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Kolumne «Heute vor 150 Jahren»
Ein historischer Monat für die Eisenbahn am Zürichsee

Vor 20 Jahren feierte die Südostbahn mit der Dampflock Bäretswil aus dem Jahr 1913 das 125-jährige Bestehen der Eisenbahnstrecke Wädenswil-Einsiedeln.
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Kaum ein Thema hatte den «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» im Juni 1872 so bewegt wie der Ausbau der Eisenbahnstrecken in der Zürichseeregion. So berichtete der «Anzeiger» vor 150 Jahren über die Generalversammlung der Aktionäre der Eisenbahn Wädenswil-Einsiedeln. Die Wädenswil-Einsiedeln-Bahn war eine 1870 gegründete Eisenbahngesellschaft, welche die heute noch bestehende Bahnstrecke zwischen Wädenswil und Einsiedeln betrieb.

Der Anzeiger schrieb vor 150 Jahren über die Generalversammlung: «Bei diesem Anlass mag auch die Bemerkung am Platze sein, dass die Probe des von Herrn Ingenieur Wetli vorgeschlagenen Lokomotivsystems auf einem Theil der Bahn, vom Dorf Wädensweil hinweg, nächstens zur Ausführung kommt.» Beim System handelte es sich übrigens um das sogenannte Walzenradsystem – ein System, das ähnlich wirkt wie jenes einer Zahnradbahn. Mit diesem hätte die steile Strecke von Wädenswil in Richtung Einsiedeln besser bewältigt werden sollen.

Heute weiss man: Das System von Wetli hatte keine Chance. Bei der offiziellen Probefahrt einige Jahre später war der Zug oberhalb von Wädenswil durchgebrannt. Die Bremsen versagten – der Zug raste mit einer Geschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde in den Bahnhof Wädenswil und überschlug sich. Mehrere Personen wurden verletzt, zwei starben dabei. Bei der Eröffnung der Bahnstrecke im Jahr 1877 wurden denn auch wegen des Unfalls auf Feierlichkeiten verzichtet. 1890 ging die Strecke dann in den Besitz der Schweizerischen Südostbahn über.

Im Juni vor 150 Jahren berichtete der «Allgemeine Anzeiger vom Zürichsee» zudem über die Bestrebungen der Nordostbahn, eine linksufrige Zürichseebahn mit der Abzweigung von Thalwil nach Zug zu bauen. Damals wurden langwierige Vertragsverhandlungen über den Bau und die Finanzierung der Strecke durchgeführt. «Dieser Vertrag bedarf dann noch der Genehmigung der Generalversammlung der Nordostbahn und es tritt derselbe erst dann in Kraft, wenn die beteiligten Gegenden und Gemeinden sich zur Übernahme verpflichtet hatten.»

Am meisten berappen musste Wädenswil mit 400’000 Franken. Der «Anzeiger» schrieb damals: «Es ist zwar richtig, dass Wädenswil für seine Bahn nach Einsiedeln bereits grosse Opfer bringt und dass die Abzweigung Thalwil-Zug für Wädenswil von wenig Interesse sein kann.» Die Gemeinde Wädenswil habe sich aber «über den ihr zugemessenen Anteil um so weniger zu beklagen, weil namentlich wegen der ihr zugesicherten zweiten Station in der Au ein verhältnismässig grösserer Teil der Bevölkerung der Gemeinde von der Seebahn direkte Vorteile zieht». Eröffnet wurde die Eisenbahnstrecke vom Hauptbahnhof Zürich bis nach Näfels übrigens 1875. Der Abzweiger von Thalwil nach Zug erst 1897.