Kochsendung «Masterchef Schweiz»Eine TV-Sendung, die richtig glücklich macht
«Masterchef» ist die beste Kochshow, die es gibt. Warum das so ist – und warum alle etwas lernen dabei.
Es ist merkwürdig mit dieser Sendung: Es wird gekocht, juriert, gekleckert, geweint, geblufft. Was halt so passiert in einer Kochshow. So wie immer etwas auch nervt: Manchmal ist das ehrgeizige Auftreten einer Kandidatin fast nicht auszuhalten. Beim einen oder anderen Teller möchte man lieber nicht probieren müssen. Und: Die Redezeit der Jury ist viel zu kurz (Tendenz gegen null Sekunden) und bereitet schon mal Bauchschmerzen – man würde so gerne noch mehr wissen!
Trotzdem ist «Masterchef» die beste Kochsendung, die dieses Land je gesehen hat.
Wer hats erfunden? Leider nicht wir, sondern ein Brite, Franc Roddam, vor dreissig Jahren für die BBC. Mittlerweile gibt es «Masterchef» auf der ganzen Welt. Hierzulande ist gerade die zweite Staffel angelaufen. Und sie ist noch besser als die erste! Obwohl man gar nicht so genau sagen kann, warum. Aber das ist ja bei einem richtig guten Gericht das Gleiche: Die Mischung machts, die Würze und die Liebe, die jemand beim Kochen aufbringt. Vielleicht ist das auch bei «Masterchef» das Rezept. Die Sendung nimmt das Thema ernst. Die Liebe zum Kochen ist jederzeit bei allen spürbar, wohl selbst bei der Kamerafrau oder dem Regisseur der Sendung.
Zu diesem sympathischen Event trägt auch die neue Jurorin Elif Oskan bei, die in Zürich das Gül Restoran und den Gül-Express führt. Die Köchin und Patissière mischt die Sendung einerseits mit ihrer Expertise auf, andererseits mit ihrem frischen Auftreten. «Mached eus happy», sagt sie am Anfang zu den Hobbyköchinnen und -köchen, die allesamt nervös vor ihren Herden stehen – und das klingt nicht, wie man meinen könnte doof, sondern einfach so nett, dass man selbst vor dem Fernseher glücklich zurückruft: «Gern!»
«Masterchef» kennt Elif Oskan mit türkischen Wurzeln schon lange. Erstens «ist man in der Türkei verrückt danach», sagt sie. Zweitens, und das ist ein unglaublicher Zufall, sei sie an ihrem ersten Arbeitstag im Fat Duck in die Dreharbeiten von «Masterchef Professionals», die auf dem britischen Sender ausgestrahlt werden, gestolpert. Heston Blumenthals 3-Sterne-Restaurant westlich von London war vor rund zehn Jahren Arbeitsort der Köchin.
In der Schweizer Version kochen keine Profis. Das Niveau ist trotzdem hoch. Und zwar auf beiden Seiten. In der Jury degustieren neben Elif Oskan die Spitzenköche Andreas Caminada und Nenad Mlinarevic, beide waren letztes Jahr schon dabei. Alle drei strotzen nur so vor gutem Willen und vor lauter Tipps. Und das macht die Sendung eben so gut: Vielleicht ist es manchmal ein bisschen Kuschelshow, aber die drei kritisieren, loben und erklären sich nonstop, was auch dem kochwilligen TV-Publikum zugutekommt. Manchmal fallen unterhaltsame – weniger lehrreiche – Sätze wie «Vielleicht will er uns nähren?», «Das schmeckt wie ein Entensalat, der nicht fertig ist» oder «Man sieht, wer einen Plan gehabt hat». Letzteres sehen natürlich vor allem die drei Profis.
Denen zu wenig Sendezeit eingeräumt wird, alles zu beurteilen. Die aber einfach auch viel futtern müssen. Wie geht das? Kann man so viel essen? Elif Oskan bestätigt: «Theoretisch bleibt einem nichts anderes übrig, als tags darauf Diät zu machen.» Je nach Challenge gibt es aber gar nichts oder nur wenig zu probieren. Dann kochen die drei Jurymitglieder für die Backstage. Man stellt es sich wirklich schön vor: Die kulinarischen Schwergewichte Oskan, Caminada und Mlinarevic stehen um den Herd herum und brutzeln etwas oder schnippeln sich einen Fruchtsalat, weil sie Hunger haben. Nik Hartmann, der Moderator und der Mann, der der Schweiz das Wort Schübe beibringt (Schürze), darf dann jeweils auch mitessen.
Köstlich.
Und die Kandidatinnen! Auch von ihnen würde man gern mehr erfahren. Viel zu schnell fliegt die Kamera über aufgeschnittene Fische, über Entenbrüste, die in der Pfanne landen, über Rührei (jawohl: Rührei!). Der 46-jährigen Thasanee Rigert etwa könnte man stundenlang zuhören, wie sie über ihr Signature Dish redet (Risotto ohne Reis mit Frühlingsrollen), die Kandidatin namens Dona Marinkovic würde man gern fragen, woher sie ihre Coolness hat, und den Freizeit-DJ Salvo Morello, welche Musik er beim Kochen hört. Jedenfalls: Diese Leute können kochen. Allein. Das unterscheidet sie von der Jury: Ein Profikoch hat immer ein Team hinter sich. Kochen, das sagt auch Jurypräsident Andreas Caminada irgendwann, ist stets «Teamarbeit».
Bei «Masterchef» hingegen ist Kochen eine einsame Sache. Und doch umarmen sich am Ende dann immer alle. Um noch einmal auf Elif Oskan, die übrigens das schönste Kochbuch («Cüisine») des Jahres herausgegeben hat, zurückzukommen: Ihr Masterchefs mached eus happy.
Dienstags, 20.15 Uhr auf 3+
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