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Anekdoten zu Familiennamen
«Ess, Zett, Cee, Zett» – «Sind Sie sicher?!»

ARCHIV - 26.04.2003, Sachsen-Anhalt, Magdeburg: Der Bräutigam streift bei der Trauung seiner Braut den Ehering über den Finger. Immer mehr Paare verzichten bei ihrer Hochzeit auf den Gang zum Altar und entscheiden sich für eine freie Trauung - auch im konservativen Bayern. Ein Verzicht auf Gottes Segen bedeutet nicht immer einen fehlenden Glauben. (zu dpa «Ja, ich will - aber ohne Gottes Hilfe» vom 11.04.2018) Foto: Andreas Lander/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Andreas Lander)
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Es ist kompliziert. Jedes Land hat sein eigenes Namensrecht – samt Ausnahmen für Ausländer –, und einige haben auf dem Weg zu einer egalitären Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten öfters daran herumgeschraubt. So auch die Schweiz. Es dauerte, bis Frauen nach der Eheschliessung ihren Namen als Regelfall behalten durften, wenn sie wollten – bis 2013. Und dieser gesellschafts­politische Befreiungsschlag war daran gekoppelt, dass offiziell keine Doppelnamen mehr zugelassen wurden.

Nun ist eine Rolle rückwärts, ausgestattet mit Extraspielräumen, in Planung: Doppelnamen mit oder ohne Bindestrich könnten bald für alle Personen in einer Ehe oder eingetragenen Partnerschaft und auch für die Kinder möglich sein. Und wer sich bis dato in seiner Identität beschnitten fühlte durchs schweizerische Namensrecht, darf sich dann noch einmal neu erfinden.

Hier schauen unsere Redaktionsmitglieder zurück auf ihre mal schwereren, mal leichteren Namensgeburten.

Das ewige Buchstabieren

Ess wie Sophie, Zett wie Zürich, Cee wie Cäsar, Zett wie Zürich. So buchstabiert man Szczesniak. Muss ich im Schnitt etwa 4-mal pro Tag machen. Ist nicht schlimm, aber jetzt auch nicht mein Hobby. Drum hatte ich mit mir selbst schon vor vielen Jahren abgemacht: Sollte ich je jemanden heiraten, dessen Familienname nicht mit vier Konsonanten beginnt – ich werd wechseln.

Gesagt, getan. Privat ist dadurch einiges ringer geworden. Bei einer Verkehrskontrolle heisst es jetzt, wenn ich den Führerschein durchs Fenster zurückgereicht bekomme: «Gueti Wiiterfahrt, Frä Marti!» Bloss: Da ich – aus Nostalgie, aus Bequemlichkeit, aus Stolz? – beschlossen hab, beruflich bei Szczesniak zu bleiben, komm ich immer noch in schöner Regelmässigkeit in den Genuss von kurligen Nachnamens-bedingten Reaktionen. Meine liebste, bisher: «Ess, Zett, Cee, Zett» – «Sind Sie sicher?!» Paulina Szczesniak

Beamten-Beef

Keine Frage, dass ich nach der Heirat meinen Namen tel quel behalte – dachte ich damals, 1999. Doch der Kreuzlinger Standesbeamte wollte davon nichts hören, also haben wir uns ennet der Grenze, in Konstanz, trauen lassen. Als ein Jahr später die Zwillinge in Zürich zur Welt kamen, prangte an ihren Bettchen, wie gewünscht, mein Nachname. Aber nur für einen Tag. Am nächsten war er mit fettem Filzstift durchgestrichen und durch den Nachnamen meines Ehegesponses ersetzt: Gesetz ist Gesetz, und selbiges war eben patriarchal.

