Wende bei Schweizer ImmobilienHauskauf – Schnelles Zuschlagen unnötig
Seit letztem Jahr nimmt das Angebot an Wohneigentum in der Schweiz wieder zu. Bei den Kaufwilligen ist eine Art Käuferstreik ausgebrochen. Was das bedeutet.
Eine typische Eigentumswohnung mit vier Zimmern kostet in der Schweiz 914’000 Franken. Ein Haus mit 6 bis 6½ Zimmern kostet 1’274’600 Franken. Diese Medianwerte, bei denen der Preis der Hälfte der Objekte darüber und der Preis der anderen Hälfte darunter liegt, errechnete der Immobilienberater Wüest Partner fürs letzte Quartal 2023.
Die Marktpreise für Wohneigentum dürften dieses Jahr weiter steigen, so die Erwartung des Unternehmens und anderer Experten. Es gibt derzeit jedoch eine spezielle Gegenentwicklung: eine Art Käuferstreik. Dies zeigt das am Donnerstag veröffentlichte Immomonitoring 2024 von Wüest Partner.
«Wer eine Eigentumswohnung oder ein Haus sucht, war in den letzten Monaten nicht mehr bereit, jeden Preis zu zahlen», sagt der Immobilienexperte von Wüest Partner, Robert Weinert. Kaufwillige wollen das Risiko überzogener Preise minimieren. Sie gehen auf ein Angebot nicht sofort ein, sondern warten erst mal ab, ob die Verkäuferinnen und Verkäufer ihren geforderten Preis senken.
Das Angebot steigt – deutlich
Seit letztem Jahr steigt deswegen bei steigender Nachfrage auch das Angebot an Wohneigentum in der Schweiz wieder. Denn Häuser und Eigentumswohnungen werden nicht gleich weggeschnappt, sondern sie bleiben länger auf dem Markt, weil Kaufwillige abwarten und auf tiefere Preise setzen.
«Es ist eigentlich normal, dass eine Immobilie nicht zum ersten vom Besitzer verlangten Preis verkauft wird, sondern ein Preisfindungsprozess stattfindet», sagt Weinert. Allerdings war das in den Jahren zuvor nicht mehr der Fall. Kaufwillige schlugen meist schnell zu und waren bereit, den geforderten Preis zu zahlen.
Weil die Suchenden abwarten, ist das Angebot an Eigentumswohnungen im letzten Jahr gestiegen. Und zwar deutlich: «Im Vergleich zum zweiten Quartal 2022 stehen heute 29 Prozent mehr Wohnungen zum Verkauf», sagt Weinert. Im ersten Quartal 2024 kam es nun das erste Mal seit Mitte 2022 zu einem leichten Rückgang des Angebots.
Bei Einfamilienhäusern ist der Trend ähnlich, hier hat die Zahl der Verkaufsobjekte vergangenes Jahr zugenommen, im ersten Quartal 2024 hingegen wieder abgenommen.
Immobilienexperte Weinert geht davon aus, dass vorerst weiter um den Preis für Haus- und Stockwerkeigentum gefeilscht wird. «Denn das Angebot ist da, die Kaufwilligen müssen nicht unbedingt fürchten, dass ein Objekt sofort an andere verkauft wird.» Das könne sich aber mittelfristig wieder ändern, wenn die Nachfrage nach Wohneigentum weiter zunehme, zum Beispiel weil es an Mietwohnungen mangle.
Preisanstieg erwartet
Wüest Partner erwartet für dieses Jahr steigende Immobilienpreise: Für Eigentumswohnungen prognostiziert die Beratungsfirma einen schweizweiten Anstieg um 2,5 Prozent. Für Einfamilienhäuser geht sie von einem Plus von 1,5 Prozent aus.
Die Gründe für den erwarteten Preisanstieg: die anhaltende Knappheit auf dem Mietwohnungsmarkt, die unzureichende Neubautätigkeit, der für die nächsten Jahre prognostizierte Bevölkerungsanstieg. Und die nach der Zinssenkung im März wieder fallenden Hypothekarzinsen.
Auch wenn die allgemeinen Immobilienpreise höher erwartet werden, dürfte das den Käuferstreik nicht beenden. «Einige Kaufwillige dürften skeptisch bleiben und weiter auf niedrigere Preise für ihr Wunschobjekt setzen», sagt Weinert.
Allerdings forcieren die tieferen Zinsen den Trend zum Wohneigentum – immer vorausgesetzt, die Menschen können das Eigenkapital dafür aufbringen: Nach der Zinswende in der Schweiz diesen März und erwarteten weiteren Zinssenkungen liegen die Finanzierungskosten tiefer. Umgekehrt ist Mieten nicht mehr günstiger als Wohneigentum. «Bei sinkenden Zinsen und einem unzureichenden Mietwohnungsangebot sind Käufer eher wieder bereit, den vom Verkäufer verlangten erstbesten Preis zu bezahlen», sagt Weinert.
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