Doppelnamen im ParlamentMehr Martullo-Blochers als Seiler Grafs
Die Gesetzgebenden wollen das Namensrecht ändern. Doch wie nutzen sie es selbst? Ein Blick auf die Namensliste des Schweizer Parlaments.
Die Chancen stehen gut, dass ab 2025 Doppelnamen für Verheiratete wieder offiziell möglich sind. Wie verbreitet sind zweiteilige Namen bei den Parlamentarierinnen und Parlamentariern, also jenen, die über ihre Rückkehr bestimmen? Aus gegebenem Anlass ein Blick auf die Namensliste des aktuellen Parlaments, das noch bis Dezember bestehen wird.
Bei Linken besonders beliebt
Von den 200 amtierenden Nationalrätinnen und Nationalräten haben nur 9 einen richtigen Doppelnamen, also einen ohne Bindestrich. Im Ständerat sind es von 46 Personen deren 2. Davon stammen 8 aus der Westschweiz, wo traditionell die linken Parteien stärker sind.
Die politische Schlagseite ist eindeutig: Von den 11 Personen mit Doppelname gehören 9 der SP oder den Grünen an, aus der Deutschschweiz etwa Priska Seiler Graf oder Sandra Locher Benguerel. Nur 2 sind im bürgerlichen Lager daheim, namentlich Nadja Umbricht Pieren von der Berner SVP sowie die Freiburgerin Marie-France Roth Pasquier von der Mitte.
Die Konservativen mit Bindestrich
Allianznamen sind häufiger als Doppelnamen. 13 Politikerinnen sowie ein Politiker aus National- und Ständerat führen eine Namens-Kombo mit Bindestrich, die bekannteste von ihnen: SVP-Vertreterin Magdalena Martullo-Blocher. Es fällt auf, dass der Allianzname im Parlament bei den Mitteparteien und der SVP populär ist.
Die klangvollste Namensallianz dürfte die Basler Mitte-Politikerin Elisabeth Schneider-Schneiter führen. Sie hat nach der Heirat den Nachnamen ihres Ehemanns angenommen, mit dem weichen D. Um Verwechslungen vorzubeugen, führte sie zu Beginn ihrer Politkarriere den Namen mit Bindestrich ein. «Inzwischen ist der Name eine Marke geworden», sagt Schneider-Schneiter, die 2018 für den Bundesrat kandidierte. Apropos: Im Bundesrat haben Allianznamen in jüngerer Zeit fast schon Tradition – Calmy-Rey, Widmer-Schlumpf, Schneider-Ammann –, die aktuellen Vertreterinnen sind Elisabeth Baume-Schneider und Karin Keller-Sutter.
Männer?
In beiden Räten trägt kein einziger Mann einen Doppelnamen. Und nur einer ist auf der offiziellen Website des Parlaments mit einem Allianznamen mit Bindestrich aufgeführt: Stefan Müller-Altermatt, der in Solothurn für die Mitte politisiert. Damit bilden die beiden Kammern ab, was auch in der Bevölkerung Usus ist: Männer bleiben in aller Regel bei ihrem angestammten Nachnamen.
Daran wird auch das neu gewählte Parlament nichts ändern. Unter den Neuen im Nationalrat sind lediglich zwei Frauen mit Allianznamen und eine mit Doppelname.
Der längste Nachname
Mit den neuen Regelungen will das Parlament ausufernd lange Nachnamen unterbinden: Vierfachnamen werden im Falle einer Heirat zwischen zwei Personen mit Doppelnamen nicht erlaubt sein.
Doch auch ein aus nur zwei Namen zusammengeführter Nachname kann sehr lang werden. Die Genfer Grünenpolitikerin Delphine Klopfenstein Broggini hat mit 20 Buchstaben den längsten Doppelnamen im Parlament – und vereint darin auch gleich noch drei Landessprachen. Ebenfalls einen ausgedehnten Doppelnamen trägt die frühere SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer. Auf 20 Buchstaben kommt auch eine weitere Genfer Grüne mit ihrem Allianznamen: Isabelle Pasquier-Eichenberger.
Den kürzesten Doppelnamen hat die Zürcher SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf mit zehn Buchstaben.
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