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Das B-Team ist dort, wo es hingehört

Schreiten konsterniert über den Platz: Severin Lüthi (l.) und Henri Laaksonen finden gegen die Slowakei keine Lösung.
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Am Ende ging es ganz schnell. Nach 51 Minuten war Henri Laaksonens (ATP 110) Niederlage gegen Norbert Gombos (ATP 117) und damit das 1:3 der Schweiz gegen die Slowakei besiegelt. Die helvetische Davis-Cup-Mannschaft muss im neu strukturierten Teamwettbewerb daher im kommenden März die Weltgruppe-1-Playoffs bestreiten und hat keine Möglichkeit, sich für das Finalturnier 2020 zu qualifizieren. «Nun sind wir wohl dort, wo wir in dieser Besetzung hingehören», sagt Captain Severin Lüthi am Tag danach auf der Heimreise pragmatisch.

Um diese Aussage einzuordnen, muss man in den Tennisgeschichtsbüchern ein paar Seiten zurückblättern. 2014 hatte sich die Schweiz mit Stan Wawrinka und Roger Federer in Lille gegen Frankreich zum ersten Mal in der Geschichte die «hässlichste Salatschüssel der Welt» geholt. Doch seither ist sie im Davis-Cup nur noch einmal in Bestbesetzung angetreten, im September 2015. Captain Severin Lüthi erreichte mit dem B-Team (vom Niveau her ist es eher ein C-Team) danach zweimal den Ligaerhalt. Und weil der Wettbewerb umgestaltet worden war, durfte die Schweiz trotz Abstieg im Vorjahr Anfang Februar 2019 in Biel um einen Platz im Feld des neu geschaffenen Finalturniers spielen.

Die Option Wildcard

Die 1:3-Niederlage der Eidgenossen gegen die Slowaken war keine Überraschung, doch nach Sandro Ehrats (ATP 286) Überraschungscoup im ersten Einzel gegen Martin Klizan (ATP 90) doch eine herbe Enttäuschung. Teamleader Henri Laaksonen hatte es am Freitag knapp verpasst, für einen 2:0-Vorsprung zu sorgen, und dann erwischte er einen rabenschwarzen Samstag mit zwei weiteren Niederlagen. Lüthi nimmt den 27-Jährigen insofern in Schutz, als er die Klatsche nicht mit dessen Einstellung begründet. «Klar, Henri darf nicht in 50 Minuten verlieren, aber er hat den Match nicht fahren lassen, sondern schlicht keine Lösung gefunden.» Der Berner erzählt, Laaksonen habe schon in der Vorbereitung vergeblich den Rhythmus gesucht. Trotzdem war es für den Captain keine Option, seinen besten Spieler auszuwechseln. Marc-Andrea Hüsler und Jérôme Kym seien auf Sand schlicht noch nicht in der Lage, auf diesem Niveau Partien zu gewinnen.

Ganz ausgeschlossen ist eine Teilnahme der Schweiz am Finalturnier 2020 nicht, stellte Fussballstar Gérard Piqué, Wortführer der Investorengruppe Kosmos, doch am US Open eine Wildcard in Aussicht, sollte Federer zusichern, in Madrid dabei zu sein. Es ist denkbar, aber eher unwahrscheinlich, dass sich der 38-Jährige frühzeitig verpflichtet. Unklar ist zudem, ob Lüthi auch künftig beim Nationalteam auf der Bank sitzen wird. Sein Vertrag mit Swiss Tennis läuft Ende Jahr aus; demnächst sollen Gespräche geführt werden. Der Berner strebt keine Verlängerung der Zusammenarbeit um ein Jahr an. Er erachtet den Ausstieg oder ein langfristige Vereinbarung als sinnvoll.

Federer und Olympia

Sowohl Federer als auch Wawrinka können eine der Anforderungen des Weltverbands ITF bezüglich einer Teilnahme an den Sommerspielen in Tokio (Teilnahme an mindestens zwei Davis-Cup-Partien im Vierjahreszyklus) nicht mehr erfüllen. Doch im Reglement steht auch, dass eine Kommission Ausnahmen beschliessen kann, wenn ein Spieler alle anderen Bedingungen erfüllt und ein gutes Verhältnis zum Landesverband pflegt. Kommunikationschefin Sandra Perez sagt auf Anfrage, selbstverständlich würde Swiss Tennis die beiden Champions unterstützen, sollten diese sich dafür interessieren, in Tokio dabei zu sein.

Federer hat an Olympischen Spielen viel Schönes erlebt. Es erstaunte daher nicht, würde er nach 2000, 2004, 2008 und 2012 gern zum fünften Mal am Grossevent aufschlagen. Und es ist kaum denkbar, dass die ITF dem populärsten Tennisprofi die Teilnahme verwehren wird. Ob die Verantwortlichen des Weltverbands bereit sind, für zwei Athleten aus demselben Land eine Ausnahme zu machen, ist wieder eine andere Frage.