingsrollen mit Crevettenfüllung oder Ceviche vom Gelbflossenthunfisch mit Kokosnuss und Kräutern.

Philippinische Spezialitäten mit Knoblauchreis serviert.

Als Hauptspeise gab es Reis mit knusprigem Knoblauch, gebratene vegetarische Nudeln, gedämpfter Red Snapper mit Peperoni, Gurken und hart gekochten Eiern und das philippinische Nationalgericht «Adobo». Das ist in Essig, Knoblauch, Sojasauce und Lorbeeren mariniertes Poulet.

Das Erlebnis auf der entspannten Dachterrasse, die nicht viele kennen, ist eine Art Ausflug in einen eleganten Sommerclub und bietet mit der unkomplizierten aromatischen und mir bisher unbekannten philippinischen Küche eine entspannte Abrundung von einem Sommertag in der Hauptstadt.

Das Berner Fünfsternhotel Schweizerhof kurz vor dem sommerlichen Eindunkeln.

Praktisch ist, dass das Hotel Schweizerhof ganz nahe am Berner Bahnhof ist. So war es nach dem interessanten Dessert, das mit uns unbekannten Zutaten wie violetter Ube-Glacé, Jack-Frucht und Sago-Perlen wie eine Art kunterbuntes Einhorngericht anmutete, ein Katzensprung in den Zug zurück nach Zürich.

Infos zum Ausflug: Das Zugticket von Zürich nach Bern kostet mit Halbtaxabo in der 2. Klasse 50 Fr., in der ersten Klasse 90 Fr. Im Hotel Schweizerhof waren wir zum Probeessen eingeladen, der Rest des Ausflugs wurde selbst bezahlt. Wir gingen ohne Voranmeldungen in alle Shops und Restaurants.