Ein Fussballer will die Tennis-Magie entfachen
In Madrid steigt diese Woche das Davis-Cup-Finalturnier. Von den Top 7 sind jedoch nur Rafael Nadal und Novak Djokovic gemeldet.
Jeder fängt klein an, heisst es. Auf das neue Davis-Cup-Finalturnier, das den 119-jährigen Tennis-Wettbewerb ablöst, trifft das nicht zu. Der starke Mann Gerard Piqué und seine Kosmos-Gruppe wollen in dieser Woche in Madrid nur das Beste vom Besten bieten. Jedes der 18 Teams hat auf 100 Quadratmetern seine eigene Garderobe. Das Galadiner fand am Samstag in der Glasgalerie im Palacio de Cibeles statt. Natürlich waren alle Spieler elegant gekleidet: Anzug war Pflicht.
So musste die deutsche Delegation noch eiligst fürs ganze Team Anzüge nach Mass bestellen. Die Frage, ob auch Jeans okay seien, wurde abschlägig beantwortet. Die Macht der Bilder wird von Kosmos so gezielt eingesetzt wie wohl noch vor keinem anderen Tennis-Event. Und man darf gespannt sein, wie die Fernsehbilder von den Spielen aussehen. Man darf davon ausgehen, dass es noch etwas geschickter kaschiert werden würde als am WTA-Finale in Shenzhen, sollten die Ränge bei einigen Matches fast leer sein.
Tickets ab 25 Euro
Dass Tennisfans zu Tausenden nach Madrid strömen, wie man sich erhoffte, dürfte zumindest bei der Premiere nicht der Fall sein. Gut verkauft wurden logischerweise die Auftritte der Spanier. Bei Paarungen wie Argentinien gegen Chile oder Serbien gegen Japan waren Stand am Sonntag noch über 7000 Tickets erhältlich. Die günstigsten Billette pro Begegnung mit zwei Einzeln und einem Doppel kosten 25 Euro – ein Schnäppchen. Das grosse Geld bringen nicht die Zuschauer, sondern die Sponsoren und Investoren. Aber die sind natürlich daran interessiert, dass in der Caja Mágica eine magische Atmosphäre entsteht.
Was das Sportliche betrifft, lässt das Feld viele Wünsche offen: Von den vier Halbfinalisten am ATP-Finale reiste keiner nach Madrid. Am Samstag sagte auch noch Daniil Medwedew wegen Erschöpfung ab. Von den Top 7 sind nur Rafael Nadal und Novak Djokovic gemeldet. Piqué dürfte seine Bitte, dass die beiden spielen, obschon angeschlagen, ins Abendgebet einschliessen.
Alexander Zverev führte am Samstag am ATP-Finale nochmals aus, wieso er lieber mit Roger Federer an Schaukämpfe in Südamerika reist statt ins nahe Madrid: «Weil das nicht mehr der Davis-Cup ist. Davis-Cup sind die Heim- und Auswärtsspiele mitsamt der Atmosphäre, die da herrscht, Begegnungen über drei Tage mit harten Matches über drei Gewinnsätze. Davis-Cup sind Reisen nach Südamerika und nach Australien, das ist der wahre Davis-Cup. Und nicht, eine Woche lang am gleichen Ort zu spielen und da alles zu entscheiden.»
Die neuen Töne von Becker
Die Kritiker des neuen Formats sind aber weniger geworden. Boris Becker etwa, anfangs gar nicht begeistert, plädiert nun dafür, ihm eine Chance zu geben. So sagte er gegenüber der deutschen Presseagentur: «Wir sollten uns erst einmal beruhigen und abwarten, was passiert. Vielleicht sind wir am Sonntag in einer Woche schlauer und sagen, das war das beste Davis-Cup-Event. Ich bin genauso gespannt wie Sie alle.»
Ein Mann aus dem Motorsport als Generaldirektor.
Am liebsten hat Piqué, wenn das Davis-Cup-Finalturnier mit einer Fussball-WM verglichen wird. Er denkt in grossen Dimensionen. Vor drei Jahren gründete er die Kosmos-Gruppe mit vier Mitarbeitern in Barcelona, inzwischen sind es 40. Weil Piqué nicht alles selber machen kann, ja auch noch bei Barcelona spielt und zwei Söhne im Alter von vier und sechs Jahren hat, setzte er Javier Alonso Giralt als Generaldirektor ein. Einen Mann mit reicher Erfahrung im Sportbusiness, vor allem im Motorsport, nicht aber im Tennis. Es wird spannend sein, was Piqué und Alonso mit ihrer Aussensicht dem Sport bringen.
Was das musikalische Rahmenprogramm betrifft, liess Piqué seine Beziehungen spielen: Seine Frau Shakira wird am Sonntag bei der Schlussfeier auftreten. «Sie singt drei Songs oder vielleicht sogar vier, wenn sie einen neuen hat», kündigt er augenzwinkernd an.
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