Über die Jahre sollten sich die unterschiedlichen Namen immer mal wieder als Stolperstein erweisen: Da hat der brummige Beamte aus dem Thurgau recht behalten. Meine (minderjährigen) Kids wurden zum Beispiel bei der Einreise nach England beiseitegenommen und, aus Angst vor Kindesentführung, befragt: «Wer ist diese Frau?» Mit Doppelnamen gäbe es solche und ähnliche Scherereien nicht, drum überleg ich mir jetzt das mit dem Namensungetüm. Alexandra Kedves

Der schöne Klang und die lieben Verwandten

Wie soll das Kind heissen? Als sich uns diese Frage stellte, setzten wir auf Gleichberechtigung, wie wir sie uns wünschen würden: Die Mutter muss nicht aus Prinzip ihren Namen weitergeben, und der Vater hat die exakt gleichen Chancen, dass seiner gewinnt. Also haben wir uns, völlig objektiv, für den besser klingenden Namen entschieden. Naja, meiner wars nicht. Nun wurmt es mich ab und zu schon, dass ich nicht gleich heisse wie meine Tochter und beim Kinderarzt falsch angesprochen werde. Zu heiraten und den Namen meines Partners anzunehmen, kommt für mich dennoch aus diversen Gründen nicht infrage. Zumal ich dann gleich heissen würde wie seine Mama. Oder seine Tante. Ich wäre dann also «die Dritte», irgendwie doof. Doppelnamen für alle? Yes, please! Wenn jetzt noch die Heiratsstrafe abgeschafft wird, bin ich dabei. Katharina Graf

«Das Auswahlverfahren legten wir kurz und schmerzlos fest: ein Münzwurf.»

Oliver Zihlmann

Die Lust am Anderssein

Was jetzt, Trachsel oder Chapman? Diese Frage stellte sich mir 1999 bei der Heirat. Dass der Mann seinen Familiennamen wechselt, war damals doch eher ungewöhnlich. Der Reiz des «Exotischen» war da, mit einer saftigen Gebühr aber rasch vollzogen. Seither heisse ich nicht mehr Trachsel, sondern Chapman. So wie Sängerin Tracy oder F1-Legende Colin – so erklär ichs, wenn mein Schweizerdeutsch ohne Englisch-Akzent zum Tschäppät führt. Meine Familie hats ohne Murren akzeptiert, die neue Unterschrift war etwas fremd, und Einladungen für Podien in englischer Sprache lehnte ich jeweils ab. Ein grosses Ding war es insgesamt nicht, ich bin immer noch der gleiche Matthias. Matthias Chapman

Selbsterklärend

Will ich meiner Frau zumuten, Wüest zu heissen? … Sie war auch nicht sehr erpicht darauf! Markus Wüest

Geben und Nehmen

Als wir uns verlobten, wollten meine Frau und ich denselben Namen. Das Auswahlverfahren legten wir kurz und schmerzlos fest: ein Münzwurf. Wir hatten die Münze schon in der Hand, und ich hätte ihren Namen sofort angenommen. Aber meine Verlobte stoppte mich noch. Ich war damals gerade zu ihr nach Berlin ausgewandert, und wir wollten für immer dortbleiben. Jetzt sagte sie: «Du gibst dein Land auf – also gebe ich meinen Namen auf.»

Was soll ich sagen: Jetzt sind wir doch in der Schweiz gelandet. Sie und ich und unsere Kinder heissen jetzt zwar alle gleich, ein Geschlecht aus dem Luzerner Hinterland. Aber sie hat den Namen Baring aufgegeben. Die deutschen Barings sind blutsverwandt mit den britischen Spencers – ja, genau, Lady Diana und ihre Kinder, davon wohl ein künftiger britischer König. Ich fühle mich also immer mal wieder richtig schlecht, wie es gelaufen ist. Andererseits: Wer will schon mit dieser Familie verbunden sein? Oliver Zihlmann

Pros and Cons

Ich habe bei der Heirat den Namen meines Mannes angenommen, in offiziellen Dokumenten ist mein lediger Name auch noch da. Ich frage mich heute – und eigentlich, wenn ich ehrlich bin, schon seit meiner Hochzeit –, warum habe ich das getan? Das Positive: Wir als Familie heissen alle gleich (mein Mann, meine Kinder, ich). Aber wen kümmert das? Eher mühsam finde ich, wenn ich zürideutschmässig «Frau Buur» genannt werde. Und beim Buchstabieren sage ich oft «Baur ohne e», und dann schreiben es viele Leute trotzdem mit e. Mit meinem ledigen Namen hätte ich aber wohl die gleichen «Probleme»: Bosshard. Denn da gibt es Bosserts, Bossarts, Bossards und eben Bossharts. Petra Baur