Neue Daten zur KonjunkturlageDie zweite Welle schlägt auf die Wirtschaft durch
Die aktuellen Konjunkturdaten zeigen, dass die erhöhten Ansteckungszahlen schon vor den neuen Corona-Massnahmen die Wirtschaft wieder ausbremsten. Besonders schlecht steht es um die Beschäftigungsaussichten.
Auch ohne Lockdown in der Schweiz haben die steigenden Ansteckungszahlen die Wirtschaft im Oktober bereits gebremst. Das zeigen am Montag veröffentlichte Konjunkturdaten, die noch auf Umfragen unter Unternehmen im abgelaufenen Monat basieren. Die Daten zeigen, dass die deutliche Erholung der Wirtschaft nach der Öffnung im Frühjahr schon wieder zu Ende geht.
Der sogenannte Enkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie ist erstmals wieder gesunken, nachdem er zuvor in jedem Monat seit Juli wieder kräftig angestiegen war. Der Index basiert auf Umfragen unter Grosseinkäufern von Unternehmen und wird von der Credit Suisse und der Einkäufervereinigung Procure publiziert. Immerhin befindet sich der Index mit 52,3 noch immer über der Marke von 50 Punkten im Bereich, der für Wachstum steht.
Wie schon im Frühling wirken sich die steigenden Ansteckungen deutlich mehr auf den Dienstleistungssektor aus als auf die Industrie. Auch das Gastgewerbe zählt zum Dienstleistungssektor.
Der entsprechende PMI hat es zwar nach historisch einmaligen Tiefstwerten im Frühling im Juli wieder über die Wachstumsgrenze geschafft. Im Oktober ist er nun wieder gesunken. Der ausgewiesene Wert von 50,4 Punkten steht weder für eine weitere Erholung noch für eine neue Krise. Allerdings wurde die Umfrage noch vor den neu vom Bundesrat beschlossenen Verhaltenseinschränkungen erhoben.
Damit zeigt sich erneut, dass eine Eintrübung der Wirtschaftslage auch ohne Lockdown eintritt, wenn die Fallzahlen steigen. «Sollte es nicht gelingen, die Fallzahlen zu stabilisieren, dürfte sich der wirtschaftliche Ausblick deutlich verschlechtern», schreibt daher der Ökonom Claude Maurer, der bei Credit Suisse für die PMI-Erhebung zuständig ist. Tagesaktuelle Daten etwa zum Mobilitätsverhalten lassen vermuten, dass sich die wirtschaftlichen Aktivitäten seit der PMI-Erhebung bereits weiter deutlich verringert haben. Die Credit Suisse erwartet nun, dass die Schweizer Wirtschaftsleistung im vierten Quartal im Vergleich zum Vorquartal wieder um 0,5 Prozent sinken wird.
Deutliche Zunahme beim Homeoffice
Beunruhigend unter den Detailergebnissen im PMI sind die Beschäftigungserwartungen, die Manager aus der Industrie sowie der Dienstleistungsbranche geäussert haben. In beiden Branchen ist demnach mit einem fortgesetzten Personalabbau zu rechnen. Die Kurzarbeit hat immerhin im Oktober leicht abgenommen. Die befragten Einkaufsmanager aus der Industrie gaben an, dass noch rund 14 Prozent der Beschäftigten in Kurzarbeit sind. Bei den Dienstleistern sind es noch 6 Prozent.
Wie die Umfrage auch ergab, arbeiteten im Oktober im Dienstleistungssektor 46 Prozent im Homeoffice und damit deutlich mehr als im September, als es 29 Prozent waren. Selbst in der Industrie arbeiteten im Oktober 27 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice im Vergleich zu 16 Prozent im September.
Auf eingetrübte Aussichten auf den Arbeitsmärkten deutet auch der Beschäftigungsindikator der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) hin, der ebenfalls am Montag veröffentlicht wurde. Auch er beruht auf einer umfassenden Umfrage unter Unternehmen.
Die Umfrage zeigt, dass über alle Branchen gesehen weiterhin mit einem Stellenabbau zu rechnen ist. Am stärksten betroffen ist das Gastgewerbe. Aber auch im Grosshandel und in der Industrie sind die Erwartungen für den Arbeitsmarkt überdurchschnittlich düster. In der Industrie sei die Lage mit jener von Anfang 2015 vergleichbar, als die Nationalbank den Mindestkurs des Euro in Franken aufgehoben hat, schreibt die KOF.
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