AboAnarchist im Hungerstreik Dieser Italiener probt den Aufstand gegen das härteste Haftregime Europas
Getötet hat Alfredo Cospito niemanden. Darf der Staat ihn trotzdem wie einen Mafiaboss wegsperren, für immer? Der Fall beschäftigt Italien. Nun steuert er auf seinen Höhepunkt zu.
Im Gefängnis von Sassari auf Sardinien sitzt ein Häftling ein, von dem viele Italiener gerade zum ersten Mal hören. Alfredo Cospito, 55 Jahre alt, ist zwar kein unbekannter Mann, beileibe nicht. Aber seine Prominenz ist über die Jahre seiner Haft etwas verblasst. Nun sieht man seinen Namen plötzlich überall, auf Graffiti an Hausmauern italienischer Städte, in den Schlagzeilen der Zeitungen. Seit einigen Wochen macht Cospito einen Hungerstreik, mehr als 20 Kilogramm hat er schon verloren. Und wenn man die Geschichte dieses «aufständischen Anarchisten», wie er genannt wird, des Ideologen der «Federazione anarchica informale», richtig deutet, dann ist er bereit, bis ans Äusserste zu gehen. Seine Anhänger sind besorgt, für ihn und für ihre politische Sache.