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Steigende Strompreise
E-Autos verlieren ihren Kostenvorteil

Ein Tesla-Fahrer lädt seinen Wagen an der Schnellladestation des Betreibers Gofast auf dem Autobahn-Rastplatz Oftringen-Ost im Aargau. Die Preise für Ladestrom steigen nun. 
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Man erkannte sie am breiten Grinsen, wenn sie an einer herkömmlichen Tankstelle vorbeifuhren: die Fahrerinnen und Fahrer von E-Autos. Denn während der Ukraine-Krieg die Öl- und damit die Treibstoffpreise auf ungeahnte Höhen trieb, blieben die Strompreise in der Schweiz an den Ladesäulen lange stabil.

Das ist vorbei. Eine Umfrage dieser Zeitung bei den grossen Betreibern von E-Ladesäulen zeigt, dass sich die Fahrer von Teslas & Co. auf zweistellige Preiserhöhungen gefasst machen müssen. Mit Blick auf die Betriebskosten büssen E-Autos damit einen Grossteil ihres Vorteils gegenüber Verbrennern ein. 

Zweistellige Preiserhöhungen 

Der Basler Versorger IWB hat seine Preise bereits um 30 Prozent erhöht. So stieg der Preis für Strom bei den langsameren Ladesäulen, die bis zu 22 Kilowatt abgeben, diese Woche von 37 auf 48 Rappen. Der Strom der Schnell-Ladesäulen (bis zu 150 Kilowatt) kostet nunmehr 58 Rappen. Der Ladesäulenbetreiber Agrola hat seine Preise für den Strom der Schnell-Ladesäulen bereits Anfang Juli um 15 Prozent auf 55 Rappen erhöht. 

Gofast ist einer der grössten Betreiber von Schnell-Ladesäulen in der Schweiz und rechnet nach eigenen Angaben im Einkauf «mit Stromkosten, die um durchschnittlich rund 30 Prozent über den Preisen des aktuellen Jahres liegen». Auch Gofast wird daher die Preise anheben. Wie stark, ist noch unklar. Derzeit kostet die Kilowatt-Stunde an den Gofast-Säulen je nach Standort zwischen 0,39 und 0,65 Franken. 

«Ein Teil des Kostenvorteils für Elektrofahrzeuge geht momentan verloren, da der Benzinpreis gesunken ist und die Strompreise steigen.»

Touring Club Schweiz

Tesla hat bereits an der Preisschraube gedreht: Mittlerweile können auch Fremdmarken an den Superchargern tanken. Kostete die Kilowattstunde früher im Schnitt 70 Rappen, sind jetzt laut der Tesla-App 77 bis 80 Rappen fällig. Wer ein Abo für 14 Franken im Monat abschliesst, bekommt den Strom für um die 65 Rappen – je nach Standort unterscheiden sich die Tarife leicht.  

Dazu eine einfache Vergleichsrechnung: Ein E-Auto braucht im Alltag im Schnitt knapp 20 Kilowattstunden, um 100 Kilometer weit zu fahren. Ein Benzinauto sollte diese Strecke mit sieben Litern bewältigen. Bei einem Benzinpreis von 1.90 Franken je Liter kostet die Strecke den Verbrennerfahrer 13.30 Franken. Tankt der E-Auto-Fahrer den Strom für 67 Rappen oder mehr, kostet ihn die Energie mehr als den Fahrer eines Verbrenners.

«Ein Teil des Kostenvorteils für Elektrofahrzeuge geht momentan verloren, da der Benzinpreis gesunken ist und die Strompreise steigen», heisst es daher auch vom TCS, dem Touring-Club Schweiz. 

Kostenvorteil Heimlade-Station

Die Rechnung hängt indes von vielen Faktoren ab. Wer zu Hause den Strom tankt, kommt deutlich billiger weg. Laut der Aufsichtsbehörde Elcom kostet der Strom für Privathaushalte auch nach der jüngsten Preisrunde im Schnitt nur 27 Rappen. Der TCS rechnet damit, dass die Ladekosten zu 70 Prozent zu Hause und nur zu 30 Prozent unterwegs anfallen. 

Bei den Gesamtkosten pro Kilometer kommen neben der Energie noch andere Faktoren hinzu, etwa die Amortisierung des Anschaffungspreises, die Kosten für Unterhalt und Versicherung.

Laut TCS belaufen sich die Gesamtkosten pro Kilometer bei einem VW ID 3 auf 70 Rappen je Kilometer, wobei eine Laufleistung von 15’000 Kilometern im Jahr und ein Strompreis von 27 Rappen je Kilowattstunde zugrunde gelegt wird. Bei einem Strompreis von 54 Rappen steigen die Gesamtkosten auf 75 Rappen je Kilometer.

Zum Vergleich: Gemäss einer Rechnung des TCS für das laufende Jahr belaufen sich die Gesamtkosten je Kilometer für einen durchschnittlichen Verbrenner auf 71 Rappen. Dieser Wert fusst indes auf den Benzinkosten von vergangenem Jahr; der aktuelle Wert dürfte also höher liegen.  

E-Autos sind aber nicht nur wegen der tiefen Energiekosten beliebt, sondern auch wegen der Fahreigenschaften oder der Sorge ums Klima. Laut der Importeurenvereinigung Auto Schweiz war im September bereits jedes fünfte neu zugelassene Auto ein rein elektrisches Modell. Bis anhin stieg ihr Marktanteil in diesem Jahr auf 16,3 Prozent.

Sorgen die steigenden Strompreise nun dafür, dass der Boom endet? Hierzu sind unterschiedliche Stimmen zu vernehmen. Laut der Amag, der Importeurin der Marken von Volkswagen wie VW, Skoda und Seat, ist derzeit kein nachlassendes Interesse der Kundinnen und Kunden an E-Autos festzustellen.

Die Importeurenvereinigung Auto Schweiz zeigt sich vorsichtiger. Laut einem Sprecher hat die Branche bereits dann «einen guten Job» gemacht, wenn im kommenden Jahr der Marktanteil von E-Autos und extern aufladbaren Hybridmodellen stabil bleibt. Im kommenden Jahr sei nicht mit einem weiteren starken Wachstum zu rechnen, so die Einschätzung.