Ende der Null-Covid-PolitikDiese Länder verschärfen die Massnahmen gegen Reisende aus China
Italien und die USA sind die ersten westlichen Staaten, die eine Testpflicht für Chinesen einführen. Wie schätzen die Schweizer Behörden die Lage ein?
Das Testergebnis schreckte die italienischen Behörden auf: Auf einem Flug von China nach Mailand war die Hälfte der chinesischen Passagiere mit dem Coronavirus infiziert. Das berichtete die Tageszeitung «La Repubblica» und berief sich dabei auf Angaben der italienischen Gesundheitsbehörden. Als Reaktion passte Italien die Einreisebestimmungen für Gäste aus China umgehend an.
Hintergrund ist, dass China seine strengen Corona-Massnahmen gelockert hat. Nach dem abrupten Ende der Null-Covid-Politik können Chinesinnen und Chinesen bald wieder Ferien im Ausland machen. Wie die nationale Einwanderungsbehörde mitteilte, können Staatsbürger ab dem 8. Januar 2023 wieder Pässe beantragen, wenn sie ins Ausland reisen wollen.
Allerdings führte die neue Gangart des kommunistischen Regimes in China zu einer heftigen Infektionswelle im Land. Das Ausland befürchtet nun, dass infizierte Chinesen neue Varianten einschleppen oder die entspannte Lage im Gastland wieder verschärfen.
Nicht nur Italien stellt sich deshalb auf die neue Situation ein, sondern auch andere Länder wie zuletzt die USA.
Die EU hingegen verzichtet vorerst darauf, Coronatests für Flugpassagiere aus China einzuführen. In einer Dringlichkeitssitzung entschied der europäische Gesundheitsausschuss am Donnerstag, dass man die Lage weiter beobachten wolle und, falls nötig, koordiniert vorgehen werde. In dem Ausschuss sitzen Vertreter der 27 Mitgliedstaaten.
Die EU-Kommission hatte die Sitzung auf Drängen Italiens angesetzt. Die Regierung von Giorgia Meloni hatte diese Woche verpflichtende Coronatests für Reisende aus China eingeführt. Seit Donnerstag wird jeder Passagier direkt nach der Landung am Flughafen getestet.
Auch der Präsident des Weltärztebundes, der deutsche Arzt Frank Ulrich Montgomery plädierte dafür, dass sich Deutschland mit schärferen Einreisebestimmungen vor möglichen Corona-Risiken aus China schützen müsse.
Anbei eine Übersicht derjenigen Länder, in denen bereits strengere Massnahmen für Chinesen gültig sind:
Indien
Indien verlangt von Einreisenden aus China und weiteren asiatischen Ländern einen negativen Covid-Test. Ab Sonntag müssen Reisende das negative Resultat eines 72 Stunden vor der Reise durchführten PCR-Tests auf einem Portal hochladen, wie das Gesundheitsministerium in Neu Delhi am Donnerstag mitteilte. Von dieser Regel seien neben China auch Einreisende aus Hongkong, Japan, Südkorea, Singapur und Thailand betroffen. Zudem testet Indien seit kurzem zwei Prozent aller aus dem Ausland ankommenden Passagiere auf Covid.
Italien
Als erstes europäisches Land hat Italien Corona-Tests für Besucher aus der Volksrepublik eingeführt. Er habe «verpflichtende Covid-19-Antigen-Abstriche und die damit verbundene Virus-Sequenzierung für alle Passagiere angeordnet, die aus China kommen und durch Italien reisen», sagte der italienische Gesundheitsminister Orazio Schillaci. Diese Massnahme sei «unerlässlich, um die Überwachung und Identifizierung aller Varianten des Virus zum Schutz der italienischen Bevölkerung sicherzustellen».
Bereits seit dem 26. Dezember müssen sich Flugpassagiere aus China am Mailänder Flughafen Malpensa Corona-Tests unterziehen. Laut dem italienischen Aussenministerium dauert diese Massnahme mindestens bis zum 30. Januar 2023.
