Kommentar zum Corona-SommerDoch Mittelmeer statt Bergsee
Es ist gut, dass die Schweiz zusammen mit Deutschland, Frankreich und Österreich die Kontrollen an den Binnengrenzen nun zurückfährt und ab dem 15. Juni ganz aufhebt.
Manches lernen wir erst richtig schätzen, wenn wir es nicht mehr haben. So ist es mit der Reisefreiheit und den offenen Grenzen im Schengen-Raum, zu dem die Schweiz gehört. Im Bann der Corona-Krise haben der Bundesrat in Bern, die Regierung in Berlin oder der Bundeskanzler in Wien uns eigentlich schon auf Sommerferien innerhalb unserer nationalen Grenzen eingestimmt. Doch zuletzt ist der politische Druck in ganz Europa massiv gestiegen, die Beschränkungen an den Binnengrenzen zu lockern.
Es ist das Gefühl des Eingeschlossenseins im eigenen Land, verstärkt durch die Wochen im Lockdown. Ob die Grenzschliessungen etwas genützt haben im Kampf gegen die Pandemie, war von Anfang an umstritten. Jetzt, da die Infektionszahlen auf beiden Seiten der Grenzen zurückgehen und ein Stück Normalität in den Alltag zurückgekehrt ist, richten geschlossene Grenzen nur noch Schaden an. Natürlich gibt es wirtschaftliche Interessen. Der Tourismus in der Schweiz lebt auch von ausländischen Gästen, und in Deutschland gibt es nicht annähernd genug Angebote, als dass alle Deutschen in ihrer Heimat Ferien verbringen könnten.
Normal wird der Sommer trotzdem nicht
Nun öffnen sich wieder neue Perspektiven. Vielleicht heisst es jetzt für einige doch Mittelmeer statt Bergsee. Das Hochfahren der Kontrollen an den Binnengrenzen verlief unkoordiniert und chaotisch. Diesmal wollen es die EU- beziehungsweise Schengen-Staaten besser machen. Gut, dass die Schweiz hier eine vermittelnde Rolle spielen konnte. Zumindest zwischen der Schweiz, Deutschland und Frankreich sowie Österreich sollen die Kontrollen koordiniert zurückgefahren werden und ab dem 15. Juni ganz wegfallen.
Trotz der unverhofften Perspektiven wird es aber kein normaler Sommer. Es werden Ferien mit Sicherheitsabstand sowie strikten Hygienevorschriften auf Schritt und Tritt. Bei einer zweiten Welle wären sonst Kontrollen an den Binnengrenzen rasch wieder hochgefahren.
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