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Ab 2023 steigen die Preise
Die Zeiten des billigen Stroms sind vorbei

Wer viel Strom verbraucht, muss dafür deutlich mehr zahlen: Die Stromrechnung wird für einen durchschnittlichen Haushalt um rund 180 Franken steigen.
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2023 wird unser Strom teurer. Das bestätigt die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom), die eine Umfrage unter Stromversorgungs­unternehmen durchgeführt hat. Für einen Fünfzimmerhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden rechnet die Aufsichtsbehörde in einem möglichen Szenario mit einem Anstieg von heute 21 Rappen auf knapp 25 Rappen pro Kilowattstunde.

Das bedeute, dass die jährliche Stromrechnung für solche Haushalte im Durchschnitt um rund 180 Franken steige, so die Elcom. Damit bestätigt sie andere Umfragen, die von ähnlichen Preissteigerungen ausgingen. Bereits vor Wochen gingen Branchenvertreter davon aus, dass der Preis um durchschnittlich 20 Prozent steigen dürfte. 

Nicht alle Haushalte wird es gleich stark treffen. Denn es ist entscheidend, wie viel Strom das eigene Versorgungsunternehmen selbst herstellt und wie es an der Strombörse eingekauft hat. Stromhersteller mit viel eigener Produktion dürften in der Tendenz ihre Tarife weniger stark anheben. Es ist sogar möglich, dass es etliche Versorger geben wird, die ihren Stromtarif nicht anheben, so wie dies etwa der Berner Stromkonzern BKW angekündigt hat.

Doch in der Tendenz ist klar, dass der Strom teurer wird. In den vergangenen Jahren war der Preis ziemlich stabil. Mit dem sprunghaften Anstieg im nächsten Jahr endet die Ära der günstigen Stromtarife nun jäh.

«Strom war sehr lange Zeit sehr günstig», sagt Nadine Brauchli vom Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen. Das ändere sich nun. Die Mitglieder des Verbandes kaufen mehrheitlich ihre Energie, die sie für ein Jahr benötigen, während zwei bis drei Jahren in mehreren Tranchen ein. Das heisst: Der Strom für das laufende Jahr wurde 2019, 2020 und 2021 eingekauft. Der Preis, der am Ende bei den Endkundinnen und Endkunden ankommt, hängt direkt mit dieser Einkaufsstrategie zusammen. 

Das bedeutet, dass die nächsten Jahre ebenfalls teuer werden. Denn die Stromeinkäufe für 2024 stammen aus den Jahren 2021, 2022 und 2023. Und gerade 2022 ist ein teures Jahr, um Energie einzukaufen. Entsprechend geht Brauchli davon aus, dass es für die Kundinnen und Kunden 2024 und 2025 mindestens so teuer wird wie nächstes Jahr. 

Strombörsen gehen von anhaltend hohen Preisen aus

Wie es darüber hinaus weitergehen könnte, lässt sich an den Strombörsen ablesen. «Bis Ende des Jahrzehnts sinken die Preise an den Strombörsen im Vergleich zum heutigen Niveau zwar etwas, bleiben aber hoch», sagt Thomas Weber, Senior Energy Economist der Axpo. An diesen Börsen decken sich die Stromversorger mit der nötigen Energie ein, um ihre Kundinnen und Kunden zu beliefern.

Der Grund für die anhaltend hohen Preise an den Börsen: «Die Börsen gehen nicht davon aus, dass Europa bis Ende des Jahrzehnts wieder billiges russisches Gas zu Strom macht», sagt Weber. Gas ist ein wichtiger Energieträger im europäischen Stromnetz. Gerade in Deutschland wird aus Gas viel Strom erzeugt. Wenn das Gas teurer wird, wird damit auch der Strom teuer. 

Hinzu kommt laut Weber eine allgemeine Unsicherheit, die den Stromhandel beeinflusst. «Es ist nicht vorhersehbar, wie sich Russland verhält. Das belastet zusätzlich.»

Weitere Faktoren treiben die Preise: Weber erwähnt den CO₂-Preis, der den Strom aus nicht erneuerbaren Quellen verteuert. Gleichzeitig hat Frankreich derzeit Mühe mit der Produktion in seinen Atomkraftwerken. «Das ist ein weiteres Problem auf einem Berg von Problemen», sagt Weber. Dämpfend könnte sich ein deutlich beschleunigter Ausbau der Erneuerbaren auswirken – doch offenbar glaubt man an den Strombörsen nicht daran, dass dies tatsächlich eintrifft. 

Kosten für das Stromnetz dürften steigen

Der Strompreis, den wir zahlen, hat nicht nur mit dem Preis für die Energie an sich zu tun. Sondern er setzt sich aus drei Hauptbestandteilen zusammen: Energie, Kosten für das Netz und Abgaben.

Der Ausbau der Erneuerbaren wird vermehrt Investitionen in das Netz nötig machen. Der Bau von Fotovoltaikanlagen auf Einfamilienhäusern bedingt ein stärkeres Netz. Denn wenn ganz viele kleine Anlagen gleichzeitig viel Strom ins Netz einspeisen, muss dieses robuster sein als noch vor zehn Jahren, als die eingespeisten Mengen viel kleiner waren. Das kostet.

Im Verhältnis zu den gesamten Ausgaben eines typischen Haushalts ist der Anteil für Elektrizität tief. Die Löhne stiegen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich mehr als die Preise für Strom. Der jetzige Anstieg ist aber eine Zäsur – und treibt die ohnehin anziehende Teuerung an. Denn von den hohen Strompreisen sind nicht nur Privathaushalte betroffen, sondern auch Gewerbebetriebe. Dies wird sich letztlich in teureren Gütern und Dienstleistungen niederschlagen.  

Wie stark der Preis auf 2023 hin wirklich steigen wird, lässt sich erst im September mit Sicherheit sagen. Am 31. August müssen die einzelnen Versorger ihre Preise der Elcom melden. Diese veröffentlicht im September die definitiven Preise für das darauffolgende Jahr.