Was mit Chinesen geschieht, die positiv getestet werden, ist unklar. In Italien gelten jedoch nach wie vor gewisse Vorschriften im Fall einer nachgewiesenen Infektion. Die betroffenen Personen müssen sich 5 bis 14 Tage isolieren.
Am Donnerstag gab die italienische Regierung bekannt, dass die Hälfte der am Mailänder Flughafen vorgenommenen positiven Antigen-Abstriche sequenziert worden seien. Bei der Untersuchung der DNA-Proben hätten die Behörden jedoch keine neue Variante gefunden. Alle Betroffenen waren mit der Omikron-Variante infiziert, die in Europa bereits endemisch ist.
Japan
Premierminister Fumio Kishida kündigte am Dienstag neue Massnahmen für Besucher aus China an. Sie müssen sich bei der Einreise einem Covid-Test unterziehen. Wer ein positives Ergebnis aufweist, muss sich 7 Tage lang in dafür vorgesehenen Unterkünften in Quarantäne begeben. Weiter verwenden die japanischen Behörden die positiven Proben für Genomanalysen.
Die Massnahme tritt am 30. Dezember in Kraft, kurz vor den japanischen Neujahrsfeiertagen. Weil diese Zeit von Partys und Reisen geprägt ist, erwarten die japanischen Behörden einen Anstieg der Infektionen.
Malaysia
Das Land hat für Chinesen spezielle Tracking- und Überwachungsmassnahmen eingeführt.
Taiwan
Die Behörden erwarten Zehntausende von Besuchern zum chinesischen Neujahrsfest Ende Januar 2023. Der Inselstaat, auf den China Anspruch erhebt, wird deshalb am 1. Januar mit obligatorischen Covid-Tests für Einreisende vom chinesischen Festland beginnen. Diese Massnahme gilt vorerst bis zum 31. Januar. Wer positiv getestet wird, muss sich in einer Unterkunft seiner oder ihrer Wahl isolieren.
USA
Die Vereinigten Staaten verlangen ab dem 5. Januar 2023 von allen Reisenden aus China einen negativen Covid-19-Test, bevor diese einreisen. Passagiere, die aus China in die USA fliegen, müssen sich spätestens zwei Tage vor dem Flug einem Test unterziehen und den Nachweis des negativen Testergebnisses vor dem Einsteigen bei der Fluggesellschaft vorlegen.
Bei den Tests kann es sich entweder um einen PCR-Test oder um einen Antigen-Selbsttest handeln, der über einen telemedizinischen Dienst durchgeführt wird. Die Vorschrift gilt sowohl für Passagiere, die direkt aus China, einschliesslich Hongkong und Macau, in die Vereinigten Staaten fliegen, als auch für Passagiere, die über beliebte Drittländer wie Seoul, Toronto und Vancouver einreisen.
Die Situation in der Schweiz
Bleibt die Frage, ob und wie die Eidgenossenschaft ihre Einreisebestimmungen für Chinesen anpasst. Bislang seien keine besonderen Massnahmen vorgesehen, teilen die beiden zuständigen Behörden auf Anfrage mit.
Bei den Varianten, die derzeit in China zirkulierten, handle es sich um Subvarianten von Omikron, darunter die neue Subvariante BF.7, heisst es beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). «Wir haben keine Hinweise darauf, dass diese Variante einen schwereren Krankheitsverlauf verursacht als die bisher bekannten Omikron-Varianten», sagt eine BAG-Sprecherin.
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) erklärt seinerseits, dass sich die Schweiz während der Dauer der Pandemie bei den Einreisebestimmungen und der Risikoliste an der Europäischen Union orientiere. «Denn wir sind Teil von Schengen und es würden die europäischen Einreisebestimmungen untergraben, wenn Drittstaatenangehörige via Schweiz in andere Länder Europas einreisen könnten», sagt ein SEM-Sprecher.
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